Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Feinde zu säubern, und ritt selbst auf völlig er- 
schöpftem Pferde allein und langsam nach dem alten 
Kampfplatze zurück, in der bestimmten Erwartung, 
daß der Gegner dort ebenfalls geworfen sei. Zu 
meinem Erstaunen fand ich das ganze Gefechtsfeld 
leer, Niemand antwortete meinem Rufen; da fand 
ich die Leiche des Lieutenants Lampe, durch die 
Brust und das rechte Handgelenk geschossen, auf dem 
Rücken liegen. Sein Angriff war auf eine ge- 
waltige Uebermacht gestoßen und hatte zu einem 
wilden Handgemenge geführt, das zu Gunsten des 
Feindes endete. Der heldenmüthige Widerstand der 
wenigen Reiter aber, die sich ihm entgegengeworfen 
hatten, hatte den Angriff zum Stehen gebracht und 
die Attacke des Zuges vom Sergeanten Frvede ihn 
auch an dieser Stelle zum Rückzuge und zur Flucht 
bewogen. Neben dem Lientenant Lampe waren 
gefallen: 
Reiter Exner (durch die Brust geschossen und 
Keulenschlag gegen die Stirn). 
Kriegsfreiwilliger Reiter Schmidt (Lieutenant 
der Reserve vom JInfanterie-Regiment Nr. 36, fünf 
Schuß durch die Brust; vor Kurzem in Afrika ein- 
getroffen). 
Unteroffizier Bannach (zwei Schuß durch die 
Brust und Unterleib). 
Schwer verwundet ward der Unteroffizier 
Susath; er starb am folgenden Tage in Gobabis. 
Die wenigen Uebriggebliebenen hatten nach 
tapferem Kampfe, erst als sie alle Hoffnung auf 
einen Erfolg aufgeben mußten, den Rückzug an- 
gelreten und das Geschütz, das keine Bedeckung mehr 
in der Nähe sah, sich demselben angeschlossen. Die 
flüchtenden Hereros waren allein durch das Feuer 
der kleinen Abtheilung des Wachtmeisters Urban 
verfolgt worden, das eine Anzahl von ihnen zu 
Boden streckte. 
Die Zahl der angreifenden Ovambandyern ward 
gering auf 200 bis 300 veranschlagt. Schließlich 
stießen die Schützen, welche den Frontangriff des 
Gegners abgeschlagen hatten, zu mir, und ich schickte 
einen von ihnen nach dem Platze Gobabis mit dem 
Befehl, daß alle Mannschaft und das Geschütz wieder 
in die mit so schweren Opfern behauptete Stellung 
einzurücken hätten. Inzwischen aber hatte der stell- 
vertretende Landeshauptmann Negierungsassessor 
v. Lindequist, Premierlieutenant der Reserve, das 
Kommando des Platzes übernommen und, nachdem 
er schon durch das Feuer des Platzgeschützes am 
Vormittag mit in den Kampf eingegriffen, jetzt selb- 
ständig, und ehe noch obiger Befehl an ihn gelangte, 
die noch frische Stationsbesatzung auf den Kampfplatz 
entsendet. Nunmehr führte er mir die gesammte 
Mannschaft wieder zu. 
Bald nach Mittag waren das Geschütz und 
50 Mann auf dem Gefechtsfelde vereinigt. Sobald 
die Pferde etwas ausgeruht und die Mannschaften 
durch herbeigeführtes Wasser erquickt worden waren, 
  
ging ich mit 30 Reitern über die Fläche gegen die 
Werft des Nikodemus vor. Der Premierlieutenant 
v. Lindequist verblicb mit dem Rest der Kompagnie 
und dem Geschütz zur Aufnahme auf dem Höhen- 
rücken. Einige Hereros, die sich am Bergsuße in den 
Büschen festgesetzt hatten, vermochten noch rechtzeitig 
vor der anreitenden Abtheilung zu entwischen. 
Als ich mich der Werft des Nikodemus mehr 
näherte, setzten sich drei große Haufen Reiter, an 
200 bis 300, und Fußvolk von verschiedenen Seiten 
her gegen mich in Bewegung. Ich ging langsam 
bis in den Bereich des Geschützes zurück, und als 
ein am Bergfuß vorgehender Reiterhaufen nahe auf- 
folgen wollte, wurde er durch einige wohlgezielte 
Schrapnelschüsse zersprengt. Nun ging ich wieder 
vor, worauf auch die anderen Reiterhaufen sich zurück- 
zogen, einer verschwand in westlicher Richtung. Bis 
nach Sonnenuntergang beobachtete ich die feindliche 
Stellung. 
Der Verlust des Gegners betrug, sehr gering 
angeschlagen, 100 Mann; der eigene 6 Todte: 
Lieutenant Lampe, Unteroffizier Bannach, Unter- 
offizier Susath, Reiter Exner, Reiter Jendjes, 
Kriegsfreiwilliger Reiter Schmidt; 5 Leichtver- 
wundete: Lieutenant Eggers, Sergeant Fisch, Ge- 
freiter Wieland, Gefreiter Schmidt, Bastardreiter 
Paul Mac Nab. 
Der Munitionsverbrauch war sehr gering, pro 
Mann wurden nicht mehr als 26 bis 28 Patronen 
im Durchschnitt verschossen, vom Geschütz am Vor- 
mittag sechs Schrapnels, am Nachmittag vier 
Schrapnels. 
Am nächsten Morgen ging die gesammte feind- 
liche Macht mit zahlreichen Viehherden in nördlicher 
und nordwestlicher Richtung in großer Eile ab. 
Ein Reiterhaufen wurde noch durch das Feuer des 
Geschützes auseinander gejagt. 
Die direkte Verfolgung aufzunehmen, verbot mir 
der schwache Zustand der äußerst angestrengten Pferde 
(diese hatten bei geringem Grasfutter in den letzten 
fünf Tagen etwa 250 km guer übers Feld zurück- 
gelegt, dann die Anstrengungen des Gechtstages er- 
tragen und waren zum Theil seit 30 Stunden nicht 
getränkt worden) und die geringe Beweglichkeit des 
Geschützes, auf das ich bei der Schwäche meiner 
Abtheilung sehr angewiesen war. 
Ausgezeichnet haben sich alle drei Offiiere: 
Lampe #F, Eggers, verwundet, v. Lindequist. 
Bon den Unteroffizieren ganz besonders: Wacht- 
meister Urban, Sergeant Froede, die Unteroffiziere 
Staginnus, Simon, Maczkiewitz, die Mann- 
schaften Reiter Steffen, Reiter Exner J, Gefreiter 
Witt, Gefreiter Graefe, Kriegsfreiwilliger v. Schulz, 
Gefreiter Schmidt und Gefreiter Wieland, Beide 
verwundet; die Eingeborenen Bastard Paul Mac 
Nab, verwundet, die Namareiter Wilhelm (Diener 
des Lieutenants Lampe) und Goliath.
	        
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