Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

wesentlich obwelchen wird, in einer Breite von 4 m 
gereinigt, so daß der Weg schon jetzt mit Reitthieren 
und Hängematte passirbar ist, ausgenommen eine 
Anzahl von Schluchten auf dem Busa zunächst ge- 
legenen Theil. Diese Schluchten, welche selbst in der 
Regenzeit kaum Wasser führen, werden durch seitlich 
in den Berghang eingeschnittene Schlangenwege über- 
wunden; in den Sohlen werden mittelst großer 
Steine, Geröll und Erdaufschüttungen durchlässige 
Dämme gebaut, so daß jeder Brückenbau vermieden 
wird. 
Nur über den eigentlichen Busabach muß eine 
Brücke aus Steinen und einheimischen Bohlen her- 
gestellt werden; jetzt führt über denselben eine pro- 
visorische Brücke aus Knüppeln. 
Wundervoll gedeiht in den Gärten der Station 
alles europäische Gemüse, edle Bambus= und Bananen- 
sorten, Rosen, Cedern und Cypressen, Blattpflanzen, 
Ziersträucher und dergleichen, welche ich im vorigen 
Jahre aus dem Spenglerschen Garten in Säo Thoms 
eingeführt habe, wachsen und blühen. 
Die auf den Versuchsfeldern der Station gebaute 
Kartoffel ist von Aussehen und Geschmack tadellos, 
wie ich selbst Gelegenheit hatte, mich zu überzeugen. 
Alle Maissorten wachsen und tragen vortrefflich, 
besonders auch amerikanischer Pferdezahnmais. Ob 
die vor etwa vier Wochen gesäte, sehr schön aufge- 
laufene Gerste tragen wird, muß erst die Zeit lehren. 
Tabak gedeiht gut; aus den frischen, fermentirten und 
getrockneten Blättern werden hier von einem auf der 
Station beschäftigten Kubaner ohne weitere Sortirung 
Cigarren gedreht, welche zwar den Vergleich mit 
edlen Sorten nicht aushalten dürften, aber an Ge- 
schmack und Aroma hier am Ort nicht zu verachten 
ind. 
Etwas unterhalb des Stationshofes ist eine 
Baumschule angelegt, in der sich hauptsächlich echte 
und wilde Kastanien, Maulbeerbäume und Nadel- 
hölzer befinden. Noch weiter unten siehen etwa 
500 junge Pflanzen arabischen Kaffees, über deren 
Fortkommen demnächst berichtet werden wird. 
Jenseits des Baches liegt die Viehweide, ein 
etwa 8 ha großes, gut eingezäuntes Stück Land, in 
dem sich zur Zeit Schafe und Ziegen sowie eine 
einheimische Kuh nebst jungem Stier befinden. 
Togv. 
verlegung des Litzes der Landeshauptmannschast. 
Auf Antrag des Kaiserlichen Landeshauptmanns 
wird der Sitz der Verwaltung von Sebbe nach dem 
gesünder und günstiger gelegenen Lome verlegt 
werden. 
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Deutsch-Südwelkafrika 
Rinderpest. 
Ueber die neuerdings zur Verhütung der Ein- 
schleppung der Rinderpest in das südwestafrikanische 
Schutzgebiet getroffenen Maßregeln berichtet der 
ständige Vertreter des Landeshauptmanns Re- 
gierungsrath v. Lindegqu ist unter dem 26. November 
v. Is. aus Grootfontein, wie folgt: 
Nach meiner Ankunft hierselbst stellte ich zunächst 
fest, daß der Distriktschef inzwischen bereits in 
Amntoni südöstlich der Etoshapfanne und gemäß 
meiner Weisung von Waterberg aus in Okatjuru 
am Omuramba Uamatako Stationen angelegt hatte. 
Nach den hier eingegangenen Erkundigungen erachte 
ich es für unbedingt nothwendig, die ganze Strecke 
zwischen den beiden genannten Punkten mit Stationen 
zu besehen, die unter einander durch dauernden Pa- 
trouillengang stete Verbindung zu halten haben. Ich 
rechne, daß zwischen Okatjurun und dem Omuramba 
Ovambo zwei, vielleicht sogar drei Stationen anzu- 
legen sind; mindestens zwei Stationen werden ferner 
längs dem Umaramba Ovambo bis zur Etosha- 
pfanne (Amutoni) nothwendig werden. Am Omu- 
ramba entlang wird die Absperrung am schwierigsten 
sein, da die Wasserstellen zahlreicher sind und ein 
reger Verkehr zwischen den Ovambos und den dies- 
seits der zu ziehenden Absperrungslinie wohnenden 
Buschmannstämmen, die als von Ondonga abhängig 
betrachtet werden, besteht. Auf der Strecke Okat- 
juru—Umaramba Ovambo ist eine Einschleppung 
der Pest dagegen weniger von Menschen als von 
zahlreichem Wild zu befürchten. 
Jeder der zu errichtenden Stationen wird ein 
vom Kommandanten bereitwillig gestellter Boer nebst 
einem Pferde beigegeben werden, außerdem ein bis 
zwei zuverlässige von den Hereros oder John Krüger 
zu stellende Eingeborene. Vielleicht wird es auch 
gelingen, die Buschmänner in größerem Umfange zur 
Grenzüberwachung heranzuziehen. Ob es sich später 
empfehlen wird, besondere Boerenstationen zu bilden, 
vermag ich erst nach Bereisung der Strecke zu be- 
urtheilen. Als Patrouillenreiter und Pfadzeiger 
werden sie jedenfalls gute Dienste leisten. Auf jeder 
Station werden ferner Desinfektionsmittel belassen 
und bestimmte Mannschaften von dem Lazarethgehülfen 
gemäß der vom Stabsarzt a. D. Dr. Sander 
ertheilten Instruktion in der Anwendung derselben 
unterwiesen werden. 
Südwestlich der Etoshapfanne ist der für den 
Verkehr mit Ovamboland sehr wichtige Platz Okauk- 
weyo nach den hier vorliegenden Nachrichten von 
Hauptmann Kaiser durch eine Station gesperrt 
worden. Zur Aufrechterhaltung der Verbindung 
zwischen diesem Platze und Amutoni wird eventuell 
halbwegs südlich der Etoshapfanne noch eine Station 
nothwendig werden. Ich hoffe, daß sich genügend 
sichere Vorkehrungen treffen lassen, um den für die 
deutschen und finnischen Missionare des Ovambolandes
	        
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