Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

so wichtigen Verkehr über Okankweyo nicht ganz 
abzuschneiden, jedoch kann ich dies erst an Ort und 
Stelle entscheiden. 
In der hier stattgehabten Hereroversammlung 
habe ich den Großleuten aufgegeben, so viel Reit- 
ochsen als möglich behufs Ankaufs oder Miethe zu 
stellen. Dieselben haben auch bereits eine ganze 
Anzahl angebracht, wie ich überhaupt mit der Dienst- 
willigkeit derselben, insbesondere der Söhne und 
Großen Kambazembis bisher wohl zufrieden gewesen 
bin. Da ich in Okatjuru noch auf einige Reitochsen 
von den Hereros rechnen darf, so wird es möglich 
sein, die Stationen wenigstens theilweise mit Reit- 
thieren zu versehen. 
Auf meiner Rundreise werden mich der Distrikts- 
chef, Lieutenant Kepler, John Krüger und Gaub, 
der Gegend und Bewohner, insonderheit die Busch- 
leute, gut kennt, und — bis Okatjurn — auch 
Haonjonjua nebst Gefolge begleiten. Außerdem 
hat sich der bekannte schwedische Händler Erikson 
bereitwilligst erboten, sich mir anzuschließen. Er 
wird auch die für den Zug erforderlichen Gefährte 
nebst Bespannung stellen. Erikson erwartete mich 
bereits bei meiner Ankunft hier und ist mir bei 
Feststellung des Absperrungsplanes sehr zur Hand 
hegangen und durch seine genaue Landeskenntniß 
von großem Werthe gewesen. Seine Begleitung 
wird gleichfalls von Nutzen sein. Auf meinen Wunsch 
hat Erikson die Ovambo-Kapitäne, die ihm persön- 
lich seit langen Jahren sehr gut bekannt sind, von 
der Absperrung in Kenntniß gesetzt und ihnen mit- 
getheilt, daß jeder Ovambo, der sich während der 
Zeit der Sperre am Omuramba oder an der Etosha= 
pfanne sehen läßt, die strengste Bestrafung zu er- 
warten hat. In gleichem Sinne habe ich heute 
unter Hervorhebung unserer freundschaftlichen und 
friedlichen Gesinnungen an den Häuptling Kambonde 
von Ondonga geschrieben. 
Warshall-Inleln. 
Dienstreise des Raiserlichen Landeshauptmanns 
im Jaluit-Itoll. 
Der Kaiserliche Landeshauptmann für die Marshall= 
Inseln, Dr. Irmer, hat in der Zeit vom 16. bis 
26. Oktober v. Is. zur Abhaltung von Gerichtstagen 
und zur Erledigung von Verwaltungsgeschäften eine 
Exvpedition durch die Lagune von Jabwor unter- 
nommen und berichtet darüber, wie folgt: 
In den ersten Tagen wurden die Inseln des 
südlichen kürzeren Theils der Lagune Ai Majererlk, 
Menga, Enearnich, Bogolang und Jalutt, welches 
eine Ausdehnung von acht bis neun Seemeilen hat, 
besucht, sodann die nördliche Inselgruppe mit Pin- 
gelap, Take, Arlap, Ngain, Urbaj, Jinnebal, Mejatto, 
Juorg, Kinajeng, Aigitien und Emij. 
Auf allen Inseln war ich freudig überrascht von 
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den reichen und systematischen Anpflanzungen von 
jungen Kokospalmen, auf welche die Leodakedaks der 
Häuptlinge mich mit besonderem Stolze aufmerksam 
machten. Am auffälligsten war dies auf der Insel 
Jaluit. Die langen öden Sandflächen, die ich bei 
meinem ersten Besuch gesehen hatte, sind jetzt alle 
verschwunden. An ihrer Stelle befinden sich weite 
Kokosnußplantagen, deren erster Ertrag allerdings 
erst in neun Jahren zu erwarten ist. Während ich 
früher auf den Inseln der Lagune eine Banane als 
eine Seltenheit betrachten mußte, findet man jetzt 
überall Bananenpflanzungen. Das sind die wohl- 
thätigen Folgen einer Verordnung, die seiner Zeit 
verschiedentlich in der Heimath als ein besonders 
hervorstechender Ausbruch von lolonialem Büreau- 
kratismus verspottet wurde und die hier von allen 
Seiten, selbst von den eingeborenen Häuptlingen, 
als eine der segensreichsten für die weitere, Kulti- 
virung des Schutzgebietes angesehen wird. Sicherlich 
könnte auch auf der Insel Jabwor mehr für die 
Kultur geschehen, aber es ist dies leider nicht der 
Fall. Der Hauptgrund dafür sind die hohen Kosten 
für Arbeitskräfte. Auf allen Inseln habe ich Ver- 
sammlungen der Unterhäuptlinge, der sonstigen an- 
gesehenen Personen und der Missionslehrer abgehalten, 
habe ihre Klagen und Wünsche angehört und, soweit 
ich es vermochte, Abhülfe geschafft. Alle Rechts- 
und Besißstreitigkeiten sind durch Vergleich oder 
Schiedsspruch im Guten erledigt worden. Ueber- 
haupt ist die Bevölkerung eine so gutartige, gehor- 
same und so anhängliche, daß Befürchtungen wegen 
ihrer Zuverlässigkeit hier nicht am Platze sind. Auch 
ist es überaus erfreulich, daß schwere Verbrechen 
gar nicht und Vergehen nur in nicht großer Zahl vor- 
gekommen sind. Bei den Letzteren handelt es sich 
meist um die Entführung einer Frau, wofür sich 
dann der betrogene Ehegatte durch Wegnahme einer 
Nähmaschine oder eines anderen Werthgegenstandes 
zu entschädigen sucht. Solche Vorkommnisse wurzeln 
in den uralten Anschauungen der Eingeborenen, 
nehmen aber mit jedem Jahre mehr und mehr ab. 
RAus dem Brreiche der Missionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Die Gesommtsumme der Einnahmen des Afrika= 
vereins deutscher Katholiken betrug 1896 
115 983 Mk. 68 Pfg. Im Verhältniß zum Vor- 
jahre ist eine kleine Steigerung zu bemerken. 
Die Erzdiözese Köln lieferte 26 592 Mk. 76 Pfg., 
die Diözese Münster 21 577,00 Mk.; „Kreuz und 
Schwerk“ außerdem 17 390 Mk. 01 Pfg. 
Der rheinische Missionar Ickler landete am 
10. Dezember v. Is. in Walfischbai; mit ihm Fräu- 
lein Johannsen, die Braut von Missionar Olpp; 
die Hochzeit fand noch an demselben Tage statt.
	        
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