Man hat auch versucht, Vanille zu präpariren,
indem man die Schoten dem Dampfe des kochenden
Wassers aussetzte. Dieser Prozeß ist durchaus un-
zweckmäßig, denn er erfordert wenigstens ein 18 bis
24 stündiges Exponiren, welches sehr kostspielig wird
und das Produkt auch minderwerthig läßt.
Deas Präpariren der Vanille ist also durchaus
nicht mit unüberwindlichen Schwierigkeiten verbunden,
es erfordert nur peinlichste Aufmerksamkeit in allen
Stadien des Zubereitungsprozesses. Ein kleines Ver-
sehen genügt, um die Arbeit mehrerer Monate uner-
setzlich zu vernichten. Ist das Risiko groß auf der
einen Seite, so ist andererseits auch der Reinertrag
ein entsprechend großer, wenn man gut pröparirte
Vanille erzielt hat.
Auf Mauritius, Bourbon und der Ostküste von
Madagaskar, das heißt in der Zone der Cyklone,
geht die Kultur der Vanille immer mehr zurück, da
die Vanillelianen den Stürmen zu sehr ausgesetzt
sind und die Pflanzer das Risiko einer ungewissen
Ernte mehr und mehr fürchten.
Deutsch-Ostafrika sollte deshalb die Kultur der
Vanille ohne Verzug in großem Maßstabe in Angriff
nehmen, damit auch hierdurch zur raschen Hebung
der Produktionsfähigkeit der Kolonie beigetragen wird.
Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft „Lictoria“
zu Berlin.
Zeitungsnachrichten zufolge fand am 21. Januar
die Konstitutrung der Westafrikanischen Pflanzungs-
gesellschaft „Victoria“ zu Berlin und „Victorla“
(Kamerun) mit einem Aktienkapital von 2500 000 Mk.
statt. Der Verwaltung gehören an als Vorsitzender
Alfred Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freu-
denberg, als stellvertretender Vorsitzender Herr
Bergwerksbesitzer Sholto Douglas zu Berlin, des
Weiteren die Herren Dr. Ahn-Köln, Kommerzien-
rath O. Andres-Köln, Fabrikbesitzer Max Heller-
Pforzheim, Rentner V. Hösch-Berlin, Geheimer
Regierungsrath v. Kaufmann-Berlin, Bankier Karl
Levy-Berlin, Kommerzienrath L. Peill-Düren,
Excellenz v. Soden-Nürnberg, Finanzrath Seitz-
Frankfurt a. M. Den Vorstand bilden die Herren
Dr. jur. Esser-Berlin und Georg Schweitzer zu
Berlin. Zu Direktoren der Pflanzungen sind die
Herren Konsul Spengler und Dr. Zintgraff in
Aussicht genommen. Die Gesellschaft hat den Zweck,
die Besitzungen der Herren Sholto Douglas, Dr.
Esser, v. Soden, Dr. Zintgraff in Kamerun bezw.
Victoria zu übernehmen, um daselbst Kakao= und
Kaffeepflanzungen anzulegen.
6 Aus Briefen aus Afrika.
Aus Windhoek schreibt in „Unter dem rothen
Krenz“ Schwester Helene: Der „Orlog“ ist nun
bald vergessen, nur die schönen Liebesgaben, die in
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unsere Hände gelangt sind, erinnern uns noch daran.
Leider gedeihen deutsche Blumen hier so sehr selten,
der Salpetergehalt des Bodens ruinirt sie alle. Im
Hospital haben wir meistens ungefähr 22 Kranke.
Nach dem „Orlog“ sind Schwester Anna nun wie-
der tüchtige Kräfte zugetheilt worden, gute Ordon-
nanzen, die in der 8 rechtschaffen helfen. Mir
liegt Aufrechterhaltung der Ordnung der Unteroffizier-
stube sowie die der Wäsche ob, ebenso das Ausbessern
der letzteren, wozu ich eine schöne Nähmaschine von
der Regierung geliefert bekommen habe. So viel und
schnell wie in Deutschland läßt sich mit Nähen aber
doch nicht schaffen, der grelle Himmel und der an-
dauernde Sturmwind machen schlaff. Die meisten
der Verwundeten, die bei uns verpflegt wurden, sind
mit dem deutschen Dampfer in die Heimath zurück-
gekehrt; aber statt des Krieges steht nun ein anderes
Schreckgespenst vor der Thür, — die Rinderpest!
Es herrscht große Besorgniß davor. Nun, hoffen
wir, daß wir hier davon verschont bleiben! Was
sonst unsere Thlerwelt anbelangt, so machten wir die
Erfahrung, daß es hier sehr schwer hält, Kücken auf-
zuziehen. Wir hatten mehrere Glucken gesetzt. Eine
zerpickte ihre Eier gänzlich, eine andere lief von den
Eiern fort und ließ sie kalt werden, wieder elner
anderen wurden ihre beiden Kücken todtgetreten, und
nur eine einzige führt stolz ihre sechs Kleinen spazieren.
Unsere Enten hat der Herr Doktor in Pension ge-
nommen. Von den 24 Elern, die ausgebrütet werden
sollten, hat nur ein einziges ein Entlein gezeitigt, das
aber so elend war, daß auch ihm keine lange Lebens-
dauer wurde. Nur von den Tauben können wir
melden, daß sie sich vermehrt haben.
In einem Monat ist Weihnachtszeit, aber man
kann sich noch gar nicht vorstellen, daß man bei dieser
Hitze einen Christbaum schmücken soll. Vor vierzehn
Tagen war uns ganz zu Muthe, als ginge es nach
Pfingsten zu, denn da schmückten Frau Pastor und
ich den neuen Kirchensaal im neuen Pfarrhause zu
der am Sonntag stattfindenden Einweihung, und war
es wirklich sehr festlich geworden. Den Altar über-
deckte eine neue Flagge, die in der Mitte den preu-
Khischen Adler, von Blumen umgeben, zeigte. Um
die Thüren wanden sich Guirlanden, und im kirch-
lichen Raume waren nun zum ersten Male Bänke
aufgestellt, während wir bis dahin immer nur bei
der Andacht im Freien auf Kisten gesessen hatten.
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Die Aluminiumdampfpinasse für den iltoriafsee.
In der Schlußsitzung der Ausführungskommission
des Antisklavereikomitees am 24. Oktober 1894
machte Seine Durchlaucht der Fürst zu Wied den
Vorschlag, die bei der Schlußabrechnung des Komitees
sich ergebenden Restgelder in erster Linie zur Be-
schaffung einer Aluminlumdampfspinasse für den Vik-
toriasee zu verwenden. Dieser Vorschlag fand all-
seitige Zustimmung und die Kommission stellte dem