moyo, Saadani und Pangani, was mich schon bei
meiner Ankunft im Schutzgebiet in Tanga und Dar-
es-Saläm mit Genugthuung erfüllt hatte, welche er-
staunliche Wandlung alle diese Orte erfahren haben,
seit ich sie 1890 sah.
Von Saadani stand damals beispielsweise nur die
Feste; jetzt dehnt sich zu ihren Füßen eine breit-
straßige saubere Stadt von 600 Häusern aus, in
denen 4000 Menschen fast ausschließlich von den
Erträgnissen des sehr regen Karawanenverkehrs leben.
Bagamoyo hat durch das eindrucksvolle Zollgebäude
mit seinen beiden Flügelthürmen, durch das im Bau
begriffene hübsche Bezirksamt und die große Zahl
steinerner Privathäuser eine an Sansibar erinnernde,
großstädtisch anmuthende Stirnseite (Front) bekommen.
Verhältnißmäßig am wenigsten verändert fand ich
das landschaftlich herrlich gelegene Pangani; es hatte
durch den Aufstand weniger gelitten und erschwerte
durch die gedrängten Fluchten seiner eng aneinander-
gerückten Steinhäuser durchgreifende Regelungen in
hohem Maße.
Sämmtliche Orte prangten in reichem Schmucke
von Palmwedeln, jedes Haus, fast jede Lehmhütte
ließ die deutschen Farben vom Dache wehen. Die
Bevölkerung nahm überall erwünschten Anlaß, ihrer
Freude durch Gomaschlagen Ausdruck zu geben. In
Bagamoyo waren es die Inder, geführt von dem
inzwischen verstorbenen Sewa Hadji, in Pangani die
Araber, welche ein Schauri erbaten, um ihre Salss
darzubringen.
Besondere Dankbarkeit bezeigte die indische Be-
völkerung Bagamoyos für die Leistungen der Regle-
rungsschule. Ich hatte Gelegenheit, mich persönlich
davon zu unterrichten. Im Untergeschoß des statt-
lichen Gebäudes ertheilt der indische Lehrer Gujerati
Lese= und Schreibunterricht an 20 bis 30 fünf= bis
zehnjährige Kinder, während im Obergeschoß die
Aelteren nach deutschen Grundsätzen unterrichtet wer-
den. Die überwiegende Mehrzahl der etwa 60 Schüler
sind Inderknaben von 10 bis 16 Jahren. Die
Unterrichtssprache ist Kisuaheli, Deutsch ist Lehrgegen-
stand; am meisten überrascht hat mich die in einzelnen
Fällen tadellos schöne Schrift; die Leistungen im
Schönschrelben brauchen den Vergleich mit einer
deutschen Klasse nicht zu scheuen. Auch die deutschen
Diktate waren erfreulich; dagegen wird die Aussprache
des Deutschen den Hindus schwer.
Der im wahrsten Sinne „Vöffentlichen“ Prüfung
— etwa 50 indische Väter wohnten ihr bei — schloß
sich eine von Sewa Hadji veranstaltete Preisverthei-
lung an. Sehr hübsch waren die deutschen Gesänge
der Kinder, die ich in der Regierungsschule und in
der katholischen Mission zu hören Gelegenheit hatte.
Besonders die Letztere leistete im Gesange Hervor-
ragendes, wobei ein schwarzer Zögling mit viel Ge-
schick die Orgel handhabte.
In der deutschen Schule in Tanga wurde Kisua-
heli flott gelesen und gut geschrieben. Ueberraschend
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waren die Kenntnisse der Schüler in der Geographie
Ostafrikas.
Von Bagamoyo aus besuchte ich die Pflanzung
Kitopeni der Mrima-Land= und Plantagengesellschaft
(Hansing & Co.). Zu den 500 Morgen bisherigen
Bestandes sind in diesem Jahre 460 weitere hinzu-
gekauft. 200 davon sind unter Kultur. Die Lage
der Pflanzung ist, bei der geringen Entfernung (zwei
Stunden von Bagamoyoy), bei dem vorzüglichen Wind-
schutz des Thalkessels und bei der natürlichen Feuch-
tigkeit des Grundes außerordentlich günstig. Der
Leiter Herr Mazarin hat, unterstützt von einem
deutschen Gärtner, den Bau eines aus Eisen und
Backsteinen bestehenden Hauses soeben begonnen;
während die bisherige Behausung der Herren nur
eine in ein makutigedecktes Lehmhaus eingebaute
Pappbaracke ist. Zur Bewässerung sind mehrere
Cementröhrenbrunnen angelegt, außerdem ist durch
ein von fließendem Wasser gespeistes Pumpwerk mit
einem Netze von Leitungsröhren für Regelung und
Vertheilung der Feuchtigkeit gesorgt. Stellenweise
ist zum ständigen Feuchthalten der Wurzeln Dung
aufgetragen. Anderenorts sind versuchsweise üppige
Bananenstauden zwischen die Vanille gepflanzt, welche
in der feuchten Zeit große Mengen Wasser aufsaugen,
die sie, in der trockenen Zeit (September) umgehauen,
dem Boden wieder mittheilen.
Die Hauptkultur ist Vanille. Als Schattenbaum
gegen die senkrecht einfallenden Sonnenstrahlen ist
überwiegend die fiederblätterige Albizzia ausgesetzt.
Gegen die seitlichen Strahlen bieten die Sträucher,
an denen die Pflanze hinaufrankt, genügenden Schutz,
fast ausschließlich der Krotonstrauch, stellenweise Bixa-
orellana, von der früher auch ein rother Farbstoff
gewonnen wurde. Als junge Ranke angebunden,
rankt die Vanille später von selbst weiter. Für Va-
nille wie für Kaffee ist genügende Beschattung eine
Hauptsache. So waren denn auch die gut beschatteten
Pflanzen außerordentlich kräftig; wo sie der Sonne
stärker ausgesetzt sind, stehen sie nicht ebenso gut.
Die berühmte Vanille der katholischen Mission Baga-
moyo, die ich zugleich zu sehen Gelegenheit hatte, ist
allerdings erheblich kräftiger; dies ist eben ein Erfolg
der jahrzehntelang darauf verwendeten Kulturarbeit
und Erfahrung. Da die Schattenbäume bereits eine
erhebliche Größe erreicht haben müssen, wenn sie in
Dienst treten sollen, so muß ihre Zucht einige Jahre
vor der der Vanille beginnen; ich fand zum Aus-
setzen fertige Schattenbäume auf einem Gebiet, dessen
Besteckung mit Vanille für drei Jahre Arbeit ge-
nügen dürfte.
Ein ganz anderes Bild bietet die Pflanzung
Kikogwe bei Pangani; sie macht mit ihren schönen,
rechteckig den Hof umgebenden Wirthschaftsgebäuden,
mit ihren 6 m breiten, kilometerweit nach allen Rich-
tungen mit dem Eselzweigespann des Herrn Lauther-
born von mir befahrenen Straßen, mit ihrem reichen
Bestande an landwirthschaftlichen Maschinen, unter
denen auch eine Lokomobile von sieben Atmosphären