Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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bindung herstellte. Endlich hatte ich Gelegenheit, 
privatim dessen Wünsche kennen zu lernen und ihm 
ebenso privatim zu verstehen zu geben, daß er nur 
unter Erfüllung der bekannten bestimmten Bedingungen 
sich Hoffnung machen dürfe, im Uebrigen aber einen 
Gouvernementsbesehl, von dem Alles abhänge, ruhig 
abwarten und sich im gegebenen Falle entschließen 
müsse, sofort energisch dem Befehle gemäß zu han- 
deln. Hierhin mußte ich wohl oder übel andeutungs- 
weise ihm eigentlich Hoffnung machen, sonst hätte 
das Schauri sicher nicht die gewünschte Wirkung 
gehabt. 
Mit Mpauglire, trotzdem er in der Gewalt der 
Station war, stellte sich die Sache schon schwieriger; 
hier mußte schon Positiveres geschehen, einmal, um 
die Ruhe im Lande zu schaffen und ihr Stabilität 
zu geben, dann aber auch, um die präsumtive Sultans- 
stellung bei den Wahehe nicht allzu sehr zu unter- 
graben. Aus diesen Gründen durfte die Idee, ich 
sei eigentlicher Nachfolger Quawas, welche früher 
ein genügender Nothbehelf gewesen, nicht fest Wurzel 
fassen. Ich mußie deshalb rechtzeitig hier und da 
durch diesbezügliche Andeutungen vorbereitend wirken, 
wenn auch die Wassagira darüber stutzig wurden und 
theilweise sich alsbald vom Schauri fernhielten, und 
riskirte ich Anfang November, Mopangire als Sultan 
von Uhehe zu bestimmen. Der Einfluß der Station 
war in der näheren Umgebung inzwischen gewachsen, 
und als die Wassagira alsbald in ihren materiellen 
Interessen gesichert wurden, indem ihnen die fetten 
Stellen jener unter Quawa sehr wichtig gewesenen 
Wassagira, die hartnäckig noch bei Quawa aushielten 
und jetzt in contumaciam verurtheilt waren, über- 
wiesen wurden, fanden sie sich bald zurecht. Nach 
Ivogoro und Madibiro schickte ich einen sicheren 
Msaglra mit dem Auftrage, das dortige Quawa- 
eigenthum womöglich zu verwalten. Mpangira und 
die internirten Uhehewassagira hielt ich aber bezüglich 
beider Landschaften sowie auch bezüglich Ubenas auf 
jede mögliche Weise hin, eine äußerst peinliche Situa- 
tion. Gegenüber den Ubenawassagira hatte die 
Station aber den schwersten Stand. 
Fest stand es, daß die Wahehe das Land gänzlich 
räüumen mußten, sowie Merere hineinkam, und wenn 
lie mit Waffengewalt gezwungen werden mußten. 
Bis dahin mußten sie aber in ihren Stellen belassen 
werden, einmal um sie selbst nicht in die Arme 
Quawas. zu treiben, dann aber auch, weil ich lediglich 
durch sie, solange sie Hoffnung auf den Besitz des 
Landes hatten, es dem Einflusse Quawas entziehen 
konnte. Während der ganzen Zeit bestürmten sie 
mich natürlich um definitive Bestallung. Sie hierin 
Folimenel auf jede nur mögliche Weise unauf- 
· nzuhalten, war eine fast igli il- 
weis washuhe worr fast unerträgliche, theil 
u1 Auf die angeführte Weise gelang es im Wesent- 
chen. die Lage im ganzen Reiche derart zu gestalten, 
daß sie dieser oder jener Wendung angepaßt werden. 
onnte. Diesen Zustand so lange zu erhalten, wäre 
  
ohne aktivste Verwendung sämmtlicher Detachements 
trotz aller Bemühung nicht möglich gewesen, denn es 
stellte sich bald heraus, daß der Einfluß Quawas 
noch bedeutend, die Quawagefahr durchaus vor- 
handen war. 
In geschickter Weise hatten die Abtheilungen unter 
speziellem Befehl des Lieutenants v. Kleist, da ich 
in Iringa festgehalten wurde, um Ngominji pivoti- 
rend, Quawa aus Ubena geschoben und ihn in das 
relativ enge Gebiet zwischen Ubena, Iringa und 
Ruaha gedrängt. Verschiedene Abtheilungen wurden 
dann in den Kreis gelassen, um womöglich Quawa 
zu fangen. Sie stöberten zwar mehrfach Abtheilungen 
von Quawaanhängern auf, auf Quawa sließen sie 
aber nicht, und diesem gelang es, sich über den Ruaha 
zu retten. Die bisherige Stellung wurde deshalb 
aufgelöst; Lieutenant v. Kleist zog zwei parallele 
Linien lang durch das ganze Mittelgebiet des Reiches, 
das Quawa am meisten zu begünstigen schien, wäh- 
rend die Abtheilung des Lieutenants Glauning, 
der sich besondere Ortskenntniß verschafft hatte und 
in den von Mpapwa mitgenommenen Wahehejumben 
besonders brauchbare Leute besaß, mit der Verfolgung 
Quawas betraut wurde. Es ist diesem denn auch 
gelungen, wochenlang meist querfeldein ohne Weg im 
Pori dessen Spur zu folgen. Hierbei stellte sich's 
heraus, daß Quawa mit dem größten Geschick dou- 
blirte, kaltblütig in nächster Nähe der auf Wache 
stehenden Abtheilungen vorbeizog, durch die Linien 
der Patrouillen hindurchschlüpfte. Dies konnte er 
nur thun, wenn er durch die Bevölkerung auf dem 
Laufenden erhalten wurde. In der That meldete 
Lieutenant Glauning sehr bald, daß Quawa von 
den berührten Ortschaften stets mit Lebensmitteln 
und Nachrichten versorgt würde, während die Be- 
wohner dem Lieutenant Glauning jede Auskunft 
verweigerten, Keuntniß der handgreiflichen Spuren 
Quawas staitgehabter Anwesenheit leugneten, ihn mög- 
lichst irre zu führen suchten 2c. Es macht fast den 
Eindruck, als ob die Leute auf Derartiges eingeübt 
worden wären, denn es bestand trotz der raschen 
Ortsveränderungen Quawas doch zwischen seinen 
Bewegungen und den Handlungen der Einwohner 
stets ein enger Zusammenhang. Mitten im wegelosen 
Pori an der Quawaspur wurden häufig hingestelltes 
Mehl und Pombe gefunden. Die Leute wußten 
augenscheinlich immer, wo Quawa zu finden war, 
welche Richtung er eingeschlagen, welche bestimmten 
Punkte er berühren würde. Vielfach geschah es, daß 
Quawa seine müde werdende Gefolgschaft — etwa- 
durchschnittlich 20 bis 30 Männer und mehr Weiber 
— auflöste und einfach an deren Stelle das ganze 
nächstberührte Dorf mitnahm. Mehrfach ließ er auch, 
um die Verfolgung zu erschweren, seine Leute in 
verschiedenen Richtungen auseinandergehen, die sich 
später bei ihm wieder irgendwo anders einfanden. 
Angeschwollene Flüsse waren kein Hinderniß, er 
schwamm einfach z. B. fast allein über den Ruaha, 
sich diesseits wieder Leute verschaffend. Ueberhaupt
	        
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