Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Werthschätzung als Arbeiter obenan stehen, hoffe ich 
durch die Station Udjidji nach Usambara zu ziehen. 
Die Hauptsache in der Arbeiterfrage erscheint mir 
aber ein planvolles Zusammenwirken der Pflanzer 
unter Vermeidung jeglicher Treiberei; durch die An- 
stellung eines gemeinsamen Arztes, durch die Hinauf- 
sendung des Herrn v. Rode nach Unyamwesi ist im 
vergangenen Jahre der erste Schritt zu einem solchen 
Zusammenschluß gethan. 
Der Ritt auf prächtigen Wegen durch die Usam- 
barapflanzungen mit den Hunderttausenden kräftiger 
Kaffeebäume, durch den hochstämmigen Urwald oder 
die weiten Rodungen ist herzerquickend; überall deutsche 
Arbeit, deutscher Fleiß, deutsche Sorgsamkeit in 
schönster Entfaltung. Gewiß ist der Beweis noch 
nicht endgültig erbracht, daß das aufgewendete Ka- 
bital sich hier rentirt; aber nichts spricht für das 
Gegentheil: Millionen von Bäumen strotzen in Kraft 
und Gesundheit. 
Wenn es aber glückt, braucht uns für die Zu- 
kunft nicht bange zu sein; denn wenn Ostusambara 
zum größten Theile auch vergeben ist, so ist es doch 
erst zum allerkleinsten unter Kultur. Hinter Lewa 
in ich zwei Tage lang durch wasserreiches, üppiges 
Land geritten, das so gut wie Lewa allen Anforde- 
rungen zu entsprechen scheint. Erfahrene Pflanzer 
lind der Ansicht, daß große Theile der Landschaft 
Bowdei für Liberiakaffee sich außerordentlich eignen 
erden. 
  
Ueber die Schißbarkeit des Rovruma 
berichtet Premierlieutenant Engelhardt aus Lindi, 
am 21. Februar 1897, Folgendes: 
Während einer Fahrt auf dem Rovuma von 
Hundisdörfern bis zu den Sundastromschnellen, eine 
Strecke von etwa 50 km, mußte ich erkennen, daß 
der Fluß selbst bei dem augenblicklich hohen Wosser- 
stande als durchgehende Wasserstraße nicht benutzbar 
ist. Zwar zeigt er auf 10 bis 15 km lange Strecken 
eine Breite von 200 bis 250 m und eine Tiefe im 
Stromstrich von 3 bis 4 m, dabei eine Wasserge- 
schwindigkeit von 0,60 bis 1 m; so daß er hier für 
Schiffe von bedeutender Tragfähigkeit wenigstens zur 
Thalfahrt geeignet wäre, dann aber theilt er sich in 
chmale Arme, in deren felsigem Bett das Wasser mit 
großer Geschwindigkeit dahinströmt, so daß es große 
Aufmerksamkeit der im Wasserfahren sehr gewandten 
chiffer bedurste, um den kaum 30 em breiten Ein- 
baum hindurchzusteuern. Die erwähnten Sundafälle 
sehten auch meiner Fahrt im Einbaum ein Ziel. 
Die Sunda ist eine Felsbank, welche sich quer vor 
den seeartig erweiterten Strom legt. An einer Stelle 
hat der Fluß diese Bank durchbrochen; hier stürzt 
der größte Theil seiner Wassermassen in selsigem, 
schuchtartigem, kaum 15 m breitem Bett auf eine 
Strecke von etwa 300 m hinab. Nur ein schwacher 
Arm biegt aus, fällt aber dann ebenfalls in Kas- 
kaden hinab. 
  
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Maßregeln gegen die Einschleppung der Beulenpest. 
Das Kaiserliche Gouvernement in Ostafrika hat 
zur Verhütung einer Einschleppung der in Indien 
grassirenden Boubonenpest in das Schutzgebiet die 
weitgehendsten Vorkehrungen getroffen. Bereits im 
September v. Is., als die erste Nachricht über den 
Ausbruch der Pest in Bombay nach Dar-es-Saläm 
gelangte, erhielten sämmtliche Bezirksämter und 
Nebenämter, sowie die Hauptzoll= und Nebenzoll- 
ämter Anweisung, alle von Bombay direkt oder 
auf Umwegen kommenden, einen Hafen des Schutz- 
gebietes anlaufenden Seeschiffe der gesundheits- 
polizeilichen Kontrole gemäß der Quarantäne- 
Verordnung vom 15. Juni 1896 zu unterwerfen. 
Als die Seuche sich weiter ausbreitete und in Dar- 
es-Saläm bekannt wurde, daß die indische Bevölke- 
rung vor derselben massenhaft fliehe, ließ der Kaiser- 
liche Gouverneur noch einen mit der Kaiserlichen 
Verordnung vom 8. Februar 1897 gleichlautenden 
Runderlaß, betreffend Beschränkung der Einfuhr aus 
Asien ergehen und die für das Schutzgebiet geltende 
Quaratäneverordnung nach den Vorschlägen des 
Reichsamtes des Innern vom 1. Februar 1897 
ergänzen, wobei die entsprechenden Entwürfe des 
Reichsamtes des Innern wörtlich übernommen wurden. 
  
Neue iehzuchtstation auf der Insel Masia. 
Der Kaiserliche Gouverneur für Deutsch-Ostafrika 
hat den im Gouvernementsdienste stehenden Land- 
wirth Bauer nach der Insel Mafia gesandt, um 
dort eine Viehzuchtstation einzurichten, deren Haupt- 
zweck ist, ein Depot zu schaffen, das bei Ausbruch 
einer Seuche isolirt werden kann. 
  
Rrankenbaus in Tanga. 
Nach einem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs 
Oberst Liebert soll mit dem Neubau eines Laza= 
reths in Tanga begonnen und dasselbe bis zum 
Herbst nächsten Jahres fertiggestellt werden. Ge- 
wählt soll beim Bau das sogenannte, auch bei 
größeren Hospitälern der Heimath vielfach zur An- 
wendung gelangende Barackensystem werden. Dieses 
System erlaubt je nach den vorhandenen Mitteln 
und Bedürfnissen eine allmähliche Vergrößerung der 
Anlage. 
Leuchtfeuer Nas Rauzi. 
Am 15. April d. Is. ist das Leuchtfeuer Ras 
Kauzi — ungefähre geographische südliche Breite 
7° 0,8 und östliche Länge 39° 33,4 — dem öffent- 
lichen Verkehr übergeben worden. Das Feuer, ein 
festes weißes Feuer dritter Ordnung mit 264 Grad 
Horizontbeleuchtung, wird von einem weißen vier- 
eckigen Thurm getragen, an den eine Wärterwohnung
	        
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