Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Ich mache aber gehorsamst dringend darauf auf- 
merksam, daß es gerade während des nächsten Jahres 
darauf ankommt, nicht Gefechte oder dergleichen, die 
relativ weniger Soldaten benöthigen, zu bestehen, 
sondern durch eine an Ort und Stelle vorhandene, 
stets bereite Macht den frisch unterworfenen Leuten 
zu imponiren, um, ohne die gedeihliche Entwickelung 
der Station und des Landes zu stören, alle Regun- 
gen des unbändigen Waheheblutes und der Quawa- 
llebe im Zaume zu halten und allmählich zu ersticken. 
Zum Schlusse möchte ich betonen, daß ein sicheres 
Urtheil über Mpangire selbst und die Wahehewassa- 
gira nach so kurzer Zeit gänzlich unmöglich ist. Der 
Eindruck ist ein vorzüglicher. Ez steckt in der ganzen 
Gesellschaft eine bessere Rasse. Sie sind aber auch 
über den Durchschnitt befähigt und können demnach 
noch besser schauspielern als andere Neger. Zur Zeit 
liegen mehr Gründe vor zur Annahme, daß die Art 
und Weise, wie sie sich geben, im gnädigen Sinne 
zu beurthellen ist. Der Quawagedanke ist jedoch tief 
eingewurzelt und dieser kann sie eventuell schwankend 
machen. Dann würde vielleicht das Programm be- 
züglich Mpangire Aenderungen erfahren müssen. 
Es ist aber nicht aus dem Auge zu lossen, daß 
es nach wie vor Aufgabe ist, nicht die Wahehe durch 
lriegerische Mittel zu zerschmettern, sondern Quawa- 
gedanken zu vernichten, die Autorität des Kaiserlichen 
Gorvernements fest aufzubauen, das schöne Volk und 
das schöne Land im Dienste der Zwecke der Kolonie 
zu verwenden.“ 
  
Schule in Lega. 
Das Bezirksamt Tanga hat aus Kommunal- 
mitteln in Sega (Bondeland) eine Schule errichtet, 
die von einem Missionszögling geleitet und wo Lesen 
und Schreiben gelehrt wird. 
Togv. 
Wissenschaftliche Stationen. 
Der Bau der neuen Station Kpando ist durch den 
Techniker Stöhr vollendet worden. Der Stations= 
vorsteher von Misahöhe und Kpando, Lieutenant 
Plehn, kehrt im Sommer nach Deutschland zurück. 
An seiner Stelle ist Dr. Kersting angenommen 
worden. —— 
Denkmal für Dr. Wolf. 
n Die Sammlung von Beiträgen für das Denkmal 
es seiner Zeit im Togohinterland verstorbenen 
Stabsarztes Deb olf hat bisher 2029 Mk. 10 Pf. 
n. Es wird voni Aus beabsichti 
1. Juli die Sammlung zu ahsichtigt, am 
Deuktsch- Südwestafrika. 
ueb Zur Rinderpest. 
eber eine Reise, die der Stations 
Warmbad im südwestafrikanischen —— 
265 
  
— 
v. Bunsen, behufs Inspektion der Absperrungs- 
maßregeln gegen die Rinderpest ausgeführt hat, be- 
richtet der Genannte unter dem 3. Dezember v. Is. 
von seinem Amtssitze aus, wie folgt: Am 28. d. Mts. 
bin ich von meiner Dienstreise längs dem Orange- 
fluß hierher zurückgekehrt. 
Ich brach am 16. von hier auf und erreichte 
den 18. Houmdrift. Der dortige Posten meldete 
das Erschießen zweier Kühe, die von englischer Seite 
herübergeschwommen seien. Die Eingeborenen hatten 
Houmdrift geräumt, eine Werft jedoch erst nach vier- 
maliger Aufforderung; ich werde den Werftältesten 
von hier aus bestrafen. Am 19. früh brachen wir 
zu Fuß in östlicher Richtung auf. Die Ufer des 
Flusses sind stark bevölkert gewesen, jetzt waren die 
Pontocks anscheinend berelts seit mehreren Wochen 
verlassen. Ueberraschend viele Gärten zeugen von 
einer gewissen Kultur der Uferbewohner, überhaupt 
ist die Ansicht unbedingt zu verwerfen, daß das 
Wasser des Orangeflusses zur Bewässerung von 
Feldern und Gärten in beschränktem Maße nicht 
verwendbar wäre. Nur erfordert dieses natürlich 
viele Arbeit und Kenntniß des Flusses. 
Am 23. erreichten wir nach etwa 33 stündigem 
Marsche den Posten bei Vellordrift. Am Ufer trafen 
wir hier nur noch einen einzigen Eingeborenen, der nach 
einer verloren gegangenen Kuh zu suchen vorgab, 
dagegen kein Vieh an. Der Fluß selbst kann also 
als geräumt bezeichnet werden. Daß sich wohl in 
den Gebirgen innerhalb der fünf Meilen Zone noch 
Vieh befindet, glaube ich annehmen zu müssen. Nach 
meiner Ansicht müßten diese Gebirge im Fall des 
Näherkommens der Rinderpest genau von einer 
größeren Macht abgesucht werden, mit einzelnen 
Leuten ist in dem überaus schwierigen Gelände wenig 
auszurichten. Ferner müßte in diesem Falle noch 
mindestens ein Posten zwischen Houm und Vellor- 
drift eingerichtet werden. Der Uferweg ist außer 
bel Hochwasser überall für Menschen passirbar, den 
letzten Tag stieg der Fluß bedeutend, wodurch wir 
genöthigt waren, an den Uferbergen entlang zu 
klettern. Der Weg läuft meistens direkt am Ufer, 
nur bei Eikanabrevier bogen wir für einen Tag nach 
Norden hin aus. 
Das Revierfieber, eine Art schleichende Malaria, 
hat sich wieder unangenehm bemerkbar gemacht, so- 
wohl der Roßarzt Rickmann, wie ein Posten, litten 
mehrere Tage an demselben. Ich habe daher ange- 
ordnet, daß jeder Posten etwas Chinin mit Ge- 
brauchsanweisung erhölt. Die Posten scheinen mit 
ihrer Instruktion größtenthells gut vertraut zu sein. 
Die Gegend längs des Orangeflusses gehört zu 
dem Schönsten, was ich bisher in Afrika gesehen habe. 
Schroffe Bergketten bilden den Hintergrund, der 
Fluß zwängt sich an einer Stelle durch Felsmassen 
hindurch, um an einem andern Platze wieder einem 
unbeweglichen, 600—800 m breiten Gebirgssee zu 
gleichen. Die dicht mit Laubbäumen bewachsenen 
Ufer und Hunderte von grünen Inseln machen einen 
glauben, in eine Gegend versetzt zu sein, die mehr
	        
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