Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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zusammen aus 43 schwarzen Trägern und dem Diener Gouvernementsagent C. Kowald nahmen sich der 
von Ehlers, einem etwa fünfzehnjährigen Mauritius= 
mischling, Namens Tschokra oder Lupu. 
33 Träger erhielten je eine Trägerlast Reis — 
20 kg — in geöltem Beutel, acht Träger, die 
Piering besonders ausgesucht hatte und die der 
Polizeitruppe angehört hatten, erhielten neben Aus- 
rüstungslasten Bewafsnung (Mauserkarabiner und 
Patronen), zwei Träger waren außer mit Tausch- 
waarenlasten mit Jagdgewehren und Munition aus- 
gerüstet. Die persönliche Ausrüstung der Europäer 
wurde auf ein Mindestmaß bestimmt und hat, ein- 
geschlossen das Zelt, sieben Trägerlasten nicht über- 
schritten, die Tauschwaaren machten drei Trägerlasten 
aus. Am 11. August 1895 schiffte sich die Expe- 
dition an Bord des Dampfers der Neu-Gninea-= 
Kompagnie „Msabel“ ein. Eine etwa ein Jahr alte 
große Hündin aus dem Blut einer deutschen Dogge 
und fünf lebende Ziegen wurden mitgenommen. Am 
Mittwoch den 14. August wurde die Expedition in 
der Bayernbucht an der Mündung des Franziska- 
flusses an Land gesetzt. Nachdem in dem Eingebo- 
renendorf als Nahrungsreserve zehn Sack Reis, etwa 
600 kg, niedergelegt waren, wofür die Eingeborenen 
bereitwillig eine Hütte zur Verfügung stellten, wurde 
um 2 Uhr nachmittags unter Führung eines älteren 
Eingeborenen und in Begleitung aller jüngeren 
Männer des an der Mündung des Franziskaflusses 
liegenden Dorfes der Marsch in das Innere an- 
getreten. 
Von den mitgenommenen Ziegen ist nur eine der 
Expedition gefolgt, die anderen waren in den Busch 
hineingesprungen und mußten zurückgelassen werden. 
Der stellvertretende Landeshaupt der Neu-Guinca- 
Kompagnie, Korvettenkapitän Rüdiger, hatte die 
Expedition bis nach der Bayernbucht begleitet. Als 
er am Sonntag den 18. August nochmals die Bayern= 
bucht berührte, waren die Eingeborenen, welche die 
Expedition von Anfang an begleitet hatten, eben 
wieder zurückgekommen. Aus ihrem Munde hörte 
er, daß sie die Expedition bis zum Sonnabend früh 
begleitet hatten; sie zeigten einen etwa 1000 m hohen 
Berg im Süden der Bayernbucht, auf dessen Spitze 
die Expedition am Sonnabend den 17. August vor- 
mittags angelangt war; die Entfernung betrug etwa 
20 bis 25 km Luftlinie. Bis dahin waren offene 
Feindseligkeiten der Eingeborenen nicht zu melden 
gewesen, es waren auch keine Desertionen vor- 
gekommen. Seitdem fehlten alle Nachrichten über 
das Schicksal der Expedition, bis im November über 
Cooktown die telegraphische Meldung einging, daß 
20 Ehlerssche Träger in dem englischen Küstenorte 
Vort Moresby eingetroffen seien mit der Nachricht, 
daß Ehlers und Piering ertrunken und der Rest 
der Träger gleichfalls umgekommen seien. Einer der 
Träger hat sich daun später noch angefunden. Die 
englischen Beamten in Britisch-Neu-Guinea, insbeson- 
dere der Gouverneur Sir William Mac Gregor, 
der Gouvernementssekretär A. Musgrave und der 
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geben. 
Ueberlebenden mit der denkbar größten Fürsorge an. 
Die Träger waren am 24. oder 25. Oktober in 
Motn= Motn (am Ausfluß des Lakelamuflusses in 
die Fresh Waterbai) angekommen. Sobald Herr 
Musgrave davon hörte, entsandte er ein Gouverne= 
mentsfahrzeug an den Distriktschef Herrn Kowald 
mit dem Ersuchen, sich an Ort und Stelle zu be- 
Herr Kowald war bereits auf eigene Hand 
mit seinem Whaleboot in beschwerlicher Reise nach 
Motu-Motu gefahren und hatte dort in jeder Weise 
für die Träger, die von dem Missionslehrer Peter 
und dem eingeborenen Häuptling Lahavi gut auf- 
genommen worden waren, gesorgt. Von Motu-Motu 
wurden die Träger nach Port Moresby geführt, wo 
sic am 10. November eintrafen. Hier sind sie von 
Herrn Musgrauve untergebracht und ärztlicher Auf- 
sicht unterstellt worden. Ueber ihre Erlebnisse machten 
sic folgende Angaben: 
Die Expedition ging elwa sechs Wochen lang 
einen Fluß hinauf und dann durch Busch und Berge. 
Eingeborene wurden dann nicht mehr angetroffen. 
Drei Träger, Eingeborene von New-Ireland, deser- 
tirten mit den Lebensmitteln. 
Viele starben aus Mangel an Nahrung und vom 
Genuß giftiger Früchte, Ehlers und Piering waren 
sehr schwach, als man an einen Fluß gelangte. Man 
fand Sagopalmen und konstruirte ein Floß in zwei 
Tagen und Ehlers und Piering mit zwei Jungen 
bestiegen es am dritten Tage und nahmen sechs Ge- 
wehre, einen großen Sack Patronen und den Geld- 
kasten mit sich. 
Der Fluß war lief und reißend und das Floß 
wurde durch einen im Wasser liegenden Baum und 
Felsen umgeworfen und nur die beiden Jungen 
retteten sich und gingen mit den Uebrigen flußabwärts 
zehn Tage lang, lebten von Sagopalmen und kon- 
struirten ein anderes Floß und kamen nach einem 
Moravidorf, wo die Eingeborenen sie gut behandelten 
und nach Motu-Motu brachten zum Missionar Peter. 
Im Besitze der Ueberlebenden befanden sich sechs 
Mausergewehre, vier Ledergürtel, Taschen und Messer, 
139 Patronen und ein Kochtopf. Alles Andere, was 
die Expedition mit sich führte — einschließlich der 
Tagebücher — muß als verloren gelten. Unter den 
ums Leben Gekommenen befindet sich auch der oben- 
erwähnte Diener von Ehlers Tschokra oder Lupu. 
Wissenschaftliche Expedition. 
Ueber die bisherigen Erlebnisse der Kaiser Wil- 
helmsland-Expedition des Dr. Lauterbach und 
Landwirths Ernst Tappenbeck wird Folgendes be- 
richtet: Die Seereise wurde von Genua an Bord 
des Postdampfers „Sachsen" am 10. März an- 
getreten. Am 2. April traf die Expedition in Singa- 
pore ein und machte daselbst Einkäufe an Tropen- 
kleidern, Reis und Pferdefutter. Auf einem englischen
	        
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