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Feinde zu säubern, und ritt selbst auf völlig er-
schöpftem Pferde allein und langsam nach dem alten
Kampfplatze zurück, in der bestimmten Erwartung,
daß der Gegner dort ebenfalls geworfen sei. Zu
meinem Erstaunen fand ich das ganze Gefechtsfeld
leer, Niemand antwortete meinem Rufen; da fand
ich die Leiche des Lieutenants Lampe, durch die
Brust und das rechte Handgelenk geschossen, auf dem
Rücken liegen. Sein Angriff war auf eine ge-
waltige Uebermacht gestoßen und hatte zu einem
wilden Handgemenge geführt, das zu Gunsten des
Feindes endete. Der heldenmüthige Widerstand der
wenigen Reiter aber, die sich ihm entgegengeworfen
hatten, hatte den Angriff zum Stehen gebracht und
die Attacke des Zuges vom Sergeanten Frvede ihn
auch an dieser Stelle zum Rückzuge und zur Flucht
bewogen. Neben dem Lientenant Lampe waren
gefallen:
Reiter Exner (durch die Brust geschossen und
Keulenschlag gegen die Stirn).
Kriegsfreiwilliger Reiter Schmidt (Lieutenant
der Reserve vom JInfanterie-Regiment Nr. 36, fünf
Schuß durch die Brust; vor Kurzem in Afrika ein-
getroffen).
Unteroffizier Bannach (zwei Schuß durch die
Brust und Unterleib).
Schwer verwundet ward der Unteroffizier
Susath; er starb am folgenden Tage in Gobabis.
Die wenigen Uebriggebliebenen hatten nach
tapferem Kampfe, erst als sie alle Hoffnung auf
einen Erfolg aufgeben mußten, den Rückzug an-
gelreten und das Geschütz, das keine Bedeckung mehr
in der Nähe sah, sich demselben angeschlossen. Die
flüchtenden Hereros waren allein durch das Feuer
der kleinen Abtheilung des Wachtmeisters Urban
verfolgt worden, das eine Anzahl von ihnen zu
Boden streckte.
Die Zahl der angreifenden Ovambandyern ward
gering auf 200 bis 300 veranschlagt. Schließlich
stießen die Schützen, welche den Frontangriff des
Gegners abgeschlagen hatten, zu mir, und ich schickte
einen von ihnen nach dem Platze Gobabis mit dem
Befehl, daß alle Mannschaft und das Geschütz wieder
in die mit so schweren Opfern behauptete Stellung
einzurücken hätten. Inzwischen aber hatte der stell-
vertretende Landeshauptmann Negierungsassessor
v. Lindequist, Premierlieutenant der Reserve, das
Kommando des Platzes übernommen und, nachdem
er schon durch das Feuer des Platzgeschützes am
Vormittag mit in den Kampf eingegriffen, jetzt selb-
ständig, und ehe noch obiger Befehl an ihn gelangte,
die noch frische Stationsbesatzung auf den Kampfplatz
entsendet. Nunmehr führte er mir die gesammte
Mannschaft wieder zu.
Bald nach Mittag waren das Geschütz und
50 Mann auf dem Gefechtsfelde vereinigt. Sobald
die Pferde etwas ausgeruht und die Mannschaften
durch herbeigeführtes Wasser erquickt worden waren,
ging ich mit 30 Reitern über die Fläche gegen die
Werft des Nikodemus vor. Der Premierlieutenant
v. Lindequist verblicb mit dem Rest der Kompagnie
und dem Geschütz zur Aufnahme auf dem Höhen-
rücken. Einige Hereros, die sich am Bergsuße in den
Büschen festgesetzt hatten, vermochten noch rechtzeitig
vor der anreitenden Abtheilung zu entwischen.
Als ich mich der Werft des Nikodemus mehr
näherte, setzten sich drei große Haufen Reiter, an
200 bis 300, und Fußvolk von verschiedenen Seiten
her gegen mich in Bewegung. Ich ging langsam
bis in den Bereich des Geschützes zurück, und als
ein am Bergfuß vorgehender Reiterhaufen nahe auf-
folgen wollte, wurde er durch einige wohlgezielte
Schrapnelschüsse zersprengt. Nun ging ich wieder
vor, worauf auch die anderen Reiterhaufen sich zurück-
zogen, einer verschwand in westlicher Richtung. Bis
nach Sonnenuntergang beobachtete ich die feindliche
Stellung.
Der Verlust des Gegners betrug, sehr gering
angeschlagen, 100 Mann; der eigene 6 Todte:
Lieutenant Lampe, Unteroffizier Bannach, Unter-
offizier Susath, Reiter Exner, Reiter Jendjes,
Kriegsfreiwilliger Reiter Schmidt; 5 Leichtver-
wundete: Lieutenant Eggers, Sergeant Fisch, Ge-
freiter Wieland, Gefreiter Schmidt, Bastardreiter
Paul Mac Nab.
Der Munitionsverbrauch war sehr gering, pro
Mann wurden nicht mehr als 26 bis 28 Patronen
im Durchschnitt verschossen, vom Geschütz am Vor-
mittag sechs Schrapnels, am Nachmittag vier
Schrapnels.
Am nächsten Morgen ging die gesammte feind-
liche Macht mit zahlreichen Viehherden in nördlicher
und nordwestlicher Richtung in großer Eile ab.
Ein Reiterhaufen wurde noch durch das Feuer des
Geschützes auseinander gejagt.
Die direkte Verfolgung aufzunehmen, verbot mir
der schwache Zustand der äußerst angestrengten Pferde
(diese hatten bei geringem Grasfutter in den letzten
fünf Tagen etwa 250 km guer übers Feld zurück-
gelegt, dann die Anstrengungen des Gechtstages er-
tragen und waren zum Theil seit 30 Stunden nicht
getränkt worden) und die geringe Beweglichkeit des
Geschützes, auf das ich bei der Schwäche meiner
Abtheilung sehr angewiesen war.
Ausgezeichnet haben sich alle drei Offiiere:
Lampe #F, Eggers, verwundet, v. Lindequist.
Bon den Unteroffizieren ganz besonders: Wacht-
meister Urban, Sergeant Froede, die Unteroffiziere
Staginnus, Simon, Maczkiewitz, die Mann-
schaften Reiter Steffen, Reiter Exner J, Gefreiter
Witt, Gefreiter Graefe, Kriegsfreiwilliger v. Schulz,
Gefreiter Schmidt und Gefreiter Wieland, Beide
verwundet; die Eingeborenen Bastard Paul Mac
Nab, verwundet, die Namareiter Wilhelm (Diener
des Lieutenants Lampe) und Goliath.