Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

C. Ndnula. Die Mission wurde im Jahre 1896 
bei den Wataluma gegründet. Sie liegt zwei Tage- 
reisen südlich von Msalala und ist von Tabora 
gleichfalls in zwei Tagen zu erreichen. Die Mission 
zählt augenblicklich drei Missionare, eine bescheidene 
Kapelle, einige Waisenkinder, 18 Katechumenen, eine 
Apotheke. » 
D. Mission von Urundi. Drei Missionare 
sind bereits abgegangen, um diese neue Station zu 
gründen. 
Ueber die Gründung einer neuen Mission 
der Weißen Bäter meldet P. J. van der 
Burgt in „Kreuz und Schwert“ aus St. Antonius 
von Urundi, 13. August 1896: 
Ende Jumi theilte ich Ihnen in aller Eile mit, 
daß wir einen neuen Posten in Urundi gründen 
wollten. Am 30. Juni, früh morgens, nahmen 
wir Abschied von Uschirombo und marschirten mit 
65 Trägern nach Westen, dem noch unbekannten 
Lande zu. Nach einem 4stündigen Marsche lagerten 
wir bei Kntutua, dem Könige von Utambola, einem 
kleinen Lande von etwa 5000 Einwohnern. Am 
solgende Tage, 1. Juli, gingen wir durch den Fluß 
Nikonga, der die Grenze zwischen Utambola und 
Runsewe bildet, und waren nun Gäste von Mpan- 
golola, König der berüchtigten Wangoni, eines 
Stammes von Zulubriganten, die ehemals den 
Schrecken des Landes bildeten. Dieser König, ein 
wahrer Gentleman von einem Neger, empfing uns 
königlich. Ein prächtiger Ochse und Lebensmittel in 
Ueberl waren sein Geschenk für uns und unsere 
eute. 
Die Wangoni bewohnen ein schönes Thal, 
3 Stunden lang (von Nord nach Süd) und 2 Stunden 
breit, in der Mitte des Landes Runseve gelegen. 
Wohl 80 Dörfer, umgeben mit herrlichen Feldern, 
befinden sich in dem Thale. Etwa 10 000 Menschen 
wohnen darin. Mpangolola ist schon lange ein 
Freund der Mission. 
Wir marschirten nun von Osten nach Westen 
durch Runsewe, in dem wir noch zwei Nächte 
lagerten. Welch trauriges Land! Nichts als Wald 
und Wildniß! Kaum 4 bis 5 kleine Dörfer sahen 
wir in den drei Tagen. 
Am 4. Juli betraten wir Uha oder vielmehr 
Uyungu, das den nördlichen Theil von Uha bildet. 
Wir lagerten eine Stunde östlich von dem Flusse 
Muyowosi, den wir am 5. Juli überschritten; am 
6. Juli kamen wir bei Kihumbi, dem Könige von 
Uha an. Dieser empfing uns mit großer Zuvor- 
kommenheit. Er wünschte, wir sollten bei ihm 
bleiben, aber unsere Befehle lauteten: nach Urundi. 
Wir konnten den König und sein Volk nur auf ein 
anderes Jahr vertrösten. Das Land Kihumbis ist 
herrlich; seine Residenz befindet sich in einem 
reizenden, von einem Flusse bewässerten Thale. Uha 
ist nach Norden sehr gebirgig. Dieser Theil des 
Landes ist dicht bewohnt, aber man sieht keine 
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Dörfer; alle Hütten liegen überall in den Feldern 
zerstreut, in den Thälern und an den Abhängen der 
Berge. Es ist ein Genuß, von einem Hügel herab 
die Landschaft zu betrachten. Die Waha (Bewohner 
von Uhay unterscheiden sich sehr von den Uniamwesi- 
leuten; sie bilden eine und dieselbe Rasse mit den 
Bewohnern von Urundi und Ruanda. Ihre Größe 
ist über mittel, der Schädel knochig, viereckig, nicht 
gerade schön. Es ist ein rauhes, kräftiges Volk, ganz 
wie das Land. Auf uns machten die Leute den 
besten Eindruck. Sie bewohnen kleine, sehr niedrige 
Hütten, wahre Bienenkörbe, deren Strohdach bis 
zur Erde herabreicht. Sie bauen vor Allem herr- 
lichen weißen Sorgho, etwas Pataten, Maniok und 
Erdnüsse. Viel Tabak und Honig findet man bei 
ihnen. Die Ziegen von Uha sind bellebt als Han- 
delsartikel; Gewehre sieht man fast gar nicht, ebenso 
wenig Baumwollstoffe. Sie bekleiden sich mit Ziegen- 
fellen und mit der Rinde eines Baumes, den sie 
usoni“ nennen. 
Bis zum 10. Juli blieben wir bei Kihumbi. 
Seine Residenz liegt nur sechs Stunden östlich von 
Urundi. Das Eindringen in das sagenumwobene, 
geheimnißvolle Land Urundi erschien anfangs nicht 
leicht. Unsere Träger aus Uschirombo wollten uns 
davonlaufen, denn die greulichsten Geschichten liefen 
unter ihnen umher über Urundi und seine Bewohner. 
Unsere armen Träger träumten stets von den schreck- 
lichen Lanzen, Pfeilen und Steinschloßgewehren der 
Warundi. Sie waren sicher, daß wir Alle nieder- 
gemetzelt werden würden. Wir schickten deshalb 
eine Gesandtschaft nebst einem Geschenk an Ru- 
monge, einen Häuptling der Warundi. Die Ab- 
gesandten kehrten am 10. Juli mit dem Geschenk 
urück. Rumonge habe die Annahme verweigert, 
berichteten sic, und weiter vorwärts gehen bedeute Krieg. 
Wir gingen trotzdem vorwärts und lagerten zu 
Nantosi, 2½ Stunden von der Grenze Urundis. 
Dort blieben wir bis 14. Juli. Zu allem Unglück 
wurde Pater von den Riesen ernstlich krank, 
ebenso unser Führer. Schließlich krepirte auch noch 
der Reitesel des kranken Paters. Am 14. Juli 
gingen wir etwas weiter bis Meranka, 2 Stunden 
von der Grenze. Nun waren aber unsere Träger 
nicht mehr zu halten; ich mußte sie nach Uschirombo 
zurückkehren lassen. Bereits hatte ich mich darauf 
gefaßt gemacht, hier am Thore Urundis einige Zeit 
warten zu müssen, da plötzlich erhielt ich am 15. 
abends beruhigende Mittheilungen von der Grenze. 
Unsere Abgesandten hatten uns belogen; man ver- 
sicherte uns, die Warundi würden uns mit Froh- 
locken empfangen. 
Am anderen Tage, 16. Juli, überschritten wir 
die Grenze und betraten das uns verheißene Land. 
Kaum hatten wir unser Lager bezogen, da erschienen 
auch schon mehrere Häuptlinge, sowie die Schwester 
des Königs Rumonge, brachten uns Geschenke und 
Stroh, das sie zum Zeichen der Ehrung und Freund- 
schaft uns zu Füßen legten.
	        
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