Der Transitverkehr durch Betschuanaland nach
Rhodesia ist in den letzten Jahren sehr gewachsen.
Er betrug:
1891/92
36 409
1892/93
8 909
—
Ein großer Theil der Einfuhr nach Rhodesia,
namentlich nach Maschonaland, geht über den portu-
giesischen Hafen Beira und durch Transvaal; die
Einfuhr aus Transvaal nach Matabeleland während
des letzten Jahres wird auf mindestens 30 000 Pfd.
Sterl. geschätzt. Man hofft, daß der Durchgangs-
verkehr durch Betschuanaland in den nächsten Jahren
noch weiter anwachsen wird infolge der Weiter-
führung der Betschuanalandeisenbahn und der besseren
Regelung des Landtransportes, sowie wegen der
guten Weideverhältnisse längs der Betschuanaland-
straße. Die Fracht für 100 englische Pfund von
Mafeking, zur Zeit die nördlichste Eisenbahnstation
in Betschuanaland, bis Buluwayo hat zuletzt zeit-
weise nur 10 s. betragen, durchschnittlich während
des letzten Jahres etwa 13 s.
Der Export aus Betschuanaland mittels der
Eisenbahn ist nicht erheblich und ist im letzten Jahre
dem Gewichte nach wiederum zurückgegangen. Er
betrug:
1893/04
23 607
1892/93 = 44 745 704 engl. Pfund,
1893/94 = 36 030 259 -
1894/95 = 31 532 362 = -
Die Hauptausfuhrartikel sind: Holz, Getreide,
Wolle, Häute und Hörner. Es betrug in engl.
Pfund die Ausfuhr von:
1892/93 1893/94 1894/95
Bau= und
Brennholz 34 890 168 32 795 445 25 369 555
Getreide 7 331 313 1 135 457 3 725 930
Wolle und
Kamelgarn 558 912 487 797 386 195
Häuten,
Fellen und
Hörnern 680 497 587 384 710 138
Der Rückgang des Gesammtgewichtes der Aus-
fuhr ist hiernach hauptsächlich auf die verminderte
Ausfuhr von Holz zurückzuführen. Die Ausfuhr
von Getreide ist infolge der besseren Mais= und
Hirseernte und des Nachlassens der Heuschreckenplage
wieder gestiegen. Man hofft, daß die Ausfuhr von
Wolle und Kamelgarn sich später wieder heben
wird, da im letzten Jahre etwa 7000 Schase in
Betschuanaland eingeführt sind und die mit den
Angoraziegen angestellten Versuche erfolgreich gewesen
sind. Manche Gegenden sind jedoch für die Schaf-
zucht nicht geeignet.
Den Einnahmen aus dem Post= und Telegraphen=
verkehr im letzten Jahre von zusammen 11 535 Pfd.
Sterl. stehen Ausgaben im Betrage von 12 432 Pfd.
Sterl. gegenüber, so daß das Defizit nur noch 897 Pfd.
Sterl. beträgt (gegen 4053 Pfd. Sterl. im Jahre
1893/94 und 7483 Pfd. Sterl. im Jahre 1892,93).
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Die Ausgaben für die Post haben sich in den letzten
Jahren beständig verringert. Dieses Resultat ist
mit Rücksicht auf die großen Entfernungen und die
unentwickelten Verhältnisse im Protektorate ein sehr
günstiges; in dem Berichte wird die Erwartung
ausgesprochen, daß das Post= und Telegraphenwesen
sich bald selbst erhalten wird und daß sich eine
Herabsetzung der jetzt noch sehr hohen Posttarifsätze
ermöglichen lassen wird. Ein regelmäßiger Post-
betrieb war bis Buluwayo eingerichtet.
Was die Landverkäufe seitens der Regierung
anbetrifft, so sind im vergangenen Jahre 403 030
kapsche Morgen verkauft worden. Der Reinerlös
aus diesen Verkäufen betrug 5290 Pfd. Sterl.,
während 26 129 Pfd. Sterl. von den Kaufgeldern
Rest blieben. Der größte Theil dieser Restkauf-
gelder wird in Form einer Grundrente (quitrent),
welche mit 5 pCt. jährlich zu verzinsen ist, bestehen
bleiben, so daß die Regierung hieraus eine jährliche
Einnahme von etwa 1200 Pfd. Sterl. haben wird.
Für den derzeitigen Werth des Grund und Bodens
in Betschnanaland ist folgende in dem Berichte auf-
geführte Thatsache von Interesse. Im Jannar 1895
sollten in Upington, welches am Orangefluß nicht
weit von der Grenze des deutschen Schuszgebietes
liegt, 23 Farmen in öffentlicher Auktion versteigert
werden. Es wurden aber nur drei Farmen mit
einem Flächeninhalte von zusammen 46 405 Morgen
für 3218 Pfd. Sterl. verkauft. Hiernach betrug
der Durchschnittspreis für einen Morgen etwa 1 8
5 d. Auf die übrigen 20 Farmen wurde kein Gebot
abgegeben. Dagegen wurden in der Nähe von
Mafeking im Eisenbahnkonzessionsgebicte 116 600
Morgen für 20 230 Pfd. Sterl. verkauft, d. h. der
Morgen durchschnittlich für etwa 3 8 6 d.
Der Gesammtflächeninhalt der Kronkolonie beträgt
etwa 51 500 engl. Quadratmeilen. Hiervon stehen
der Regierung noch etwa 18 000 Quadratmeilen,
von denen 2282 Quadratmeilen vermessen sind, als
Kronland zum Verkauf zur Verfügung. Der Ver-
kaufswerth dieses Kronlandes wird auf wenigstens
270 000 Pfd. Sterl. geschätzt.
Die allgemeine wirthschaftliche Lage im Betschuana-
lande, namentlich auch die der Eingeborenen, ist nach
dem Berichte während des Jahres 1894/95 günstig
gewesen, trotzdem bei der Ernte einige Getreidcarten
infolge von Dürrc und Heuschreckenfraß ausgefallen
sind. Doch war die Mais= und Hirseernte gut.
Die Eingeborenen sind im Allgemeinen mit ihrer
Lage zufrieden; sie finden bei dem steigenden Verkehr
guten Verdienst durch das Frachtgeschäft, welches im
Protektorat zum größten Theil in ihren Händen ist.
Viele von den jüngeren Eingeborenen arbeiten in
den Minen bei Kimberley und Johannesburg.
Der Ertrag der Hüttensteuer (siehe oben), welche
nur in der Kronkolonie erhoben wird, ist ein außer-
gewöhnlich hoher gewesen.