Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Einfach gefärbte Baumwollstoffe. 
A. Dunkelblau gefärbte Stoffe, Kaniki, 
schlichtes Gewebe, stark appretirt in Breiten von 
34 bis 60 Inches und in Längen von 7½ bis 
8 Yards werden in großen Mengen aus Indien 
eingeführt, wo die Herstellung aus von England 
importirten Rohstoffen (Longcloth) erfolgt. 40 Inches 
breit, aus einem Stück Longcloth von 7 bis 8 Pfund 
werden fünf Stück Kaniki gefertigt, Preis per Korja 
= 20 Stück 18 bis 20 Rupien. Diese Sorte ist 
der Breite nach in fünf Falten gelegt und wird hier- 
nach von den Eingeborenen „Kaniki kunjo tano“ 
benannt. 43 und 45 Inches breit, aus einem Stück 
Longcloth von 8 bis 9 Pfund gefertigt, in sechs 
Falten geschlagen, Kaniki kunjo sitta, Preis 22 
bis 27 Rupien per Korja. · ' 
50 Inches von 9 bis 10 Pfund Longcloth, in 
sieben Falten geschlagen, Preis 27 bis 30 Rupien 
per Korja. 
54 und 60 Inches von 10 bis 11 Pfund Long- 
cloth, in acht Falten gelegt; die Länge beträgt bei 
diesen Sorten nicht 8, sondern nur die Hälfte, 4 Yards, 
weshalb zu 1 Korja 40/2 Stück gerechnet werden. 
Preis 30 bis 36 Rupien per Koria. 
Aehnliche Waaren, doch in sauberer Herstellung, 
werden aus Holland und England eingeführt. 
Diese europäische Waare wird besonders in folgenden 
Maßen gehandelt: 
*7⅛ * 8 * 21 * 22 * * * 
52/4 77% 8 22 25 
Ursprünglich wurde zum Färben dieser Stoffe 
Indigo verwandt; heute erfolgt die Färbung mit 
billigen Ersatzmitteln. 
Die jährliche Einfuhr von Kanlki, welches zur 
Bekleidung der Eingeborenen im Innern benuutzt 
wird, beträgt etwa 700 000 Pfund im Werthe von 
606 000 Rupien, wovon kaum 2% auf europälsches 
Fabrikat entfallen. 
Dunkelblau gefärbte Musline, ukeia, 
30/2 Inches? 19 Yards finden in geringen Mengen 
für Kopfputz der Frauen Verwendung. Herkunft 
England, Preis 25 Rupien per Korija. 
B. Rothgefärbte Baumwollstoffe, bendera 
(suaheli), Madrassi (indisch), vorwiegend geköpertes 
dünnes Gewebe, 26 bis 28 Inches 2K 24 VYards, 
werden in ansehnlichen Mengen zur Bekleldung ge- 
braucht. Herkunft aus der Schweiz, Holland 
und England. Während früher die Färbung mit 
Türkischroth erfolgte, hat sich heute Anilinfärbung 
immer mehr eingebürgert. Preis 3 bis 4 Rupien 
per Stück. 
C. Braungefärbte Baumwollstoffe, Ho- 
drung, schlichtes Gewebe, besonders 28 bis 32 Inches 
s8 Pards, doch auch in Stücken von 40 Yards, 
werden ausschließlich von England über Hamburg 
eingebracht und zu Hemden für die Eingeborenen 
230 
  
verwandt. Preis 1½ bis 2 Rupien per Stück von 
8 Yards. Die ursprüngliche, in Arabien gefertigte 
bessere und waschechte Waare, Preis 4 bis 10 Rupien 
per Stück, wird nur noch von der wohlhabenden 
Bevölkerung (Arabern) getragen und ist durch das 
europäische Fabrikat in letzter Zeit fast verdrängt 
worden. 
D. Shawls, kanga, schlichte oder geköperte 
Gewebe, 48/52 Juches = 70 bis 80 Inches, werden 
in vorwiegend schwarz und dunkelblau, kanga kaniki, 
aber auch in anderen Farben gehandelt. Zum Theil 
haben dieselben an beiden Enden Fransen. Herkunft 
Holland. Preis 12 bis 20 Rupien per Korja. 
Bedruckte Stoffe. 
A. Kattune, sbiti, schlichte Gewebe, 26/8 Inches 
224 Mards, mit einer oder mehr Farben (besonders 
roth und schwarz) bedruckt, zuweilen auch unterfärbt, 
finden in den letzten Jahren nur geringen Absatz, 
während sie noch vor einem Jahrzehnt einen be- 
deutenden Handelsartikel bildeken. Verwandt werden 
dieselben zur Bekleidung der Eingeborenen. Her- 
stellung in England und Holland. Preis 3 bis 
8 Rupien per Stück. 
B. Lesso, schlichtes Gewebe, etwa 23 Juches 
21 Yards in Stücken von zwölf Tüchern, weiß 
und roth, sowie weiß, roth, rosa und grün, werden 
gleichfalls bedeutend weniger als in früheren Jahren 
und in nur unbedeutenden Mengen zur Bekleidung 
von Eingeborenen des Innern, durch Zusammen- 
nähen von sechs Stücken in Form von Shawls, ver- 
wandt. Preis 1 bis 1¼ Rupien per Dutzend. 
Herkunft England und Holland. 
C. Shawls, malabari, kanga und kissutos, 
vorwiegend schlichte, doch auch geköperte und ge- 
musterte Gewebe. 50/2 Inches ? 70/2 Inches, in 
Stücken von je fünf Shawls, bedruckt mit einer oder 
zwei Farben. Vorwiegend sind die Farben weiß- 
grund und schwarz, weißgrund und braun, weiß- 
grund und roth, sowie rothgrund, rosa und weiß, 
doch verfällt die Mode auch häufig auf andere 
Farbenzusammenstellungen. Die Muster sind stetigem 
Wechsel unterworfen; bald erscheinen große, bald 
kleine Objekte, bald sind geometrische Figuren, dann 
wieder Blumen, mitunter auch Thierdarstellungen 
(Papageien) beliebt. Diese Shawls finden für die 
Bekleidung der eingeborenen Frauen in großen 
Mengen Verwendung; jährliche Einfuhr etwa 
230 000 Pfund im Werthe von 350 000 Rupien. 
Malabarl neunt man Shawls mit harter 
glänzender Appretur, Kanga, diejenigen ohne 
Appretur, dagegen ist Kissuto der Ausdruck für 
eine gewisse Klasse sich ähnelnder Muster, welche be- 
sonders in schwarzgrund mit rothen und weißen 
Objekten dargestellt wird. Während die malabari, 
kanga und der überwiegende Theil der kissuto in 
Holland, Deutschland, Schweiz und England 
hergestellt werden, gelangt ein geringer Theil der 
kissuto in minderwerthiger Beschaffenheit, nachdem
	        
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