Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Bruder aber, Missionar Grieguszies, ist zu 
unserem großen Bedauern körperlich so geschwächt, 
wie es scheint, weniger durch Fieber als durch eine 
ungünstig verlaufene Brustfellentzündung, daß er das 
Land verlassen muß. Es ist ihm die Weisung zu- 
gegangen, er solle sich nach Südafrika begeben, wo 
ja für Heilung seines Leidens bessere Aussicht ist, 
als sie selbst Europa bieten würde. 
Da wegen der besonderen Verhältnisse im Konde- 
lande die Gesundheit der Missionare es dort öfter 
verlangt, daß sie ihren Wohnsitz wechseln, müssen wir 
darauf verzichten, den Einzelnen bestimmte Stationen 
als dauernden Aufenthalts= und Arbeitsort zuzu- 
weisen. Die Konferenz ist ermächtigt worden, in 
jedem einzelnen Fall die nöthigen Bestimmungen zu 
treffen. So haben auch im verflossenen Jahre 
häufige Veränderungen in der Stationirung unserer 
dortigen Brüder stattgefunden. Ende des Jahres 
waren die Stationen in folgender Weise besetzt: 
Es arbeiteten in IJkombe Nauhaus mit den beiden 
Handwerkern, zu denen sich dann noch der damals 
erwartete junge Bruder Källner gesellen sollte. 
Wangemannshöh war besetzt durch die Missionare 
Schumann und Bunk. In Manow standen 
Grieguszies und Jauer. In Muakareri arbeitete 
Missionar Schüler, und auf der neuen Station 
Muakagile hatten die Brüder Wolff und Hübner 
die Arbeit angefangen. 
Wir dürfen hoffen, daß die gegen Ende des 
Jahres von den Engländern am Nhassa erfochtenen 
Siege, ganz besonders die Einnahme der befestigten 
Stadt Mlosis des bekannten arabischen Sklaven- 
händlers, der für die uns benachbarte englische 
Station Karonga einc beständige Gefahr war, auch 
dazu heitragen werden, die politische Ruhe in unserem 
Missionsgebiet zu sichern. 
Die Landplagen, Heuschrecken und Ninderpest, 
sind, wie es scheint, gewichen, und das Volk erfreut 
sich wieder eines langsam zunehmenden Wohlstandes. 
Der Verkehr mit Europa ist dadurch, daß der See 
und die Flußläufe des Schire und Sambesi von 
mehr Dampfern befahren werden, erleichtert und be- 
schleunigt. Im Kondelande selbst sind die Straßen 
aber noch nicht gebessert. In der Sommerzeit sind 
dort die Flüsse und Sümpfe des Tieflandes nur 
sehr schwer zu passiren. Das Oberland aber ist 
reich an Bergen und Schluchten, die auch dort das 
Reisen sehr erschweren. Die Schwestern können und 
müssen sich deshalb fast stets der Trage-Hängematte 
bedienen, deren Benutzung aber der vielen Träger 
wegen, die nöthig sind, recht kostspielig ist. Da aber 
die Flußreisen anstrengend und zeitraubend sind, ist 
es sehr wünschenswerth, daß den Missionaren es 
ermöglicht werde, Esel als Reitthiere zu beuutzen. 
Es ist deshalb durch Ankauf dreier Maskatesel eine 
Eselzucht begründet worden, die sich hoffentlich ge- 
deihlich entwickeln wird. Der große, weiße Maskat- 
esel ersetzt den Reisenden im Innern Afrikas das 
Pferd, ist deshalb auch von den Arabern sehr gesucht 
  
und geschätzt, ist aber deshalb ziemlich theuer. Die 
von uns erworbenen Thiere, ein Hengst und zwei 
Stuten, kosteten 1700 Mark. 
Auf Ikombe arbeitete mit Missionar Schüler 
der Konferenzvorsteher Nauhaus. Auf der Station 
ist die Arbeit in geregelter Weise getrieben worden. 
Die Predigten wurden von den gutmüthigen, fried- 
liebenden Bewohnern verhältnißmäßig fleißig besucht. 
Selbst der Priester Muakiniaßa versuchte kaum dem 
Evangelium zu widersprechen. Eine ganze Anzahl 
von Leuten meldeten sich, um näheren Unterricht zu 
empfangen. Viele Kranke suchten die Missionare 
täglich auf, und es herrschte zwischen den Missionaren 
und der Bevölkerung das beste Einvernehmen. Als 
ein Streit zwischen zwei Dörfern dahin geschlichtet 
war, daß einer der Schuldigen einen Ochsen zahlen 
sollte, den alle verzehren wollten, kam es schließlich 
nur dazu, daß ein Huhn gezahlt wurde und zwar 
— dem Missionar Nauhaus mit dem Bescheide: 
„Hier ist der Ochse, den Ngonile zahlen sollte; iß 
Du nur, wenn Du satt bist, sind wir Alle satt.“ 
Ende September konnte hier das erste Kirchlein 
eingeweiht werden, aber mit dessen Vollendung war 
die Arbeit des Bauens keineswegs beendet. Ein 
größeres Wohnhaus sollte errichtet werden, deshalb 
standen täglich bis 80 Arbeiter im Dienst, um die 
Ziegel fertigzustellen und Baumaterial herbei- 
zuschaffen; da war die Ankunft der Handwerker sehr 
nöthig und erwünscht, und beide standen bald in 
voller Arbeit, die zunächst in dem schwierigen Fällen 
und Bearbeiten von Holz im Bergwalde bestand. 
Die Predigtplätze an den Ufern des Sees wurden 
mit Hülfe des Motorboots „Paulus“ häufig besucht. 
Besonderen Erfolg hatte ein Besuch, den Bruder 
Nauhaus in den stark bevölkerten Dörfern des 
Muankenja machte. Er hielt sich hier vom 15. bis 
20. September auf, zeugte hin und her in den 
Hütten und predigte vor einer großen Menge Volks, 
die der Häuptling zusammengerufen hatte. Im Laufe 
des Nachmittags hörten etwa 1000 Monschen das 
Evangelium, und es fehlte nicht an Anzeichen, daß 
die Botschaft hier und da guten Boden fand. 
Auch zu den benachbarten Bakinga machte Bruder 
Nauhaus vom 3. bis 5. Juli eine Reise. Die 
Wege in den Gebirgen, manchmal nur 2 Fuß breit, 
führten oft an schaurigen Abgründen vorüber. Meist 
wohnen die Leute in einzelnen, zerstreut liegenden 
Hütten; eine größere Niederlassung aber wurde er- 
reicht, deren Gehöfte inmitten grüner Erbsenfelder 
lagen. Die Bewohner nahmen den Bruder freund- 
lich auf, sie kommen häufig nach Ikombe, um Nah- 
rungsmiltel zum Verkauf zu bringen. 
In Wangemannshöh arbeiteten im ersten 
Halbjahr die Brüder Schumann und Hibner, 
welch letzterer dann vom Bruder Wolff abgelöst 
wurde. 
In Manow hat der kränkelnde Bruder Grie- 
guszies mit Bruder Hübner, zeitweilig durch die 
genannten Brüder von Wangemannshöh unterstützt,
	        
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