Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Pfund () zum Gesammtwerthe von 269 893 Pfd. 
Sterl. Ein besonders interessanter Aufsatz über den 
Aufschwung der Gummiindustrie in Lagos mit einer 
Beschreibung des Hergangs bei der Gummigewinnung 
und einer technischen Abhandlung über den haupt- 
sächlich in Frage kommenden Baum „Ire“ oder 
„Kickxia africana“ ist in dem Oktoberheft des 
„Kew Bulletin“ für 1895 erschienen. Im Jahre 
1895 liefen 908 Schiffe mit einem Tonnengehalt 
von 787 285 Lagos an, 29 mehr als im Vorjahre; 
darunter waren 688 engl. Schiffe mit einem Tonnen= 
gehalt von 636 610, die übrigen waren außer zwei 
belgischen und einem französischen sämmtlich deutsche. 
An Zeitungen existiren in Lagos außer dem Re- 
gierungsorgan „The Government Gazette“ noch drei 
auf Privatunternehmen gegründete Zeitungen und 
zwar „Lagos Weekly Record“ mit 25 800 Auflage, 
„Lagos Standard“ mit 15 600 Auflage und „Lagos 
Echo“ mit 24 960 Auflage. 
Die Kaffeekultur der Kolonie macht nur lang- 
same Fortschritte; man macht Versuche mit Liberia- 
und auch mit arabischem Kaffee; von den beiden 
Plantagengesellschaften dort hat die Ilaro Company 
50 000 Kaffee= und 6000 Kakaobäumchen, die Ajileta 
Company über 60 000 Kaffeebäumchen sowie Kakao- 
und Kokosnußanlagen. Außerdem kommt noch die 
Produktion von Palmöl und Palmkernen, Kolanüssen, 
Erdnüssen und Piassava in Betracht. 
In Lagos befindet sich auch ein großes und gut 
eingerichtetes Centralgesängniß, nach welchem die 
Verurtheilten von den einzelnen Distrikten unter 
Eskorte überführt werden. Die tägliche Durchschnitts- 
besetzung ist 125 Gefangene; sie werden mit Bücher- 
binden, Anfertigung von Windschirmen, Körben und 
Mattendecken, Schneiderarbeiten 2c. beschäftigt; trupp- 
weise auch bei Wegebauten und zu Sanitätszwecken. 
Die Gesammtanzahl betrug 354, unter denen neun 
Frauen und fünf jugendliche Verbrecher unter 
14 Jahren sich befanden. Ein Sterbefall oder eine 
Enthauptung trat nicht ein. Bezüglich der Rechts- 
pflege meldet der Bericht 517 Verurtheilungen für 
kleinere Vergehungen und 119 Fälle, die zur Ab- 
urtheilung vor den jeden ersten Montag im Monat 
tagenden Kriminalgerichtshof gezogen wurden. Das 
gewöhnlichste Verbrechen ist bei der leichten Durch- 
dringbarkeit der Lehm= und Bambuswände der Häuser 
der Einbruchsdiebstahl. Dabei führt der Aberglaube 
der Eingeborenen meist zur Entdeckung der Verbrecher, 
in dem Glauben, sich unsichtbar zu machen oder da- 
durch die Hausbewohner einzuschläfern, tragen sie 
Zaubermittel um den Hals, so daß dieser allgemeinen 
Sitte sogar durch eine Verordnung vorgebeugt werden 
sollte. Die Verordnung hat sich aber gegenüber dem 
Aberglauben als machtlos herausgestellt. 
Mit Hülfe der neuen Registrirverordnung sind 
1443 Geburten angemeldet, denen 1775 Todesfälle 
gegenüberstehen. An Fieber starben 487, an Lungen- 
erkrankungen 367, an Dysenterie und Durchfall zu- 
sammen 275; unter etwa 150 Europälrn traten 
296 
  
16 Todesfälle, 7 davon infolge Fiebers, ein, d. h. 
16 Prozent, ein wenn auch günstigeres Resultat als 
1894, so doch noch erschreckend genug. 
Zur Unterhaltung der 29 aus 55 Abtheilungen 
bestehenden Schulen ist ein Gowernementszuschuß 
von 1146 Pfd. Sterl. 16 Schill. nöthig. Unterrichtet 
wurden im Ganzen 2129 Knaben und 1147 Mädchen. 
Der Prozentsatz der einzelnen Religionsbekenntnisse, 
auf die sämmtliche Kinder sich vertheilen, ergiebt 
70,9 Prozent christliche, 13 Prozent mohammedanische 
und 16,1 Prozent heidnische Kinder. Der Wider- 
stand der Mohammedaner gegen die Erziehung ihrer 
Kinder nach europäischer Manier tritt immer mehr 
zurück. In dem Kolonialhospital wurden im Be- 
richtsjahre 724 Patienten behandelt, auf welche 
93 Todesfälle entfielen. Außerhalb des Hospitals 
wurden 7780 Personen ärztlich behandelt. Geimpft 
wurden 12 753 Personen; auch 72 Blatternerkran- 
kungen kamen vor. Die Pflege in dem Kolonial= 
hospital liegt in den Händen von Eingeborenen; 
jedoch strebt man an, sie europäisch ausgebildeten 
Krankenpflegern zu übertragen. Man plant auch, 
ein Irrenhaus zu bauen; jetzt werden die Irren 
nach Sierra Leone übergeführt; natürlich auf Kosten 
der Kolonie Lagos. 
Zum Schluß wird unter allgemeinen Betrach- 
tungen auch die Kommission erwähnt, welche gegen 
Ende des Jahres mit der Aufgabe betraut wurde, 
die englisch-französische Grenzlinie zwischen Lagos 
und Dahomey festzusetzen. Die Kommission schlug 
vor, als Grenzlinie den 9. Parallelgrad nördlicher 
Breite zu wählen, gegen welchen Einwendungen nicht 
befürchtet werden. Die englischen Interessen vertritt 
hierbei Mr. F. C. Fuller, Distrikt Commissioner, 
die französischen der Kapitän Plé im Spezial= 
auftrage. 
  
Ueber den Gummiarabikumhandel am Senegal 
meldet die „Zeitschrift für tropische Landwirtschaft“: 
Der Gomme bas du fleuve kommt aus dem Distrikt 
Podor am unteren Senegal, Gomme Mediné vom 
mitltleren Senegal und Gomme Galam aus dem 
Foulah-Landdistrikt Guidimakha und Bambonk. Die 
Produktion war in den letzten fünf Jahren nach dem 
amtlichen Bericht folgende: 
Bas de fleuve Galam Sallabreda 
Säcke Säcke Säcke 
1892. 214.443 67.395 4211 
1893 294.518 14.335 1.941 
1894. 340.189 16.235 1.920 
1895 199.120 30.277 1.023 
1896 220.239 44.481 1.146 
Die Ausfuhr geschieht über St. Louis und 
Rufisque und theilweise über Freretown, und die 
Emballage der Säcke ist Jute und nichtgegerbte 
Ochsenhaut. 
Die Hauptzufuhren kommen September bis De- 
zember auf den Markt. Ferner bringt die englische
	        
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