Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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vorziehen zu sollen geglaubt, so hart auch diese 
Maßnahme Einzelne treffen wird. Solange das 
Betschuanaland noch frei ist, würde sonach das dies- 
seitige Schutzgebiet gegen die Seuchengegend (Trans- 
vaal) durch einen doppelten Grenzkordon abgesperrt 
sein, nämlich durch den englischen an der Trausvaaler 
Grenze und den diesseitigen. Der Erfolg dieser 
Maßregel dürfte außer Zweifel stehen, wenn eben 
nicht auch das nicht unter Kontrole zu stellende Wild 
(Wiederkäuer) die Seuche weiter tragen könnte. Auf 
alle Fälle habe ich auch die eingeborenen Kapitäne 
— die Hauptkapitäne Witbooi und Samuel Maharero 
befanden sich damals gerade hier — für die Sache 
interessirt und sie sowohl wie unsere Grenzstationen 
zu unnachsichtlichem Abschießen dieses Wildes auf- 
gefordert. Den wichtigen Grenzübergang Rietfontein 
(nördlich) habe ich außerdem jetzt schon mittelst einer 
rasch dorthin gesandten, aus unseren Reitern und 
Hereros zusammengesetzten Abtheilung besetzen lassen. 
Daß namentlich die Hereros Verständniß für den 
Ernst der Sache zeigen, ist bei deren Eigenschaft als 
großer Viehbesitzer selbstverständlich. 
AAus dem Brreiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Missionar Greiner, welcher von 1892 bis 1896 
in Kisserawe thätig war, hat im Juni sich zur Er- 
holung nach Europa begeben. Eine Erkrankung 
nöthigte ihn, einige Wochen in Aegypten zuzubringen. 
Von da ist er im August nach Deutschland zurück- 
gekehrt. In Kisserawe sind jetzt die Missionare 
Maaß und Liebau thätig. Im Austrage des 
evangelischen Afrikavereins halten sich ferner Pastor 
Worms und Schwester Diekmann dort auf. 
Kiniassi von Wuga (Ostafrika) hat einen breiten Weg 
von dem Dorfe nach der Missionsstation anlegen lassen. 
Das neunte Heft der „Allgemeinen Missions- 
zeitschrift" bringt einen lehrreichen Aufsatz des Missions- 
inspektors Winkelmann über die bisherige Thätigkeit 
und Erfolge der evangelischen Missionsgesellschaft für 
Deutsch-Ostafrika (Berlin 111). 
Von der apostolischen Präfektur Nieder- 
Cimbebasien (Deutsch-Südwestafrika) berichten die 
„Katholischen Missionen“: Ursprünglich sollten die 
ersten Patres Oblaten der unbefleckten Jungfrau 
Maria, denen bekanntlich diese Präfektur anvertraut 
ist, und die auch in Hünfeld bei Fulda ein großes 
Missionsseminar zur Ausbildung junger Missionare 
bauen, bereits Ende Juli abreisen. Doch da bei der 
Kürze der Zeit die zu einer solchen Abreise noth- 
wendigen Vorbereitungen unmöglich alle bis dahin 
getroffen werden konnten, so ist die Abfahrt von 
Hamburg auf den 30. September verschoben. Vor- 
  
derhand werden zwei Patres und ein Laienbruder 
nach Deutsch -Südwestafrika gehen. Ihre Sorge 
werden die neuen Missionare zunächst den katholischen 
deutschen Familien und den katholischen Soldaten der 
Schutztruppe zuwenden. Zum vorläufigen Obern der 
Mission ist F. Bernhard Herrmann ausersehen. 
  
Wie das „Monatsblatt der norddeutschen Mission“ 
meldet, sind die Wesleyaner von Lome weggezogen 
und haben die evangelische Missionsarbeit an diesem 
Ort der norddeutschen Mission allein übergeben. 
Seitdem besuchen einige der Wesleyaner die Gottes- 
dienste der norddeutschen Mission; aber bis jetzt be- 
sucht kein Wesleyaner Schüler ihre Evheschule. Nur 
zwei Knaben, die früher die Wesleyaner Schule be- 
sucht haben, kamen, um in unserer Schule fortfahren 
zu können. Als sie aber hörten, daß vorläufig nur 
in der Eohesprache unterrichtet werde, gingen sie weg. 
Im März und April war die Schülerzahl bis auf 
36 gestiegen. Aber die Ortsveränderung von einigen 
Schülern hat die Zahl wieder vermindert. Auch sind 
manche wieder fortgelaufen, so daß heute nur noch 
28 Schiler da sind. 
Aus fremden MHolonien. 
Banknoten des Rongostaates. 
Durch ein Dekret vom 7. Februar 1896 hat der 
Souverän des unabhängigen Kongostaates Banknoten 
für diesen Staat auszugeben angeordnet. Es sollen 
zunächst solche Banknoten im Betrage von 400 000 
Frcs. erscheinen. Die Kassen des Kongostaates sind 
verpflichtet, sie bei Zahlung von Steuern und der- 
gleichen anzunehmen. 
Dandel von Lourenco-Marques im Jahre 1895.7) 
Die Stadt Lourengo-Margques einschließlich des 
zur Zeit erst aus wenigen Häusern bestehenden Vor- 
ortes Villa da Ponta Vermelha hat eine Gesammt- 
einwohnerzahl von 2799 Seelen, worunter etwa 
1300 Europäer. 
Die Stadtverwaltung besteht einschließlich des 
Bürgermeisters aus vier weißen Beamten. 
Die Justiz ruht in den Händen eines Richters; 
die Anklagebehörde ist durch einen Delegirten des 
Kronprokurators vertreten. 
Die fünf Aerzte, von denen einer ein Halbneger 
ist, finden reichlich Beschäftigung und Lohn. 
Fühlbar macht sich der Mangel eines weißen 
Arztes, dessen Niederlassung jedoch seitens der Re- 
gierung insofern. Schwierigkeiten in den Weg gelegt 
werden, als sie die Ablegung der für portugiesische 
Aerzte vorgeschriebenen medizinischen Prüfungen 
verlangt. 
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1896, S. 455 f.
	        
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