Umstande zu danken, daß einige vernünftige Häupt-
linge in ihrem Gebiet dies Treiben nicht gestattet
aben.
Trotz vielfacher Berührung mit der nahen Küste
sind die Wamuêra sehr scheu. Diese Eigenschaft und
der Mangel jedes größeren politischen Gemeinwesens
machen es für die Station schwer, mit ihnen in Ver-
kehr zu treten und auf sie einzuwirken.
Bei den Wamutzra tätowiren sich beide Geschlechter
auf Gesicht und Leib mit sehr tiefen, aufgeworfene
Narben hinterlassenden Schnitten und oft in so aus-
gedehntem Maße, daß die Haut ein teppichähnliches
Aussehen bekommt.
Zu dem Lupelele tragen die Wamusraweiber ost
noch einen Holzkeil in einer Durchbohrung der
Unterlippe.
Die Wamusra, besonders die der Küste zunächst
wohnenden, stehen in dem Rufs, professionelle Diebe
zu sein. Sie sollen die Knaben systematisch zu Die-
ben und Einbrechern heranziehen und die gewandteren
nach ihrer Ausbildung zur Ausübung ihres Gewerbes
in die Küstenstädte schicken.
Für die westlich und südwestlich von Umusra
wohnenden Makua, Wajaue und Wamatambue lassen
sich Gebietsgrenzen nicht mehr bestimmen. Ein ge-
schlossener Theil der Makua unter der Herrschaft des
Hattia stehend, bewohnt das Lukuledithal etwa vom
Einfluß des Mahiba aufwärts bis zum Ndauda; in
den Landschaften Lukuledi und Masassi finden sich
Makua und Wajaue mit Wanjassa vermischt, in dem
Waldland zu beiden Seiten des unteren Bangala
wohnen hauptsächlich Makua. Diese überwiegen auch
in Madjedje, wo außerdem noch sämmtliche genannten
Stämme vertreten sind.
Am nördlichen Ufer des Rovuma finden wir
vorherrschend Wajaue, vertreten durch ihre Zweig-
stämme die Wachingori, Wamachinge, Wankurra und
Wamanganga, ferner Wamatambue, wobei der Stamm,
welchem der Häuptling angehört, jeweils das Ueber-
gewicht hat, melst auch in Ueberzahl ist. Außerdem
giebt es dort Makua und Wanjassa, welch letztere
hauptsächlich durch arabische und Suahelihändler als
Sklaven eingeführt worden sind.
Nach Westen zu nimmt die Bevölkerung im All-
gemeinen an Dichtigkeit ab. Das Thal des Lukuledi
und die Landschaft Masassi sind noch verhältnißmäßig
gut bevölkert, dann aber ist die Bevölkerung sehr
dünn gesät und die einzelnen Dörfer liegen oft meh-
rere Tagemärsche auseinander.
Am Rovuma von Makotscheras Dorf aufwärts
finden sich menschliche Wohnstätten nur auf den In-
seln und dicht an den Ufern des Flusses, allerdings
in fast ununterbrochener Reihenfolge. Durch die
Kriegszüge der Magwangwara sind diese Gegenden
entvölkert und die Bewohner nach Süden und Osten
zurückgedrängt worden. «
Die Gemeinwesen sind hier größer und geschlosse-
ner als in Umucêzra, besonders Hattia, dann die
Häuptlinge am Rovuma Magono, Makotschera, Kit-
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wanga und vor allen Dingen Mtotela und Hundi
gebieten über eine größere Anzahl von Leuten und
genießen hohes Ansehen. Freilich ist die Macht aller
dieser Gebietsherren seit etwa 20 Jahren zurückge-
gangen, Familienzwistigkeiten haben den jetzigen Hatlia
des unumschränkten Einflusses, den einst sein Groß-
onkel und in vermindertem Maße noch sein Onkel
auf die im Lukuledithal wohnenden Makua ausübte,
größtentheils beraubt.
Der frühere Reichthum der Häuptlinge am Ro-
vuma und ihrer Unterthanen ist durch die Magwang=
wara zerstört worden, die auch dadurch, daß sie
wiederholt eine Menge von Leuten als Sklaven weg-
schleppten, die Macht und das Ansehen der Sultane
sehr verminderten.
Es wird hier neben Negergetreide, Mahogo und
den bekannten einheimischen Bohnenarten auch Tabak
angebaut, der, zunächst für eigenen Gebrauch bestimmt,
auch an die durchziehenden Händler und zur Küste
verkauft wird.
Das Rovumathal erzeugte früher viel Reis, nach-
dem aber in den letzten beiden Jahren durch die
Heuschrecken die Ernte zweimal vollständig verwüstet
worden ist, haben die Bewohner infolge Mangels an
Samen eine Neubestellung der Felder mit diesem
Getreide unterlassen müssen. Ich habe denselben in
Aussicht gestellt, daß sie in Lindi und Milindani
Saatgetreide unentgeltlich erhalten würden.
Wle schon erwähnt, ist der Viehstand besonders
am Rovuma durch die Magwangwara vollständig
vernichtet worden, die Eingeborenen besitzen dort nur
noch Hühner.
Seit etwa zwei Jahren wird aus dem weiten
Waldgebiet zwischen dem mittleren Rovuma und dem
oberen Lumbemkuru das Wachs wilder Bienen, welche
sich dort in zahllosen Schwärmen aufhalten, seitens
der Eingeborenen gewonnen.
Die Wachssammler, von denen meist einige zu
gleicher Zeit Jäger sind, die dann für Nahrung
unterwegs zu sorgen haben, ziehen in Trupps zu
fünf bis zehn Mann in den Wald, wo sie die wilden
Bienen ausräuchern und Wachs und Honig entnehmen.
Geschieht dies im eigenen Gebiet, so bringen sie ge-
wöhnlich aus Baumrinde hergestellte röhrenförmige
Behälter für die Bienenschwärme an den Bäumen an.
Fast in jedem größeren Dorfe am Rovuma und in
Madjedje traf ich auf Küstenleute, welche Wachs gegen
Zeuge von den Eingeborenen eintauschten.
Bei der großen Ausdehnung des Waldgebietes,
welches die Wachssammler nur zum geringen Theile
absuchen können, ist eine Steigerung der Wachspro-
duktion noch zu erwarten, dieselbe wird auch bei der
stark zunehmenden Bevölkerung, welche ihre Wohn-
stätten in das Waldgebiet vorschiebt, gesichert er-
scheinen, wenn die Bewohner zur Bienenzucht all-
mählich angehalten würden. «-
Die volkreichen Stämme der Makua und Wajaue,
von welchen, wie erwähnt, Theile von Süden und
Südwesten her aus der portugiesischen Kolonie, wo