Werthschätzung als Arbeiter obenan stehen, hoffe ich
durch die Station Udjidji nach Usambara zu ziehen.
Die Hauptsache in der Arbeiterfrage erscheint mir
aber ein planvolles Zusammenwirken der Pflanzer
unter Vermeidung jeglicher Treiberei; durch die An-
stellung eines gemeinsamen Arztes, durch die Hinauf-
sendung des Herrn v. Rode nach Unyamwesi ist im
vergangenen Jahre der erste Schritt zu einem solchen
Zusammenschluß gethan.
Der Ritt auf prächtigen Wegen durch die Usam-
barapflanzungen mit den Hunderttausenden kräftiger
Kaffeebäume, durch den hochstämmigen Urwald oder
die weiten Rodungen ist herzerquickend; überall deutsche
Arbeit, deutscher Fleiß, deutsche Sorgsamkeit in
schönster Entfaltung. Gewiß ist der Beweis noch
nicht endgültig erbracht, daß das aufgewendete Ka-
bital sich hier rentirt; aber nichts spricht für das
Gegentheil: Millionen von Bäumen strotzen in Kraft
und Gesundheit.
Wenn es aber glückt, braucht uns für die Zu-
kunft nicht bange zu sein; denn wenn Ostusambara
zum größten Theile auch vergeben ist, so ist es doch
erst zum allerkleinsten unter Kultur. Hinter Lewa
in ich zwei Tage lang durch wasserreiches, üppiges
Land geritten, das so gut wie Lewa allen Anforde-
rungen zu entsprechen scheint. Erfahrene Pflanzer
lind der Ansicht, daß große Theile der Landschaft
Bowdei für Liberiakaffee sich außerordentlich eignen
erden.
Ueber die Schißbarkeit des Rovruma
berichtet Premierlieutenant Engelhardt aus Lindi,
am 21. Februar 1897, Folgendes:
Während einer Fahrt auf dem Rovuma von
Hundisdörfern bis zu den Sundastromschnellen, eine
Strecke von etwa 50 km, mußte ich erkennen, daß
der Fluß selbst bei dem augenblicklich hohen Wosser-
stande als durchgehende Wasserstraße nicht benutzbar
ist. Zwar zeigt er auf 10 bis 15 km lange Strecken
eine Breite von 200 bis 250 m und eine Tiefe im
Stromstrich von 3 bis 4 m, dabei eine Wasserge-
schwindigkeit von 0,60 bis 1 m; so daß er hier für
Schiffe von bedeutender Tragfähigkeit wenigstens zur
Thalfahrt geeignet wäre, dann aber theilt er sich in
chmale Arme, in deren felsigem Bett das Wasser mit
großer Geschwindigkeit dahinströmt, so daß es große
Aufmerksamkeit der im Wasserfahren sehr gewandten
chiffer bedurste, um den kaum 30 em breiten Ein-
baum hindurchzusteuern. Die erwähnten Sundafälle
sehten auch meiner Fahrt im Einbaum ein Ziel.
Die Sunda ist eine Felsbank, welche sich quer vor
den seeartig erweiterten Strom legt. An einer Stelle
hat der Fluß diese Bank durchbrochen; hier stürzt
der größte Theil seiner Wassermassen in selsigem,
schuchtartigem, kaum 15 m breitem Bett auf eine
Strecke von etwa 300 m hinab. Nur ein schwacher
Arm biegt aus, fällt aber dann ebenfalls in Kas-
kaden hinab.
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Maßregeln gegen die Einschleppung der Beulenpest.
Das Kaiserliche Gouvernement in Ostafrika hat
zur Verhütung einer Einschleppung der in Indien
grassirenden Boubonenpest in das Schutzgebiet die
weitgehendsten Vorkehrungen getroffen. Bereits im
September v. Is., als die erste Nachricht über den
Ausbruch der Pest in Bombay nach Dar-es-Saläm
gelangte, erhielten sämmtliche Bezirksämter und
Nebenämter, sowie die Hauptzoll= und Nebenzoll-
ämter Anweisung, alle von Bombay direkt oder
auf Umwegen kommenden, einen Hafen des Schutz-
gebietes anlaufenden Seeschiffe der gesundheits-
polizeilichen Kontrole gemäß der Quarantäne-
Verordnung vom 15. Juni 1896 zu unterwerfen.
Als die Seuche sich weiter ausbreitete und in Dar-
es-Saläm bekannt wurde, daß die indische Bevölke-
rung vor derselben massenhaft fliehe, ließ der Kaiser-
liche Gouverneur noch einen mit der Kaiserlichen
Verordnung vom 8. Februar 1897 gleichlautenden
Runderlaß, betreffend Beschränkung der Einfuhr aus
Asien ergehen und die für das Schutzgebiet geltende
Quaratäneverordnung nach den Vorschlägen des
Reichsamtes des Innern vom 1. Februar 1897
ergänzen, wobei die entsprechenden Entwürfe des
Reichsamtes des Innern wörtlich übernommen wurden.
Neue iehzuchtstation auf der Insel Masia.
Der Kaiserliche Gouverneur für Deutsch-Ostafrika
hat den im Gouvernementsdienste stehenden Land-
wirth Bauer nach der Insel Mafia gesandt, um
dort eine Viehzuchtstation einzurichten, deren Haupt-
zweck ist, ein Depot zu schaffen, das bei Ausbruch
einer Seuche isolirt werden kann.
Rrankenbaus in Tanga.
Nach einem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs
Oberst Liebert soll mit dem Neubau eines Laza=
reths in Tanga begonnen und dasselbe bis zum
Herbst nächsten Jahres fertiggestellt werden. Ge-
wählt soll beim Bau das sogenannte, auch bei
größeren Hospitälern der Heimath vielfach zur An-
wendung gelangende Barackensystem werden. Dieses
System erlaubt je nach den vorhandenen Mitteln
und Bedürfnissen eine allmähliche Vergrößerung der
Anlage.
Leuchtfeuer Nas Rauzi.
Am 15. April d. Is. ist das Leuchtfeuer Ras
Kauzi — ungefähre geographische südliche Breite
7° 0,8 und östliche Länge 39° 33,4 — dem öffent-
lichen Verkehr übergeben worden. Das Feuer, ein
festes weißes Feuer dritter Ordnung mit 264 Grad
Horizontbeleuchtung, wird von einem weißen vier-
eckigen Thurm getragen, an den eine Wärterwohnung