Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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findet sich felsiger Untergrund. Daß z. B. der 
Kakao selbst in sehr steinigem Boden ausgezeichnet 
gedeiht, kann man überall bei Victoria, besonders 
auch in der Versuchsplantage beobachten. Kleine, 
gar zu steinige Partien werden wohl hier und dort 
vorläufig unbearbeitet bleiben müssen, aber in solchen 
Waldparzellen lassen sich gut und mühelos Kautschuk- 
lianen kultiviren, welche im Laufe der Jahre auch 
ihre Erträge liefern. 
Das Gelände ist bergig, mit Ausnahme des im 
unteren Flußlaufe ziemlich breiten Thales des 
Limbeflusses, welches sich nach Bota hin öffnet. Das 
Thal wird eingeschlossen von den Bergen von Di- 
banda (etwa 450 m), Boniadikombo (etwa 300 w), 
Busumbu (etwa 350 m), Boana (etwa 450 bis 
500 m) und Bongalla (etwa 350 m), von welchen 
alle die Quellflüsse des Limbe entspringen. Das 
Gebiet der westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft 
umfaßt also in seinem östlichen Theile das ganze 
Flußgebiet des Limbe, und die Wasserverhältnisse 
sind hier vorzügliche zu nennen; in dem westlichen 
Theile finden sich nur Quellen in unmittelbarer 
Nähe des Strandes, welche aber sehr reichliches und 
gutes, bisweilen überraschend kühles Trinkwasser 
liefern. Aus einer solchen Quelle versorgt das Dorf 
Bota sich mit Wasser; die beste dieser Art liegt aber 
an der Grenze zwischen Ngeme und Mokundange 
nahe dem schon erwähnten Landungsplatze. Die 
Nordgrenze des Gebietes schneidet noch einen größeren 
und drei kleinere Wasserläufe, aus denen die Dörfer 
Boana, Bonjaba, Bongalla, Bonjongo und Mapanja 
ihren Wasserbedarf schöpfen, und welche alle außerhalb 
des Gebietes ihren Ursprung nehmen. 
Das ganze Gebiet ist mit Buschwald und Ur- 
wald bestanden, in welchen hier und dort die Farmen 
der Eingeborenen eingestreut liegen, welche Plan- 
tanen, Koko, Mams und Kakao enthalten. Der öst- 
liche Theil ist vorwiegend Urwald, der westliche 
Buschwald. Nutzhölzer sind besonders in ersterem 
vorhanden, und die Anlage einer Sägemühle dürfte 
sich bei der reichlich vorhandenen Wasserkraft leicht 
rentiren. Die Bambu= oder Raphiopalme findet 
sich hier und dort im Geblete angepflanzt oder 
wildwachsend. Sie liefert gutes Material zu Arbeiter- 
häusern. In größter Menge ist die Oelpalme vor- 
handen. Als die geringste Ziffer muß man 9 Oel- 
palmen auf den Hektar rechnen, das macht im ganzen 
Gebiete 36 000 Bäume, welche in einem Jahre gut 
140 000 Fruchtbündel tragen, aus denen mindestens 
30 Tonnen Palmöl bereitet werden können, abge- 
sehen von dem Ertrag, den die Palmkerne liefern. 
Beachtenswerth ist die ziemlich große Anzahl 
von Plantanen-, Koko= und auch Kakaofarmen in 
dem Gebiet. Die Eingeborenen machen ihre Farmen 
hier und dort zerstreut, oft in großer Entfernung 
von den Dörfern. Natürlich werden sie in dem 
Besitze aller dieser Farmen nicht bleiben können, 
sondern sie werden dieselben gegen eine Entschädi- 
gung abgeben müssen und werden, wie schon erwähnt, 
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auf einen bestimmten Dorfbezirk beschränlt werden. 
Dieses hat den großen Vortheil, daß die Ernährung 
der Arbeiter bedeutend vereinfacht wird, denn die 
Bakwilis und Balis mögen den Reis nicht als 
Hauptnahrung, sondern ziehen Bananen und Koko 
vor. Daß es ferner vortheilhaft ist, wenn man 
schon Kakaopflanzungen in einem Gebiete vorfindet, 
welches man mit Kakao bepflanzen will, liegt auf 
der Hand. 
Das Klima ist ein echtes Tropenklima mit einer 
jährlichen Regenmenge von etwa 4700 mm. Ueber- 
mäßig hoch wird die Temperatur nie; das Maximum 
betrug bei den von mir angestellten jahrelangen 
Beobachtungen nur 34° C. Sie sinkt aber auch nie 
unter 19° C. Fär die tropische Agrikultur müssen 
diese Zahlen als außerordentlich günstig bezeichnet 
werden. 
Die eigentlichen Trockenmonate sind Dezember 
und Januar, aber auch diese sind selten ohne Regen. 
Der Februar bringt in der Regel eine kurze Tor- 
nadoperiode von etwa einer Woche. Im März 
mehren sich die Tornados. April ist der eigentliche 
Tornadomonat. Im Mai folgt in der Regel eine 
kleine Trockenperiode von zwei Wochen, welche dem 
Pflanzer von großem Nutzen sein kann, wenn er 
damit zu rechnen versteht. Im Juni beginnen die 
schweren Regengüsse ohne Gewitter, aber es regnet 
anfangs meist nur bei Nacht. Der Juli ist ein 
schwerer Regenmonat mit oft mehr als 1000 mm 
Regen. August und September geben ihm wenig 
nach. Im Oktober lassen die Regen nach und Ge- 
witter treten ein. Der November schließt die 
Regenzeit mit Tornados. 
Was nun die Frage derjenigen Kulturpflanzen 
anbetrifft, welche in dem Gebiete zu kultiviren wären, 
so kann die Wahl nur auf den Kakao fallen. Die 
Bedingungen für das Gedeihen des Kakaos sind die 
denkbar günstigsten, und bei der verhältnißmäßig 
leichten Kultur desselben, der einfachen Ernte und 
ihrer fast ebenso einfachen Zubereitung, muß der 
Kakao als die ertragreichste tropische Kulturpflanze 
bezeichnet werden. Wenn trotzdem im ganzen Tropen- 
gürtel verhältnißmäßig wenig Kakao gebaut wird, 
so ist das eben ein Zeichen, daß alle erforderlichen 
Bedingungen nur in wenig ausgedehnten Bezirken 
gegeben sind, und um so mehr sollte man daher im 
Kamerungebiet die Kakaokultur im ausgedehntesten 
Maßstabe betreiben. 
Für die höheren Lagen könnte arabischer Kaffee 
versucht werden, besonders an steilen, sehr steinigen 
Abhängen. Der Kaffe liefert in niederen Lagen ein 
Produkt von zwar ganz ausgezeichnetem Aroma und 
Geschmack, aber von minderwerthigem Aussehen. 
Das haben die in der Versuchsplantage in Victorla 
in den letzten drei Jahren gemachten Ernten be- 
wiesen. Der Liberiakaffee liefert zwar ein in jeder 
Beziehung ausgezeichnetes Produkt, wird aber zu 
sehr von Krankheiten befallen, so daß seine Kultur 
nicht anzuempfehlen ist. Vanille, Muskatnuß, Ge-
	        
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