groveregion besitzt, die sich zur Aupflanzung dieser
Palme vortrefflich eignen würden, wird dieselbe
eigentlich nirgends kultivirt. Die Eingeborenen
pflanzen hier und dort einige Bäume, deren Früchte
ihnen als Näscherei dienen. Ich fand die Kokos-
palme noch einen Grad nördlich von Kamerum, im
Binnenlande in schönen Exemplaren vor. Ohne
Zweifel hat die Kokospalme im Kamerungebiet eine
Zukunft. In Togo wird sie bereits im Großen
angepflanzt. Im botanischen Garten wird auf die
Vermehrung stetig Bedacht genommen. Von der
Westküste Afrikas ist Coir bisher nur von Lagos
versuchsweise exportirt worden, jedoch war die
Qualität minderwerthig, da die Fasern zwar theil-
weise schön lang, aber nicht in den beiden vorher
erwähnten Qualitäten geschieden waren. Eine Tonne
Bürstencoir erzielt 600 Mart, eine Tonne Matten-
coir nur 200 Mark.
Raphia vinisera (Bambuspalme)h.
Dieselbe wächst wild im botanischen Garten.
Sie ist neben der Oelpalme dem Eingeborenen in
Westafrika die nützlichste aller Palmen. Zu den
Faserpflanzen ist sie insofern zu rechnen, als ihre
Fasern den sogenannten afrlkanischen Bast liefern,
welcher zu Säcken, Fischleinen, Matten, Zeug
(native Cloth), Hüten verarbeitet wird und auch
sonst die mannigfaltigste Verwendung findet. Die
Fasern werden theils aus den Blättern, theils auch
aus den Blattstielen gewonnen. Aus dem Stamm
läßt sich Piassava herstellen. Die Bambuspalme
findet sich im Kamerungebiet in großen Mengen,
besonders an den Krieks im Delta des Kamerun-
flusses, des Meme und Nio del Rey, jedoch steigt
sie auch bis über 1000 m in das Gebirge hinauf.
Exportirt wird nur die aus ihr gewonnene Piassava
in geringen Mengen. Jedoch ist es leicht möglich,
daß die Bambuspalme als Faserpflanze einst von
Bedeutung auch für den Export werden wird.
Elaeis guineensis.
Auch die Oelpalme liefert aus ihren Blättern
eine Faser, welche hier und dort an der Küste des
Golfs von Guinea zur Herstellung von Fischnetzen
gebraucht werden soll. Zur Bereitung der Fasern
werden die jungen Blätter- benutzt, welche sich eben
entfalten wollen. Jedoch dürfte die Oelpalme wohl
nur dort als Faserpflanze in Betracht kommen, wo“
die viel geeignetere Bambuspalme fehlt.
Eriodendron anfractuosum (der Baum-
wollbaum).
Er wächst wild im botanischen Garten und ist
zahlreich im ganzen Kamerungebiet. Die dem Samen
anhaftende seidenglänzende Baumwolle wird von den
Eingeborenen zum Stopfen von Kopfkissen und
Matratzen benußt. Es ist das aus Indien unter
dem Namen Kapok bekannte und von dort exportirte
Stopfmaterial.
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Eine ähnliche Baumwolle liefert ein Bombax
(B. Bucnopozense) mit sehr großen hochrothen
Blüthen, welche vor den Blättern erscheinen. Die
Baumwolle ist bedeutend elastischer und fester als
der Kapok, jedoch nicht weiß, sondern braun und
besitzt einen schönen Seidenglanz.
IIibiscus esculentus (Okro).
Diese Art gilt wohl auch als Faserpflanze, wird
jedoch im botanischen Garten nur der Früchte wegen
kultivirt, welche als Gemüse und als Zuthat zu
Suppen und Sancen genossen werden.
Zu erwähnen sind nun noch zwei bezw. drei im
botanischen Garten und im Bezirke Victoria wild-
wachsende Pflanzen, deren Fasern bei den Ein-
geborenen allgemein im Gebrauch sind. Zwei von
ihnen sind im Habitus einander sehr ähnlich und
offenbar sehr nahe verwandt. Es sind perennirende
Sträucher mit schlanken, sehr biegsamen Zweigen,
welche die Neigung haben, sich niederzulegen, wobei
sie dann am Boden festwurzeln.
Zwischen beiden wird von den Eingeborenen
kein Unterschied gemacht. Sie gehören offenbar zu
den Malvaceen. Die Blüthen sind mir jedoch noch
unbekannt, die Eingeborenen behaupten, diese Pflanze
mache überhaupt keine Blüthen. Die Blätter sind
bei der einen Art rundlich eiförmig aus herzförmigem
Grunde, bisweilen undeutlich dreilappig, ziemlich
lang zugespitzt. Bei der anderen Art sind sie drei-
bis fünflappig, sonst aber in Blattrand, Behaarung,
Aderung, Glanz denen der vorigen gleich. Nur
sind die jungen Aeste bei der letzteren Art violett,
bei der ersteren gleichmäßig grün. Das Holz ist
sehr weich, die Stämme glatt und lang. Der Bast
wird mit dem Rindengewebe in langen Streifen
abgezogen und das saftige Rindengewebe mit dem
Messer abgeschabt, indem der Streifen auf der
Unterseite des Zeigefingers der linken Hand fest-
gehalten und dann zwischen Messer und dem Zeige-
finger der rechten Hand durchgezogen wird. Der
Bast wird alsdann an der Sonne oder an rauchen-
dem Feuer getrocknet und hiernach auf dem vorher
mit Asche bestreuten Schenkel durch Hin= und Her-
reiben mit der flachen Hand in Schnüre gedreht.
Diese werden auf ähnliche Weise zu mehr oder
weniger dicken Leinen oder Tragebändern zusammen-
geflochten. Der Strauch ist bei den Bakwilis unter
dem Namen „Unge" bekannt und überall im Busch-
walde häufig. Das Trageband nennen sie „Njues“.
Dieser Bast wird besonders von der Land-
bevölkerung gebraucht. Die Fischer dagegen flechten
ihre Fischleinen und Netze aus dem Bast einer zu
den Menisppermaccen gehörenden Pflanze. Es ist
eine schlingende und epiphytisch, besonders gern auf
Oelpalmen lebende Art, mit gefurchtem, kantigem
und knotigem, mehr als daumendick werdendem Stamm,
welcher mit langen, weichen, tiefbraunrothen Stacheln
oder Papillen besetzt ist. Die breiten Blätter sind
am Grunde herzförmig eingeschnitten. Die Bracteen