Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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gewinnen würde Indeß gelang dessen Lokalisirung und 
war damit die größte Gefahr beseitigt. Ein wesent- 
liches Verdieust hierfür gebührt der unerschütterlichen 
Freundschaft des Oberhäuptlings Samuel in Verbin- 
dung mit der ebenso unerschütterlichen Bertragstreue 
Witboois. Samuels persönliche Macht ist ja nicht 
große aber auch bei den Schwarzen ist das Gewicht 
der Legitimität nicht zu unterschätzen. Sehr zu statten 
ist uns auch die Gerechtigkeit unserer Sache gekommen. 
Dem frivolen Friedensbruch von Seiten unserer 
Gegner stand die immer wieder bewiesene und von 
keinem Eingeborenen mehr bezweifelte Friedensliebe 
auf unserer Seite gegenüber. 
Was die verbündeten Hereros uns genutzt haben, 
kann nicht hoch genug angeschlagen werden. Das für 
uns in dem weiten Lande Schwierigste, nämlich Auf- 
finden des Feindes, der Weide= und Wasserstellen, ging 
mit ihrer Hülfe und vermöge ihrer Ortskunde glatt 
und ohne jede Störung von statten. Niemals haben 
wir trotz unseres bedeutenden Viehbestandes auch nur 
im geringsten an Wassermangel gelitten. Was das 
heißen will, kann nur der Kenner richtig würdigen. 
Unsere übrigen Bundesgenossen habe ich mir bereits 
in meinem letzten Bericht zu charakterisiren gestattet 
und dem nichts mehr hinzuzufügen. Ueberhaupt hat 
sich die diesmalige Zusammensetzung der Feldtruppe 
— Weiße nur als Kern, die Masse Eingeborene — 
als die für hiesige Verhältnisse in der That zweck- 
mäßigste erwiesen. Ich ziehe eine solche Truppe dem 
bestausgebildeten heimathlichen Jäger-Bataillon vor. 
Nicht stolze Heeresmassen verbürgen den Sieg, son- 
dern die Geeignetheit der betreffenden Truppe für 
die gegebenen Verhältnisse. Die Kriegs= wie auch 
die Kolonialgeschichte giebt hierfür deutliche Lehren. 
Fern muß uns daher jede Politik bleiben, welche uns 
die Eingeborenen entfremdet und daher in schwierigen 
Lagen lediglich auf uns selbst anweist. Dank einem 
gut funktionirenden Requisitionssystem und der Be- 
mühung der Kaiserlichen Intendantur hatten wir 
auch nie Proviantmangel und bringen sogar noch 
einen reichlichen Vorrath nach Hause. 
Aus diesem Zusammenwirken von Weißen und 
Eingeborenen ergiebt sich als Hauptvortheil des ver- 
flossenen Krieges und als eine gute Grundlage für 
die Zukunft, daß das Schutzgebiet sich aus eigenen 
Kräften hat helfen können, was das ganze Ziel 
meines bisherigen Strebens gewesen ist. Unter den 
500 Reitern, aus welchen, wie bereits gemeldet, die 
Truppe schließlich bestanden hat, befanden sich noch 
nicht 100 Angehörige der Schutztruppc selbst. Der 
Rest war aus wiedereingezogenen Reservisten, Kriegs- 
freiwilligen und Eingeborenen zusammengesetzt. Ganz 
besonders muß ich auch die zur Rückkehr nach Deutsch- 
land angemeldeten Reservisten loben. Sie machten 
angesichts des heimathlichen Schiffes ohne jede 
Schwierigkecit Kehrt und meldeten sich in weitaus 
überwiegender Mehrzahl zur Feldtruppe selbst. Doch 
lonnte nur ein kleiner Theil noch den Kriegsschauplatz 
  
selbst erreichen. Von diesen Letzteren ist einer 
(Graeber) bei Otjunda gefallen. Auch die weiße 
Bevölkerung Windhoeks hat dem Kriege eine Theil- 
nahme entgegengebracht, wie ich sie hier noch nicht 
erlebt habe. Des freiwilligen Vertheidigungskorps 
habe ich bereits gedacht. Daneben wurde auch das 
von 1870 her in rühmlichem Andenken stehende 
nützliche Institut der Liebesgaben für die im Felde 
stchenden Krieger eingeführt, was bei Letzteren sicht- 
lichen Beifall gefunden hat. · 
Nach Erledigung des Kriegsgerichts werde ich 
mit, der gesammten Truppe nach Windhoek zurück- 
marschiren, dort die Feldtruppe neu organisiren lassen 
und dann den größten Theil der Letzteren unter 
Major Mueller wieder nach dem Osten entsenden, 
um die den Besiegten auferlegte Kriegsentschädigung 
einzutreiben. Ueber die Verwendung der Letzteren 
werde ich noch besonderen Bericht erstatten. Jeden- 
falls wird dieser Krieg einer Zahl von Ansiedlern 
die erste Grundlage für den künftigen Viehbestand 
gewähren, die Hereros dagegen von ihrem über- 
mäßigen Viehreichthum sachgemäß ctwas entlasten. 
Nach anderweitigen neueren Nachrichten sind 
Nikodemus und Kahimema vom Kriegsgericht zum 
Todec verurtheilt und erschossen worden. 
Ueber die Theilnahme der J. und 2. Rompagnie am 
Gefecht bei Sturmfeld vom b. Mai 1890 
berichtet Hauptmann v. Estorff?) Folgendes: 
Um etwa 6 Uhr morgens bekam ich vom Herrn 
Major Leutwein den Befehl: „Gehen Sie mit der 
1. und 2. Kompagnie und einem Geschütz gegen die 
am weitesten rechts (nordöstlich) gelegene Werft vor. 
Rechts neben Ihnen wird der Lientenant v. Burgs- 
dorff umfassend vorgehen. Ich selbst werde die 
weiter links gelegene Werft mit der 3. Kompagnie, 
zwei Geschützen und den Hereros angreifen.“ 
Gefechtsstärke: 
Stab: 1 Offizier, 2 Reiter, 
1. Komp.: 2 Offiziere, 13 Unteroffiziere, 32 Reiter, 
2.= 1 Offizier, 13 - 37.— 
Geschütz: — — 1 Unteroffizier. 34 
Zur 1. Kompagnie 3 Bastards, 3 Namareiter, 
2. - 8 Namareiter. 
Das Gelände war unübersichtlich, lichter Busch 
wechselte ab mit dichtem Buschwald. 
Da die Lage der Werften im ersten Morgen- 
grauen nicht zu erkennen war, ging ich rechts neben 
der vom Major Leutwein geführten Abtheilung in 
gleicher Höhe vor. Bald ertönten Gewehrschüsse vom 
linken Flügel her, gleichzeitig sah ich eine Abtheilung 
*) Vergl. D. Kolonialblatt 1896 Nr. 14, Beilage S. 3.
	        
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