Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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zerstören von einem verborgenen Eingange aus das 
ganze Innere von lebenden und gefällten Bäumen, 
Holzwänden, Möbeln, Büchern 2c. Nur eine dünne 
Schale wird ohne Anzeichen der Minirarbeit stehen 
gelassen, und der Einbruch tritt unerwartet ein. 
Der beste Schutz von Bauhölzern gegen Ter- 
miten besteht in einer luftigen und lichtzulassenden 
Anordnung, z. B. Aufstellung kleiner Holzhäuser auf 
einzelnen Steinpseilern, vielleicht noch mit einer 
Zwischenlage von überstehendem Metallblech. An- 
striche haben nichts gefruchtet, da doch wohl stets 
einzelne Punkte frei bleiben oder abgerieben werden, 
von wo aus die organisirten Arbeitermassen ihr 
Werk beginnen. Auch Karbolineum hat sich in 
Nordaustralien, einer sehr gefährdeten Gegend, 
nicht bewährt. 
Von Versuchen mit geeigneten Holzarten, dic mit 
Steinkohlenkreosot gut durchtränkt sind und auch im 
Termitengebicte ähnlich gut wie im Seewasser 
thierischen Angriffen widerstehen mögen, ist mir 
nichts bekannt geworden. 
Termitensichere Baumarten. 
Der Terpentinbaum, Syncarpia laurifolia, von 
Ostaustralien soll den Angriffen der weißen Ameisen 
nicht ausgesetzt sein, während Nothmahagoni, Euca-- 
Uptus resinilera, nur zeitweilig verschont wird, so- 
lange nämlich die klugen Termiten bessere Speise 
haben. Dies legt das Gelingen von Versuchen mit 
sogenannten Fangpflanzen nahe. 
In Nordaustralien ist die Cypressenkieser und 
auch ein örtliches Ironbark, nicht die berühmte 
Encalyptusart gleichen Namens, termitensicher; letz- 
teres ist aber kein gutes Bauholz, nur zu Zäunen 
verwendbar. Aehnliches gilt von Encalyptus 
corymbosa, Blutholz, welches auch in der Erde 
längere Zeit den Termiten widersteht. 
Jarrah, Eucalyptus marginata, die wichtigste 
Holzart Westaustrauliens, ist nach Freiherrn Ferdinand 
v. Müller in Melbourne sicher vor den Angriffen 
der Chelura, des Teredo und der Termiten. In 
seiner Heimath hat sich Jarrah als Vahnschwellen 
gegen Termiten bewährt, nicht aber in Nordaustra- 
lien bei Port Darwin. Dies mag auf zweierlei 
Weise sich erklären lassen. Entweder kann eine 
Verwechselung mit dem Karri benachbarter Forsten 
stattgefunden haben, oder das sehr trockene Klima 
Nordaustraliens zieht einen den Termiten schädlichen 
Safttheil schneller aus. Die Luftfeuchtigkeit nimmt 
nämlich in Westaustralien, dessen Angaben bloß zu 
erlangen waren, stark von Süden nach Norden ab. 
Sie beträgt durchschnittlich in 
Albany 70 PCt., 
Fremantle 63 pCt., 
Cornarvon 44 PCt., 
Wyndham 35 PCt. 
Eine Abnahme der Widerstandsfähigkeit einer 
Holzart mag infolge der Verdunstung eines flüchtigen 
Oeles, das die Termiten vom frischen Holze abhält, 
  
häufig eintreten. Beim kalifornischen Reedwood, 
Sequoia sempervirens, kann man z. B. einen 
solchen Vorgang annehmen. Die Termiten zeigen 
sich in seinen Baumstümpfen erst nach 20 Jahren. 
Das Rothholz wird jeßtzt stark nach Australien 
ausgeführt und scheint neben seinen anderen guten 
Eigenschaften auch den Ruf zu verdienen, viele Jahre 
vor der Zerstörung durch Termiten sicher zu sein — 
wenn die australischen nicht schlimmer als die kali- 
fornischen weißen Ameisen sind. 
Die Kiefern von Oregon, die ebenfalls stark über 
den Stillen Ocean verschifft werden, sind nicht 
termitensicher. Da man sie wegen dieses vermeint- 
lichen Vorzuges nach einer deutschen Kolonie beziehen 
wollte, sei der Mangel desselben neben ihrer sonstigen 
Güte hier besonders betont. 
Billian, ein Eisenholz von Nordborneo, hat sich 
ziemlich widerstandsfähig gegen Termiten gezeigt. 
Ferner auch Kajoe Bessi. Errthroylon. 
Auf Java ist noch das Tattiholz, einc Art Teak- 
eiche, ausschließlich zu Bahnschwellen benuhzt und 
wird nicht von Termiten zerstört. 
Der rothe Gumbaum Südanstraliens, Euca- 
Iptus rostrata, hat nach F. v. Müller die 
nächste Stelle hinter Jarrah, während das feste und 
harte Ironbark den Schädlingen nicht besonders gur 
widersteht. 
Betreffs Nordaustraliens sagt Wm. James, daß 
nur die Cypressenkiefer ein gutes Bauholz ist, welches 
zugleich den Teredonen und Termiten widersteht, 
obwohl letztere den Splint wegfressen. Cypreßpine, 
deren botanischen Namen ich nicht feststellen konnte, 
ist in Neufüdwales 30 Jahre lang unversehrt ge- 
blieben, nur das Sastholz ist angegriffen worden. 
Von den vier Spielarten empfiehlt de Coque aber 
nur die weiße, rothe und gelbe Cypressenkiefer. 
In Deutschostafrika sind die Mangroven am 
Rufijiflusse termitensicher befunden worden. 
Teredosichere Baumarten. 
Eine große Klasse der Tropenbäume ist voll- 
ständig sicher vor den Angriffen der Teredonen und 
Limnorien: es sind dies die Palmen. 
Auf Cuba wird die schöne Kömgspalme zu Sce- 
bauten verwendet, und die Kokospalme ist ihr wegen 
größerer Festigkeit noch vorzuziehen. Letztere wächst 
auch in mehreren deutschen Kolonien. 
In Vera Cruz sah ich alte Landebrücken auf 
Palmenpfählen erbant, konnte aber deren Art nicht 
erfahren. Auch in den südlichen Vereinsstaaten, be- 
sonders in Florida, wächst eine teredosichere Palme, 
die Kohlpalme, Sabal palmetto, einfach Palmetto 
genannt. Ihre Stämme werden, weil ihre Festigkeit 
gering ist, meistens zu Steinkisten in den südlichen 
Häfen verwendet. 
Das Palmenholz wird aus einem Bündel von 
etwa ½ mm dicken Holzfasern in einer weichen 
Masse gebildet. Man fertigt Palmenbürsten, indem 
man aus 5 cim dicken Scheiben des Stammes die
	        
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