Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Der Handel der Kolonie hat im Jahre 1894 
wiederum erheblich zugenommen. Die Einfuhr be- 
trug 812830 Pfd. Sterl., die Ausfuhr 850 343 Pfd. 
Sterl. An der Einfuhr waren betheiligt: England 
mit 582 273 Pfid. Sterl., die englischen Kolonien mit 
13 168 Pfd. Sterl., Deutschland mit 87 966 Pfd. 
Sterl. (10 661 Pfd. Sterl. mehr als im Jahre 1893); 
vom Exporte entfielen auf England 608 258 Pfd. 
Sterl., auf die englischen Kolonien 29 765 Pfd. 
Sterl., auf Deutschland 104 987 Pfd. Sterl. (8201 
Pfd. Sterl. mehr als im Jahre 1893). Von fremden 
Staaten sind am Handel mit der Kolonie außer 
Deutschland fast nur noch Frankreich und die Ver- 
einigten Staaten betheiligt, beide aber in geringerem 
Grade als Deutschland. 
Die Zunahme des Handels der Goldküstenkolonie 
seit 1890 ist aus folgender Zusammenstellung er- 
sichtlich: 
Einfuhr: Ausfuhr: 
18900 562 102 Pfd. Sterl. 601 348 Pfd. Sterl. 
1891 665781 - 684 304 = - 
1892 597094 - 665 064 - 
1893. 718 353 = - 722 106 „ - 
1894 812 830 = - 850 343 = - 
Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind bekanntlich 
Palmöl und Palmkerne, deren Ausfuhr im Anwachsen 
begriffen ist. Es wurden ausgeführt: 
  
Palmkerne 
  
  
  
  
Palmöl 
Werth *l*e Werth 
Gallono pfo. Sterl. Tons #sd.Starl. 
1894 4213 935 237 62317136 112373 
1893 3 417 306 183 900 12041 80 721 
Zunahme 796 629 53 714 5095 3152 
Die Ausfuhr von Gummi betrug 189.1 368 463 
engl. Pfd., die Ausfuhr von Nuthölzern, welche im 
Jahre 1890 sich nur auf 510 Pfd. Sterl. belief und 
seitdem beständig gewachsen ist, 69 405 Pfd. Sterl. 
Die Kultur von Kakao und Kaffee, welche durch 
die im Jahre 1890 in Aburi von der Regierung 
errichtete botanische Station gefördert wird, ist noch 
im Entstehen begriffen. Der Werth des 1894 aus- 
geführten Kakaos betrug 546 Pfd. Sterl. (für 20 312 
engl. Pfund) gegen 93 Pfd. Sterl. (für 3460 Pfund) 
im Jahre 1893, der Werth des Kaffees 1265 Pfd. 
Sterl. (für 41 488 Pfund) gegen 630 Pfd. Sterl. 
(für 21437 Pfund) im Vorjahre. Der Kakao wurde 
1894 sämmtlich nach Deutschland exportirt, von dem 
Kaffee der bei Weitem größte Theil. 
Einen wichtigen Exportartikel bilden schon seit 
mehreren Jahren Affenfelle; 1894 wurden 168 405 
Stück im Gesammtwerthe von 41 000 Pfd. Sterl. 
ausgeführt. 
Von den 419 Schiffen, welche während des Jahres 
die Goldküste anliefen, waren 265 englische und 
90 deutsche. 
  
Die Produktion und die Ausfuhr von Gold ist 
in den letzten Jahren beständig zurückgegangen; der 
Werth der Goldausfuhr betrug im Jahre 1894 
76 795 Pfd. Sterl. gegen 103 200 Pfd. Sterl. im 
Jahre 1889. Die Zahl der in den Goldminen be- 
schäftigten Personen wurde auf 22 Europäer und 
2400 Eingeborene geschätzt. - 
Die in der Nähe der Küste bei Apollonia ent- 
deckten Petroleumquellen sind im Laufe des Jahres 
auf Veranlassung eines englischen Syndikates näher 
untersucht worden und man verspricht sich eine ge- 
winnbringende Ausbentung derselben. 
Von den inneren Einrichtungen der Kolonie ist 
bezüglich des Telegraphemvesens hervorzuheben, daß 
Anfang Januar 1894 die zwischen der Goldküste 
und Togoland hergestellte Telegraphenverbindung dem 
Verkehr übergeben worden ist, wie bereits früher 
berichtet wurde. Die Zahl der auf dieser neuen 
Linie während des Jahres 1894 aufgegebenen Tele- 
gramme beträgt 302. 
Die Bevölkerung der Kolonie wurde auf etwa 
1½ Millionen geschätzt, von denen 37 500 Christen 
sind. Die 7 Regierungs= und 70 Missionsschulen 
wurden von 7689 Kindern besucht. 
Die Schutztruppe der Kolonic besteht aus 
300 Haussalenten, von denen 180 in Akkra, 120 in 
Cape Coast stationirt sind. Die Regierung ist be- 
strebt, diejenigen Haussas, welche nach ihrer Dienstzeit 
aus der Truppe austreten, in der Nähe von Akkra 
anzusiedeln, und verleiht ihnen zu diesem Zwecke unter 
bestimmten Bediugungen Land. 
Verschiedene Wiltheilungen. 
Leitende Gesichtspunkte bei der Anlage von 
afrikanischen Stationen. 
Der seit 1885 an der Goldküste thätige Arzt 
der Basler Mission Dr. N. Fisch hat darüber fol- 
gendes Gutachten abgegeben: 
Jede Station, auf der Europäer arbeiten wollen, 
soll an einem möglichst gesunden Platze gebaut werden. 
Diejenigen unter den Stationen, die im Laufe der 
Zeit sich als besonders günstig herausstellen, werden 
dann Gesundheitsstationen. Durch Veränderung der 
Verhältnisse können frühere Gesundheitsstationen un- 
günstiger werden und umgekehrt. Es ist nicht ganz 
leicht, die Gesundheit einer Station zu bestimmen, 
deren Bewohner durch ihre Stellung viel von der 
Station wegbleiben und allerlei Strapazen auf sich 
nehmen müssen. Die Morbidität und Mortalität der 
Bewohner auch einer gesunden Station wird immer 
groß sein, wenn sie auf ihren Reisen oft Gelegenheit 
haben, sich mit Malaria u. s. w. zu infiziren. Einen 
besseren Anhaltspunkt hat man, wenn Frauen auf 
der Station anwesend sind, die selbstverständlich viel 
mehr an Ort und Stelle bleiben, doch spielt auch 
hier der individuelle Faktor eine zu große Rolle, um
	        
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