die wie alle anderen noch nicht lange geräumt sein
konnten, mitten im Gebüsch. Allem Anschein nach
war auch hier der die Seuche betreffende Erlaß der
Regierung bekannt, doch ließen es die Eingeborenen
darauf ankommen, ob revidirt werden würde. Nach
Mittheilung meines ersten Führers hatten außerdem
die Viehdiebe, welche bei der Kunde von dem An-
reiten der Patrouille des Premierlieutenants Bethe,
an der auch ich theilgenommen, im September v. Is.
den Mittellauf des Fischflusses verlassen und ihre
Schritte nach dem uns wenig bekannten Theil des
Orange gelenkt. Als nun die Nachricht von meinem
Nahen dorthin kam, flohen die Hottentotten und
Buschleute meist nach Norden, zum Theil auc ins
englische Gebiet, nachdem sie ihre Tabakpflanzungen
vernichtet hatten.
Am „Loreley“-Berg ist dicht am Fluß auf dem
rechten Ufer keine Möglichkeit, weiterzukommen. Die
Eingeborenen durchschreiten daher an jener Stelle
den Orange und benutzen bis Sendlingsdrift elnen
imT leider unbekannt gebliebenen Wagenweg auf der
englischen Seite. Da mich
Stromes überraschte, war ich genöthigt, einen Um-
weg durch das Nuobrevier zu machen. Dicht bei-
einander liegen zwischen Kl. und Gr. Aub drei
gute Quellen. Bei dem letzteren stieß ich auf die
Werft des Bethanier-Ambtenars David Zechab,
der mit Rücksicht auf die Rinderpestgefahr sofort
zum Trekken „klar machen“ ließ und nicht nur ver-
sprach, mich beim Durchführen der Regierungsver-
ordnungen zu unterstützen, sondern es später auch
that. Dieses schöne Thal, welches zu beiden Seiten
von hohen Bergen begleitet wird, unter welchen sich
östlich der höchste Gipfel des Gebirges, der Hohen-
zollernberg, befindet, hat ebenfalls plötzlich ein Ende,
und quer durch die Berge muß man weiter. Ein
Pfad geht über diese nach Huns, der andere nach
der Wasserstelle Namus. Daselbst standen die
Werften zweier Grootfonteiner Bastards und eines
Damera, welche über Witpütz nach dem Norden ge-
zogen sind.
Bei Namus treten an Stelle der Fußwege solche
für Wagen nach Sendlingsdrift und der Mündung
des Orange, sowie nach Witpütz. Wegen der Ge-
birge aber müssen große Bogen mit dreitägigen und
längeren Durststrecken gemacht werden. Der Zustand
der Wege ist ein guter bis auf den letzten Theil
desjenigen nach der Mündung, wo tieser Sand einen
Verkehr sehr behindert. Ein Befahren des Orange
ist mit Kähnen oder Flößen wohl streckenweise mög-
lich, jedoch immer wieder kommen Stellen, wo dies
durch Felsen unmöglich wird. Die Beseitigung dieser
Felsen wäre eine sich nie rentirende Ausgabe, da
eigentlich nur die versandete Mündung mit einer
quer vorgelagerten Sandbank den Uebergang zum
Meere ausschließt. Die bisherigen Karten verleiten
zu vielen falschen Annahmen, ganz abgesehen von
der Bergzeichnung. Aussenkier und Nabas liegen
dicht beieinander, eine Gadaosfurt giebt es nicht
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das Abkommen des.
mehr, da ein ehemals dort befindliches Boot bereits
seit sechs Jahren fort ist. Bei Langhans, wo
der Unterlauf auch mit einigen Namen geschmückt
ist, sind fast alle Namen verdreht, die Furten
stimmen nicht 2c. Das „Skorpionenthal“ mag ein
schöner Name sein, existirt aber in Wirklichkeit
nicht, ebenso wenig giebt es dort einen Wasserlauf
bezw. Revier.
Weiter nördlich, zwischen 27° 40 und 27° 50“
sind auf den Karten zahlreiche Wasserstellen ver-
zeichnet, auf die ich anfangs rechnete. In Wirklich-
keit sind es alle, wie ich leider selbst erfahren mußte,
schnell wieder austrocknende Wasserbänke. Zum Theil
fehlen sie überhaupt, oder sie sind falsch gezeichnet.
Die Wasserstellen von Huns nach Süden und Westen
sind nur Witpütz und Dierkloof und Namus, dahin-
gegen liegt nach Osten und am Goangib QOuelle
an Quelle. Mit dem Weidefeld für Pferde
und Ochsen ist es schlecht bestellt. Abgesehen von
den kleinen Queckstellen findet man nur unterhalb
des Fischflusses Gras in vereinzelten Halmen, allein
bei der „Loreley“ ist es nennenswerth. Meine
armen Thiere magerten zu Gerippen ab. Die Ochsen
mußten sich meist mit Blüthen eines Wasserbusches
begnügen, die Esel fraßen Baumrinde, sogar Holz.
Anstatt daß das Feld, wie mir gesagt worden war, sich
verbesserte, wurde es immer schlechter. Nur unter-
halb Gord Dorn-Drift beginnt eine weite, schöne
Queckgrasfläche, welche, nach dem dort bislang weiden-
den Rindvieh zu urtheilen, vorzügliches Futter ab-
geben muß. Auch weiter nördlich, weit ab vom
Fluß, gab es kein Gras, erst wenige Stunden vor
Witpütz erreichten wir es. Dahingegen findet Klein-
vieh in dem baum= und buschreichen Orange reich-
liche und gute Nahrung.
Meine Patrouille galt vornehmlich der Durch-
führung der Rinderpestverordnungen. Auf dem ersten
Theil meines Weges wurden mir gar keine Schwierig=
keiten bereitet, abgesehen von einem Fall am Fisch-
fluß (8. Dezember). Eine vom englischen Ufer
herübergelausene Kuh war, wie befohlen, erschossen
und verbrannt worden. Als wir uns kurz darauf
zur Ruhe gelegt hatten, gab man aus dem Gebüsch
mehrere Schüsse auf uns ab, ohne Jemanden zu ver-
wunden. Ich ging mit zwei Mann Patrouille, es
wurde noch einmal geschossen, doch nichts war bei
der Dunkelheit zu finden. Am folgenden Morgen
„schnitt ich Spur“ und soh, daß dieselbe über den
Fluß zum englischen Ufer ging. Es wird ein Rache-
akt gewesen sein.
Im Allgemeinen war das Benehmen der Leute
scheu und wenig freundlich. Nur selten bekam man
einen Buschmann zu Gesicht und dann auch nur auf
der Flucht; es machte den Eindruck, als ob die Leute
ein schlechtes Gewissen hätten. Selbst auf dem eng-
lischen Ufer, wo auch zahlreiche Werften stehen, eilten
die Hottentotten mit allem Vieh davon. Zwischen
Gais und Angwigarub erwartete man meinen Unter-
offizier und mich mit geladenem Gewehr hinter