Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Titkeratur. 
Swahili-Sprachführer von Walter v. St. Paul- 
Illaire, Kaiserlicher Bezirksamtmann von Tanga. 
Dar-es-Saläm 1896. Verlag von W. Richter 
Co. 
Diese neueste Publikation des in weiteren Kreisen 
bekannten hervorragenden Suahelisprachkenners reiht 
sich dem von ihm vor mehreren Jahren in der 
Sammlung der Bücher des Seminars für orienta- 
lische Sprachen herausgegebenen Suaheli-Handbuch 
würdig an. Der Swahili-Sprachführer enthält 
einen überaus reichen Wortschatz und behandelt in 
der Form des Dialogs alle Gebiete, auf denen der 
Europäer in Ostafrika mit den Eingeborenen zu thun 
hat. Da findet sich sprachliches Material für den 
Beamten, den Offizier, den Karawanenreisenden, den 
Seefahrer, den Arzt, den Handel= und Gewerbe- 
treibenden, den Pflanzer, den Jäger, den Missionar, 
den Lehrer, und selbst der sorgenden curopäischen 
Hausfrau ist gebührend gedacht. 
Der Stoff der Gespräche ist vorzüglich gewählt 
und gestattet einen Einblick in die Sprech= und 
Denkweise der Eingeborenen, wie er außer aus 
Krapfs grundlegendem Dietionary ol the Suahili 
Language aus keinem in Ostafrika entstandenen 
Suahelisprachwerk zu gewinnen ist. Der Verfasser 
beweist, daß die Ausdrucksweise der Snaheli sich 
über das Niveau der Verständigungsart eines afrika- 
nischen Naturvolkes ganz bedeutend erhebt. Man 
vergleiche ferner den Inhalt der Kapitel über ärzt- 
liche Thätigkeit und Landwirthschaft, so wird man 
in der That dem Eindrucke sich nicht verschließen 
können, daß das Material „im intimen jahrclangen 
Verkehr mit den Eingeborenen“ gesammett ist. 
Der Bau der Sätze steigt von der einfacheren 
Konstruktion auf zur eleganteren Periode. Darin 
endlich liegt nicht der geringste Werth des Sprach- 
führers, daß die Bildung der einzelnen Worte und 
Sätze den Regeln der Grammatik genau entspricht 
und dem Lernenden die Ueberzeugung gewährt, daß 
es neben dem leider noch sehr kultivirten Pidgin- 
Suaheli doch eine grammatisch korrelte Ausdrucks- 
weise giebt, die nicht nur die allein richtige, sondern 
auch unter den Eingeborenen die allein übliche ist. 
Das Buch kann Anfängern wie Fortgeschrittenern 
im Suaheli auf das Angelegentlichstc zur Anschaffung 
empfohlen werden. Dr. Neuhaus. 
Oberst Freiherr v. Schele: Ueber die Organisation 
der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika 
und die kriegerischen Operationen daselbst während 
der Jahre 1893,94. Mit drei Skizzen in Stein- 
druck. Verlin 1896. E. S. Mittler & Sohn. 
(Auch als IX. Beiheft zum Militär Wochenblatt 
erschienen.) 
Die kleine lehrreiche Schrift ist die Grundlage 
eines Vortrages, in welchem der Verfasser vor Kur- 
723 
zem eine Darstellung seiner militärischen Thätigkeit 
als Gonverneur von Ostafrika gegeben hat. Die 
hervorragenden Leistungen des Freiherrn v. Schele 
in Ostafrika sind auf Grund seiner eigenen, an dieser 
Stelle gedruckten Berichte bereits früher überall be- 
kannt geworden. Die vorliegende Schrift rückt aber 
Manches von dem Bekannten in anderes Licht und 
dürfte auch das Interesse solcher Kreise erregen, welche 
kolonialen Dingen sonst ferner stehen. 
K. Parkinson: Beiträge zur Ethnographie der 
Matty= und Durour-Inseln. (Internationales 
Archiv für Ethnographie.) Leiden. Brill. Bd. IX. 
Der seit langen Jahren im Bismarck-Archipel 
thätige Verfasser hat neuerdings wiederholt die In- 
seln durch seinen Handelsschooner besuchen lassen und 
dort reichhaltige ethnographische Sammlungen an- 
gelegt, welche einiges Licht über die Bevölkerung 
dieser fast völlig unbekannten Gegenden verbreiten. 
In dem hier vorliegenden Aufsatz sind die erwähnten 
Sammlungen des Näheren beschrieben. 
Gustav Meinecke: Katechismus der Auswanderung. 
Kompaß für Auswanderer. VII. Auflage. Voll- 
ständig neu bearbeitet. Mit vier Karten. Leipzig 
1896. J. J. Weber. 
Das kleine Buch ist ursprünglich von einem der 
Pioniere der deutschen Auswanderungsbewegung der 
40er Jahre E. Pelz verfaßt worden. Nunmehr 
hat es der obengenannte bekannte, unermüdlich schaf- 
fende Schriftsteller berichtigt und den jetzigen Ver- 
hältnissen gemäß umgestaltet. Durch lange Erfah- 
rungen im Auslande und seine Thätigkeit bei der 
deutschen Kolonialgesellschaft war er dazu der richtige 
Mann. Der Auswanderungslustige findet in dem 
Buche im knappsten Rahmen eine Fülle nülicher 
Angaben und Lehren. 
Aus allen Welttheilen. Deutsche nationale Zeit- 
schrift für Länder= und Völkerkunde. Unabhängige 
deutsche Kolonialschau. Herausgegeben von R. 
Fitzner. Verlag von H. Paetel. Berlin 1896. 
Heft 1 bis 3. » 
Der als Herausgeber des vor Kurzem an dieser 
Stelle besprochenen Kolonial-Handbuchs und Ver- 
fasser eines ebenfalls hier erwähnten Werkes über 
Tunis bekannte Geograph Fitzner hat es unter- 
nommen, den verschiedenen geographischen Zeitschriften 
Deutschlands hier eine neuc volksthümlich gehallene 
an die Seite zu setzen. Die Zeitschrift erscheint 
monatlich zweimal und zeichnet sich sowohl durch 
sehr gediegene Ausstattung als vielseitigen Inhalt 
aus. Es sind Mitarbeiter für alle Gebiete gewonnen 
und eine Reihe interessanter Aufsätze ist für die 
nächsten Hefte in Aussicht gestellt.
	        
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