Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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ein Stück zum Schlachten. Die Ziegenherde zählt 
immer so an sechzig Stück und liefert auf unseren 
Tisch für manchen Sonntag einen Braten. Neulich 
entstand eine Lücke in der Ziegenherde, indem ein 
Schwein zum Raubthier ausartete und nach und 
nach eine ganze Anzahl junger Ziegen totbiß und 
zum Theil fraß. Zur Strafe dafür wurde es nun 
selber zum Schlachten bestimmt. Schweine sind es 
zur Zeit fünf Alte und füufzehn Stück Junge. Die 
behalten wir ja nicht alle, sondern geben einen Theil 
davon unseren Jungen mit nach Hause als Ablohnung. 
So geht eben auf unserer Station Beides, Schule 
und Missionsarbeit, Gartenbau und Viehzucht, Hand 
in Hand. Der Herr lege auf alle unsere Arbeit 
seinen Segen, daß Alles, auch die äußere Wirthschaft, 
doch dienen muß nur dem einen großen Hauptzweck: 
der Verherrlichung seines großen Namens unter den 
hiesigen Heiden. 
Auch Missionar Bamler eröffnet hoffnungsvolle 
Aussichten. 
Wie er schreibt, traf die erbetene Glocke glücklich 
ein; ich hätte sie mir ein klein Bißchen größer ge- 
wünscht, gegen den Wind hört man sie nicht sehr 
weit. Doch sie erfüllt ihren Zweck, und es ist nur 
zu wünschen, daß die Heiden ihrem Rufe recht fleißig 
folgen möchten. Die neuen Kleider sind auch an- 
gekommen und fanden allgemeinen Beifall. Da die 
Kinder wünschten, ich möchte sie als Weihnachts- 
geschenk vertheilen, so willigte ich ein und hob sie 
bis zu diesem Fest einstweilen auf. Auch von den 
Alten hätte sich jeder am liebsten ein Kleid erworben. 
Abermals hatte die Pallottiner-Mission in 
Kamerun, wie „Kreuz und Schwert“ meldet, im 
letzten Halbjahre den Tod zweier ihrer Mitglieder 
zu beklagen. P. Eberwein erlag am Aequator 
nach kaum begonnenem Wirken schon nach kaum 
dreiwöchenklichem Aufenthalte in Kribl. Auch 
Missionar Karl Schubert konnte nur ein halbes 
Jahr der Missionsthätigkeit obliegen. 
Der apostolische Präfekt P. H. Vieter hat im 
Dezember wieder die Rückreise von Deutschland nach 
Kamerun angetreten. 
Recht wacker bezüglich der Gesundheit haben sich 
bis jetzt die Schwestern gehalten. Am 2. September 
folgten der ersten Expedition abermals vier Schwestern, 
so daß jetzt in Kribi und in Marienberg je vier 
Schwestern thätig sind. Im selben Monat wurde 
zum Ersatze für den verstorbenen P. Eberwein 
P. Pfändler mit zwei Brüdern ausgesandt. 
Trotz des schwer empfundenen Priestermangels 
breitete sich die Mission in höchst erfreulicher Weise 
aus. Marienberg, die erste und älteste Station, 
zeigt geradezu wunderbare Fortschritte. In der 
Mission selbst erhalten 100 Knaben vollständig frele 
Verpflegung und Erziehung, während in der Um- 
gegend 10—20 schwarze Lehrer (Katecheten) über 
650 Schüler unterrichten. 
  
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Durch diese Ausdehnung und Vergrößerung der 
Schulen sind Religionsbücher in der einheimischen 
Sprache dringend nothwendig geworden, und 
P. Georg Walter, der Obere der Station Marien-= 
berg, hat sich bei all'’ seinen sonstigen, ausreibenden 
Arbeiten und Schulinspizirungen der Mühe unter- 
zogen, den Katechismus in die schwierige Dualla- 
sprache zu übersetzen, während gleichzeitig in Lim- 
burg die biblische Geschichte nach Schuster in dieselbe 
Sprache übersetzt wurde. Beide Bücher werden 
hoffentlich baldigst im Druck erscheinen. 
Auch in Kribi schreitet das Missionswerk sietig 
vorwärts. P. König, der frühere Vorsteher, war 
gezwungen, für seine zerrüttete Gesundheit auf dem 
Engelberg Heilung zu suchen, und an seiner Stelle 
arbeitet jetzt P. Ludwig Otto mit nicht minderem 
Eifer. 
Die Nachbarstationen Buamba sowie „Wasser- 
fall“, die von Kribi aus missionirt werden, ver- 
größern und heben sich und möchten eigene Missionäre 
haben. 
Auf dem Engelberge wurde am Rosenkranzfeste 
die neue Kirche eingeweiht. Dem Wassermangel 
wurde durch Anlegung von zwei Zisternen ab- 
geholfen, die sich sehr gut bewähren. Nur ver- 
ursachte das Hinaufschaffen der Zementlasten wieder 
ganz bedeutende Kosten. — Der Kaffee gedeiht 
herrlich, und wieder sind Tausende von jungen 
Pflänzchen gesetzt worden. 
In den beiden Missionshäusern der Brüder und 
Schwestern zu Limburg geht Alles seinen geregelten 
Gang. Nur wird der Raum überall zu eng und 
klein für die Menge der Ausnahmesuchenden. 
Doch hoffen die Brüder, im Herbst 1897 ihr neues 
Haus beziehen zu können. Der Bau schreitet rüstig 
vorwärts. 
Auch die Studienanstalt in Ehrenbreitstein 
berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Sie zählt 
jetzt 78 Personen: drei Patres, drei Professoren, 
58 Studenten und 14 Brüder. 
Aus fremden Rolonien. 
Die Entwickelung der englischen Rolonien 885 bis z895. 
Dem Statistical Abstract for the colonial 
and other possessions of the United Kingdom 
in each year from 1881 to 1895, London 1896, 
entnehmen wir folgende Mittheilungen über die Ent- 
wickelung der afrikanischen Besil Großbritanniens 
Es betrugen die Einnahmen von: 
5#% # p 
1885 1890 1895 
Pfund Sterling 
u—— ... 63 505 56 341 142 049 
Gold Coast. 130 457 156 449 230 076 
Sierra Leoone67 760 73708 97851 
Gambia 20 236 30 573 20 561
	        
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