Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Oeffentliche Bedürfnißanstalten sind aus gesund- 
heitlichen und ästhetischen Rücksichten in Klein-Popo 
bereits seit einer Reihe von Jahren eingerichtet. 
Eine gleiche Anlage wird demnächst in Sebbe in 
Angriff genommen werden, nachdem es dem Kaiser- 
lichen Landeshauptmann gelungen ist, ein entsprechen- 
des Grundstück zur unentgeltlichen Benutzung auf 
20 Jahre zu erhalten. 
Friedhöfe für Eingeborene sind gleichfalls bereits 
an verschiedenen Orten angelegt. Auf ihnen werden 
jedoch nur christliche Eingeborene beerdigt, während 
die heidnischen nach alter Sitte in ihrer Behausung 
bestattet werden, ein Gebrauch, der sich nur allmählich 
wird abstellen lassen. 
Bezüglich der Schutzpockenimpfung besteht durch 
Verordnung vom 8. Mai 1889 auch gegenüber den 
Eingeborenen der Impfzwang. 
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Knkishlaverei-Bewegung. 
Der deutsche Frauenverein für Krankenpflege in 
den Kolonien hat in der Berliner Ausstellung eine 
Krankenbaracke ausgestellt. Die Baracke enthält ein 
Krankenzimmer mit vier Betten, eine Küche, Vorraths= 
kammer und Badestube. Die Aufsicht führt nach 
„Unter dem rothen Kreuz“ die beurlaubte Schwester 
Emma Kubanke. 
Am 24. November v. Js. ist in Kapstadt der 
frühere rheinische Missionar Dr. Hugo Hahn ge- 
storben, der seit 1841 in Südafrika gearbeitet hat. 
Er hat vor 50 Jahren in der Gegend von Wind- 
hoek die Mission unter den Hereros begonnen. Er 
hat ihre Sprache zur Schriftsprache gemacht und 
weite Reisen in das nördlich vom Hererolande liegende 
Ovamboland ausgeführt, wodurch er der Mission 
auch dorthin Bahn brach: Später war er etwa zehn 
Jahre lang Pastor an der deutschen Gemeinde in 
Kapstadt und lebte zuletzt bei seinem Sohne, dem 
deutschen Pastor in dem Dorse Paarl. 
Nach den Berichten der Rheinischen Mission 
zählt die im Gebiete der Bergdamaras angelegte 
Station Okombahe 335 Gemeindeglieder. Missionar 
Schaar schätzt es im Interesse seiner Bergdamara 
immer mehr als ein Glück, daß Okombahe als 
deutsches Kronland erklärt worden ist, und daß die 
Bergdamara der Oberhoheit der Herero entronnen 
sind. Die Herero ziehen jetzt aus dem Gebiet fort, 
meistens nach Norden zu, dagegen erfolgen immer 
mehr Zuzüge von Bergdamara. Die Regierung be- 
fördert das. 
  
  
Die Mission sammelt jetzt Beiträge für eine 
neue Kirche. Aus der Gemeinde sind bisher 98 Mark, 
von einigen Weißen 424 Mark, darunter eine Gabe 
von 80 Mark vom Landeshauptmann eingegangen. 
Die zweite eigentliche Bergdamarastation war 
bislang Otjombnima, das vor ungefähr drei Jahren 
von Missionar Kremer gegründet wurde. Von 
Anfang an war Missionar Kremer die Instruktion 
gegeben worden, vorläufig nicht zu fest zu bauen, 
da eine Verlegung der Station möglicherweise nöthig 
werden könnte. Das ist jetzt geschehen. Obwohl 
die Arbeit einen ganz guten Anfang genommen 
hatte, erwies sich doch Otjombuima oder Tsumamas 
nicht als der geeignete Platz. Otiombuima ist dem- 
nach wieder aufgegeben. Dagegen gab es im Nord- 
osten des Landes viele Bergdamara und Buschmänner, 
und eben dort war bis jetzt noch weit und breit 
keine Missionsstation. Dorthin, nordöstlich von 
Otjozondjupa, nach dem sogenannten Otavigcbiet, hat 
nun in Mitte des vergangenen Jahres der Präses 
unserer Hereromission, Missionar Viehe, zusammen 
mit Kremer eine Untersuchungsreise gemacht, die 
einen greifbaren Erfolg hatte. Im Vergleich zu dem 
übrigen Hereroland hat das Otavigebiet manche 
große Vorzüge. Zunächst einmal, es ist ungemein 
wasserreich. Es giebt zwar keine Flüsse; aber ab- 
gesehen von den vielen Quellen sammelt sich in den 
breiten grasreichen Niederungen das Regenwasser 
und bewegt sich langsam nach der einen oder anderen 
Richtung, bis es allmählich vom Boden aufgesogen 
wird; so können allenthalben dauernde Gartenanlagen 
gemacht werden, was im Hererolande nicht der Fall 
ist. Ein anderer günstiger Umstand ist der, daß der 
Zwischenraum zwischen dem Beginn der Regenzeit 
und dem Eintritt der Nachtfröste länger ist als im 
Hereroland; infolgedessen kann auch die Regenzeit 
zu Ackerbauzwecken benutzt werden, was im Herero- 
lande gleichfalls nur in sehr beschränktem Maße 
geschehen kann. So haben sich auch bereits viele 
Weiße besonders in der Umgegend von Grootfonteln 
(nicht zu verwechseln mit der ehemaligen Missions- 
station Grootfontein im Namaland) niedergelassen. 
Hier hat auch der Vertreter der South-West- 
Africa Co. Ld. (einer englisch-deutschen Gesellschaft) 
seinen Sitz. Dieser, Premierlieutenant Dr. Hart- 
mann, war gern bereit, dafür einzutreten, daß 
der Mission der nöthige Platz zur Anlage einer 
Station überlassen würde. Als geeigneter Platz für 
die neu anzulegende Station wurde nach gründlicher 
Prüfung Oniha oder Ghaub (n. ö. von Otavi, in 
unserem Missionsatlas ein klein wenig s. ö. von 
Otjikoto) bestimmt. Der Platz macht einen durchaus 
günstigen Eindruck, auch haben die dortigen Berg- 
damara, die die Oberhoheit eines gewissen John 
Krüger, eines Hercrobastard, anerkennen, der jetzt 
auch von der deutschen Regierung förmlich als Kapitän 
der Bergdamara und Buschmänner eingesett worden 
ist, bereits mehrere Gärten angelegt und trotz der 
sehr primitiven Bearbeitung noch gute Ernten erzielt. 
 
	        
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