Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Schadhafien vorgenommen, drei ältere Häuser, welche 
nicht mehr reparabel waren, abgerissen. 
Die Reparaturwerkstätte ist durch den neu ein- 
getretenen Maschinisten Meier von Grund aus einer 
Reinigung unterzogen; die Anlagen wurden ergänzt 
und erweitert; zwei solide Laufbrücken, die bei dem 
Anlegen größerer Schiffe Verwendung finden, wurden 
neu angesertigt. 
Stephansort. 
Infolge der obenerwähnten Vereinigung der beiden 
Kompagnien ist die Verwaltung der Pflanzungen der 
Astrolabe-Kompagnie, welche in dem letzten Jahre um 
Stephansort konzentrirt waren, an die Neu-Guinea- 
Kompagnie übergegangen und in deren Organisation 
eingefügt worden. Dadurch ist Stephansort in den 
Mittelpunkt der gesammten Verwaltung gerückt, wie 
es bisher derjenige der Tabakkultur war. Leider 
hat die Leptere nicht die weitere glänzende Entwicke- 
lung genommen, welche nach den Erfolgen der ersten 
Jahre gehofft werden durfte, und zwar wesentlich 
infolge der Ungunst natürlicher Ereignisse, welche 
nicht vorauszusehen waren. Sie hat infolgedessen 
eine Einschränkung erleiden und ihre ausschließliche 
Herrschaft aufgeben müssen. Schon die Erwartungen 
von der Ernte in 1895, welche nach den bei Aus- 
gabe des letzten Berichtes sich befriedigend auließ, 
sind hauptsächlich infolge ungünstiger Witterung nicht 
erfüllt worden. Wie die meteorologischen Aufzeich- 
nungen ersehen lassen, fiel im Juni wenig, im Juli 
und August beinahe gar kein, im September wieder 
nur wenig Regen, so daß in der entscheidenden Zeit 
von Juni bis September fast anhaltende Dürre 
herrschte. Infolgedessen mußte Mitte August mit 
dem Aussetzen der noch reichlich vorhandenen Pflänz- 
linge aufgehört werden und auch auf das Wachsthum 
der ausgesetzten Pflanzen wirkte die Trockenheit so 
nachtheilig, daß statt der erwarteten 200 000 Pfund 
nur 124 000 Pfund geerntet wurden, die unter dem 
natürlichen Verlust durch Eintrocknen 2c. nur mit 
105 000 Pfund auf den Markt kamen; sie sind in 
Bremen im Wege der Einschreibung verkauft worden. 
Aber auch im Jahre 1896 trat ein ähnliches 
Mißgeschick ein. Im Dezember 1895 waren 400 
Felder sertiggestellt, im Februar 1896 2120 Beete 
mit 4240 000 Pflänzlingen angelegt. Fast absolute 
ürre, welche wiederum vom Juni bis zum Oktober 
  
herrschte, und auch auf Vorneo und Java sich er- 
streckte, brachte wiederum einen Mißerfolg. Es 
konnten nur 106 666 Pfund Tabak in die Fermentir- 
scheunen gebracht werden, was einem Versandgewicht 
von eltwa 90 000 Pfund gleichkommen wird. Das 
Fermenktren verlief normal; das Sorliren konnte am 
1. Oktober begonnen werden. Glücklicherweise ist es 
gelungen, einen Schädling (Käfer), der von Manila 
durch von dort engagirte Cigarrenmacherinnen ein- 
geschleppt worden war und den reifen Tabak der 
1895er Ernte in empfindlicher Weise angegriffen 
hatte, zu vertilgen, so daß die 1896er Ernte von 
  
ihm nicht gelitten hat. Von dieser Ernte sind 
150 Ballen bereiks am 18. Dezember v. Js., also 
fünf Monate früher als die Erstsendung im Vorjahre, 
zur Verschiffung gebracht. 
Zu der Ungunst des Wetters und wohl auch in 
ursächlichem Zusammenhang mit demselben trat das 
weitere Mißgeschick, daß die Gesundheitsverhältnisse 
der farbigen Arbeiter der Pflanzung trotz aller auf 
ihre Besserung gerichteten Bemühungen sehr ungünstig 
blieben. Sowohl eine Steigerung der einheimischen 
Krankheiten wie das Einbrechen der Pockenseuche und 
das Auftreten der Beri-Berikrankheit brachten unter 
den Kulis schwere Verluste an Leben und Arbeits- 
kraft. 
Die in den Jahren 1894 und 1895 gemachte 
Erfahrung hat herausgestellt, daß die Pflanzzeit von 
der Periode der abnehmenden Regenfälle bis zur 
trockenen Zeit in dem Gebiet von Stephansort kürzer 
ist als in anderen Tabakländern, namentlich in Su- 
makra. Hier findet die Anlegung von Saatbeeten 
statt vom Februar bis Ende Juni, das Auspflanzen 
von März bis Ende Juli. In Neu-Guinca werden 
Saatbeete angelegt von Ende Januar bis April, 
ausgepflanzt wird von Februar bis Mai. Um in 
dieser kürzeren Zeit größere Mengen auszupflanzen, 
bedarf es zahlreicher Hände, mehr als mit der Ren- 
tabilität sich vertragen würde. Jedeufalls entsteht 
für längere Zeit ein Ueberschuß an Arbeitskräften, 
der im Tabak nicht Verwendung finden kann. 
Angesichts dieser Sachlage wurde in Ueberein- 
stimmung mit dem Generaldirektor beschlossen, den 
Tabakbau auf 120 bis 150 Felder zu beschränken 
und so zu ordnen, daß das Auspflanzen im Januar 
begonnen und im Mai vollendek wird. Des Weiteren 
soll bereits bebauter Boden zum zweiten Male mit 
Tabak in größerem Umfange als bisher bepflanzt 
und abgesehen von Lehrmeistern und Vorarbeitern 
in Zukunft der Betrieb nur mit eingeborenen mela- 
nesischen Arbeitern geführt, der entstehende Ausfall 
in der Tabakpflanzung aber durch andere Kulturen, 
namentlich durch den Anbau von Kaffee, die An- 
pflanzung von Baumwolle nach dem im Bismarck- 
Archipel bewährten Vorbilde und die erweiterte An- 
pflanzung von Kokospalmen ersetzt werden. In 
diesem Sinne ist auch bereits vorgegangen, indem 
eine Versuchsstation angelegt und eine Pflanzschule 
(Botanischer Garten) eingerichtet worden ist. 
Für die Baumwollkultur in Verbindung mit der 
von Kokospalmen, die im Bismarck-Archipel sich 
kräftig entwickelt, ist in Stephansort haupsächlich das 
abgeerntete Tabakland in Aussicht genommen. Zu 
diesem Zweck wurden 180 Arbeiter unter Leitung 
eines von Herbertshöhe berufenen Assistenten einge- 
stellt und die Arbeiten im September begonnen. Am 
1. Oktober waren bereits 12 ha Busch gekappt und 
9 ha mit Baumwolle bepflanzt. Bis zum Jahres- 
schluß 1897 sollen 200 ha unter Kultur stehen. 
Mit der Pflanzungsstation Stephansort ist als 
Nebenstation Erimahafen verbunden, wo der Schiffs-
	        
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