Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Man hat auch versucht, Vanille zu präpariren, 
indem man die Schoten dem Dampfe des kochenden 
Wassers aussetzte. Dieser Prozeß ist durchaus un- 
zweckmäßig, denn er erfordert wenigstens ein 18 bis 
24 stündiges Exponiren, welches sehr kostspielig wird 
und das Produkt auch minderwerthig läßt. 
Deas Präpariren der Vanille ist also durchaus 
nicht mit unüberwindlichen Schwierigkeiten verbunden, 
es erfordert nur peinlichste Aufmerksamkeit in allen 
Stadien des Zubereitungsprozesses. Ein kleines Ver- 
sehen genügt, um die Arbeit mehrerer Monate uner- 
setzlich zu vernichten. Ist das Risiko groß auf der 
einen Seite, so ist andererseits auch der Reinertrag 
ein entsprechend großer, wenn man gut pröparirte 
Vanille erzielt hat. 
Auf Mauritius, Bourbon und der Ostküste von 
Madagaskar, das heißt in der Zone der Cyklone, 
geht die Kultur der Vanille immer mehr zurück, da 
die Vanillelianen den Stürmen zu sehr ausgesetzt 
sind und die Pflanzer das Risiko einer ungewissen 
Ernte mehr und mehr fürchten. 
Deutsch-Ostafrika sollte deshalb die Kultur der 
Vanille ohne Verzug in großem Maßstabe in Angriff 
nehmen, damit auch hierdurch zur raschen Hebung 
der Produktionsfähigkeit der Kolonie beigetragen wird. 
Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft „Lictoria“ 
zu Berlin. 
Zeitungsnachrichten zufolge fand am 21. Januar 
die Konstitutrung der Westafrikanischen Pflanzungs- 
gesellschaft „Victoria“ zu Berlin und „Victorla“ 
(Kamerun) mit einem Aktienkapital von 2500 000 Mk. 
statt. Der Verwaltung gehören an als Vorsitzender 
Alfred Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freu- 
denberg, als stellvertretender Vorsitzender Herr 
Bergwerksbesitzer Sholto Douglas zu Berlin, des 
Weiteren die Herren Dr. Ahn-Köln, Kommerzien- 
rath O. Andres-Köln, Fabrikbesitzer Max Heller- 
Pforzheim, Rentner V. Hösch-Berlin, Geheimer 
Regierungsrath v. Kaufmann-Berlin, Bankier Karl 
Levy-Berlin, Kommerzienrath L. Peill-Düren, 
Excellenz v. Soden-Nürnberg, Finanzrath Seitz- 
Frankfurt a. M. Den Vorstand bilden die Herren 
Dr. jur. Esser-Berlin und Georg Schweitzer zu 
Berlin. Zu Direktoren der Pflanzungen sind die 
Herren Konsul Spengler und Dr. Zintgraff in 
Aussicht genommen. Die Gesellschaft hat den Zweck, 
die Besitzungen der Herren Sholto Douglas, Dr. 
Esser, v. Soden, Dr. Zintgraff in Kamerun bezw. 
Victoria zu übernehmen, um daselbst Kakao= und 
Kaffeepflanzungen anzulegen. 
6 Aus Briefen aus Afrika. 
Aus Windhoek schreibt in „Unter dem rothen 
Krenz“ Schwester Helene: Der „Orlog“ ist nun 
bald vergessen, nur die schönen Liebesgaben, die in 
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unsere Hände gelangt sind, erinnern uns noch daran. 
Leider gedeihen deutsche Blumen hier so sehr selten, 
der Salpetergehalt des Bodens ruinirt sie alle. Im 
Hospital haben wir meistens ungefähr 22 Kranke. 
Nach dem „Orlog“ sind Schwester Anna nun wie- 
der tüchtige Kräfte zugetheilt worden, gute Ordon- 
nanzen, die in der 8 rechtschaffen helfen. Mir 
liegt Aufrechterhaltung der Ordnung der Unteroffizier- 
stube sowie die der Wäsche ob, ebenso das Ausbessern 
der letzteren, wozu ich eine schöne Nähmaschine von 
der Regierung geliefert bekommen habe. So viel und 
schnell wie in Deutschland läßt sich mit Nähen aber 
doch nicht schaffen, der grelle Himmel und der an- 
dauernde Sturmwind machen schlaff. Die meisten 
der Verwundeten, die bei uns verpflegt wurden, sind 
mit dem deutschen Dampfer in die Heimath zurück- 
gekehrt; aber statt des Krieges steht nun ein anderes 
Schreckgespenst vor der Thür, — die Rinderpest! 
Es herrscht große Besorgniß davor. Nun, hoffen 
wir, daß wir hier davon verschont bleiben! Was 
sonst unsere Thlerwelt anbelangt, so machten wir die 
Erfahrung, daß es hier sehr schwer hält, Kücken auf- 
zuziehen. Wir hatten mehrere Glucken gesetzt. Eine 
zerpickte ihre Eier gänzlich, eine andere lief von den 
Eiern fort und ließ sie kalt werden, wieder elner 
anderen wurden ihre beiden Kücken todtgetreten, und 
nur eine einzige führt stolz ihre sechs Kleinen spazieren. 
Unsere Enten hat der Herr Doktor in Pension ge- 
nommen. Von den 24 Elern, die ausgebrütet werden 
sollten, hat nur ein einziges ein Entlein gezeitigt, das 
aber so elend war, daß auch ihm keine lange Lebens- 
dauer wurde. Nur von den Tauben können wir 
melden, daß sie sich vermehrt haben. 
In einem Monat ist Weihnachtszeit, aber man 
kann sich noch gar nicht vorstellen, daß man bei dieser 
Hitze einen Christbaum schmücken soll. Vor vierzehn 
Tagen war uns ganz zu Muthe, als ginge es nach 
Pfingsten zu, denn da schmückten Frau Pastor und 
ich den neuen Kirchensaal im neuen Pfarrhause zu 
der am Sonntag stattfindenden Einweihung, und war 
es wirklich sehr festlich geworden. Den Altar über- 
deckte eine neue Flagge, die in der Mitte den preu- 
Khischen Adler, von Blumen umgeben, zeigte. Um 
die Thüren wanden sich Guirlanden, und im kirch- 
lichen Raume waren nun zum ersten Male Bänke 
aufgestellt, während wir bis dahin immer nur bei 
der Andacht im Freien auf Kisten gesessen hatten. 
  
VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV 
Die Aluminiumdampfpinasse für den iltoriafsee. 
In der Schlußsitzung der Ausführungskommission 
des Antisklavereikomitees am 24. Oktober 1894 
machte Seine Durchlaucht der Fürst zu Wied den 
Vorschlag, die bei der Schlußabrechnung des Komitees 
sich ergebenden Restgelder in erster Linie zur Be- 
schaffung einer Aluminlumdampfspinasse für den Vik- 
toriasee zu verwenden. Dieser Vorschlag fand all- 
seitige Zustimmung und die Kommission stellte dem
	        
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