Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

unserer europäischen Mitarbeiter so zugenommen, daß 
ie mit den Frauen der Missionare und den Diako- 
nissen und den Lehrerinnen, die unter dem weiblichen 
Geschlechte arbeiten, jetzt 34 beträgt, denen 48 ein- 
geborene Gehülfen zur Seite stehen, von denen sieben 
ihre Ausbildung in Deutschland erhalten haben. 
Lange Jahre hindurch war es eine mühselige 
Pionierarbeit, ein Kampf ums Dasein, vergleichbar 
dem langsamen Ausroden eines Urwaldes ohne in 
die Augen fallende Frucht; jetzt wird uns die Frucht 
in reichen Maße zu Theil. Das Hauptziel der 
Mission, die Sammlung einer christlichen Kirche aus 
dem Enhevolk, schien fast unerreichbar. Das erste 
Vierteljahrhundert war verflossen, und die Ephekirche 
zählte nur 93 Glieder. Unser letzter Census vom 
de 1895 giebt 1623 evangelische Evheer. Noch 
sind die Zahlen des Jahres 1896 nicht gemeldet; 
aber wir dürfen erwarten, daß nicht viel am zweiten 
Tausend fehlen wird. Erst im 45. Arbeitsjahre 
wurde das erste Tausend überschritten, die letzten 
fünf Jahre werden ein zweites Tausend hinzugefügt 
haben. Zu einem Volke sind unsere ersten Missionare 
gekommen, das seine eigene Sprache nicht schreiben 
onnte, und haben ihm die Schrift gebracht, außer 
den heiligen Büchern der Christen Schulbücher man- 
cherlei Art, selbst eine in ungezwungenen Heften 
erscheinende Zeitschrift. Nicht schnell hat das Volk 
den Segen dieser Bildung erkannt, langsam füllten 
sich die Schulen. Noch nach einem Vierteljahrhundert 
waren nur 78 Schüler in unseren Schulen, 727, 
fast zehnmal so viel, zählten wir Ende 1895. Nicht 
mehr auf die von den Missionaren erbauten vier 
Hauptstationen beschränkt sich die Arbeit, um sie 
herum sind, meistens von den Epheern selbst mit 
geringer Hülfe von der Mission, 25 Außenstationen 
angelegt. Alle diese Arbeitsstätten sind Mittelpunkte 
der Missionsthätigkeit, welche die sittlich-religiöse, 
intellektuelle und auch die kulturelle Hebung des 
Volkes bewirkt. Wiederholt sind die Leistungen 
unserer Missionare und ihre Erfolge in dieser Hin- 
sicht auch von den deutschen Beamten anerkannt. Ist 
somit das Werk in fröhlichem Aufschwung begriffen, 
können wir in unserem Jubeljahre Gott innig danken 
und dürfen wir zuversichtlich auf ferneres Gedeihen 
hoffen, so müssen wir leider bekennen, daß mit dem 
Wachsthum in Afrika die Arbeit in der Heimath 
nicht Schritt gehalten hat. Eine Schuld von fast 
000 Mark drückt uns und hemmt unsere Thätig- 
eit, und wir wenden uns vertrauensvoll an unsere 
Freunde und auch an weitere Kreise mit der Bitte 
um eine Jubelgabe. 
B1 Drei unserer Hauptstationen und dreizehn unserer 
t# liren in Togo, und wird sich unsere 
2 in Zukunft immer mehr dieser wichtigen deut- 
schen Kolonie zuwenden.“ ir bieser wichtg 
  
  
293 — 
Rus fremden Rolonien. 
Die Goldküste im Jahre 3895. 
Der als Parlamentsvorlage veröffentlichte Jahres- 
bericht des Acting Governor der englischen Goldküste 
schildert die finanzielle Lage der Kolonie als eine 
sehr günstige. Die Einnahmen betrugen 230 075 Pfd. 
Sterl. gegenüber 218261 Pfd. Sterl. im Jahre 1894. 
Davon entfiel der Haupttheil mit 157 168 Pfd. Sterl. 
auf die auf Wein, Spirituosen und Tabak gelegten 
Abgaben, allein die Zolleinnahmen aus der Einfuhr 
von Spirituosen betrugen über die Hälfte der Ge- 
sammteinnahme. Ausdrücklich wird darauf hinge- 
wiesen, daß in keiner anderen englischen Kolonie die 
Besteuerung der gesammten Bevölkerung eine so 
niedrige ist wie in der Goldküste — 3 s. 3¾ d. auf 
den Kopf der auf 1 500 000 Seelen geschätzten Be- 
völkerung — und daß die Kolonie, falls die weitere 
Erschließung des Landes durch Wege und Eisen- 
bahnen, Versorgung wichtiger Handelsplätze mit 
Wasser, Errichtung nothwendiger öffentlicher Gebäude 
und die Erweiterung der Verwaltung in Zukunft 
erhöhte Anforderungen an ihre Leistungsfähigkeit 
stellen sollte, leicht auch eine bedeutendere Belastung 
würde ertragen können. 
Die Ausgaben betrugen mit 265 289 Pfd. Sterl., 
38 357 Pfd. Sterl. mehr als im Vorjahre. Davon 
entfielen auf "" 
öffentlicheArbeiten.39806Pfd.Stekl-, 
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olize: 122x845 
Aschanti-Expedition. 16279 
Die Kolonie hat keine öffentliche Schuld. 
Ende Dezember wurde bekanntlich eine Expedition 
gegen den King von Kumasi unternommen, zu welcher 
insbesondere durch Heranziehung von Truppen aus 
den benachbarten englischen Kolonien umfassende Vor- 
bereitungen getroffen worden waren. Die Expedition 
erreichte am 17. Januar Kumasi, nahm den König 
Prempeh gefangen und brachte ihn nach der Küste. 
Während des Berichtsjahres wurden die Gebiete 
von Mkuranza und Adami, beide an das Aschanti- 
land angrenzend, dem Protektorat einverleibt. 
Das Gouvernement läßt sich die Gründung 
dauernder Niederlassungen von Krcomännern, den 
Kulis Westafrikas, angelegen sein und hat zu diesem 
Zwecke bereits Schritte gethan, das nöthige Land in 
der Nähe von Accra zu erwerben. Seinen Be- 
mühungen ist es auch gelungen, durch Einrichtung 
von Kirchhöfen in einigen größeren Orten die Ein- 
geborenen von ihrem alten Brauche, ihre Verwandten 
innerhalb des Wohnhauses zu begraben, abzubringen. 
In der Kolonie bestehen jetzt 100 Schulen mit 
9954 Schülern. Von diesen unterhält die Baseler 
Mission 33, die Wesleyanische Mission 44, die 
Wegge "b - 
Unterricht 5699 - 
Telegrap 3462 - 
Gesundheitswesen. 15 618= - 
Haussatruppe. 32657 - - 
„
	        
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