Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

erste große Gastgeschenk, bestehend aus vier Schafen, 
50 Bund Bananen, zehn Hühnern, acht Eiern und 
einem Korb Makabo, woraus sich ein Festtag für 
meine Leute entwickelte, die bis dahin von den mit- 
genommenen Vorräthen — Reis und getrocknete 
Fische — hatten leben müssen. Die Internirung 
Tungas in Kamerun hat wahrhaft wunderbare Früchte 
getragen. Nicht nur gehört der früher verrufene 
Weg zu den besten und sichersten im Schutgebiet, 
sondern er arbeitet auch emsig an der Verbesserung 
seines Dorfes; ein sehr großer luftiger Marktplaß 
ist angelegt, überall sieht man neue Rodungen im 
Urwald zum Bau von neuen größeren Häusern und 
Anlage von Farmen. In dem großen Palaver, 
welches ich nachmittags mit Tunga abhielt, versicherte 
er mich wiederholt seiner Treue und Botmäßigkeit. 
Da Tunga der größte und einflußreichste Häuptling 
des Ngumbalandes ist, so ist seine Haltung von be- 
sonderer Wichtigkeit. Hier traten die sich nun noch 
immer weiter wiederholenden ersten Klagen gegen 
räuberische und vom Süden her gegen die Handels- 
straße vordrängenden Bulistämme auf. 
In zwei Tagemärschen wurde von Tunga aus 
die Station Lolodorf am 6. Januar 1 Uhr nach- 
mittags erreicht. Der Weg, wo irgend möglich, gut 
gereinigt, führt über sehr steile, bis zu 700 m hohe 
Berge und ermüdet durch fortwährendes Auf= und 
Abklettern. In dem hoch gelegenen Dorf Epussi 
schlugen wir Nachtquartier auf. Bald hinter Epussi 
kamen wir an der eingefriedigten, sauber gehaltenen 
und mit Kreuz und Aufschrift versehenen Grabstätte 
des dort auf dem Marsch nach Lolodorf verstorbenen 
Premierlieutenants a. D. Lübke vorbei. 
Die Station Lolodorf liegt auf einem isolirten 
Bergkegel im Waldthal des Lukonje, der tief unten 
an dem Stationsberge vorbeifließt; ringsum ist der 
Bergwald niedergeschlagen, so daß die militärische 
Lage vorzüglich ist. Nach allen Richtungen hin 
erblickt man bis zum fernsten Horizont bewaldete 
Bergketten. Unten am Fluß liegen Faktoreien der 
Firmen Karl Maas, Randad & Stein, Lübke & Co., 
C. Woermann & Co., alle bis jetzt von Farbigen 
(Gabunesen)geleitet, sowie verschiedene Ngumbadörfer; 
endlich etwas weiter auf halber Bergeshöhe das erste 
Yaundedorf unter dem alten Häuptling Ebuda. 
Ueber den Lokundje führt eine solide mit Pferden 
gut passirbare Holzbrücke. 
Die Station ist besetzt mit einem europäischen 
Unteroffizier (zur Zeit Sergeant Bauch) und 22 Mann 
der Truppe. Wohnhaus, Kaserne, Arbeiterwohnungen 
und Ställe sind in primitiver Weise ganz aus ein- 
heimischem Material hergestellt. 
Nach Inspizirung der Station, die sich in vor- 
trefflicher Verfassung befand, erschienen am 7. d. Mts. 
die mächtigeren Häuptlinge zum Empfang, reiche 
Geschenke an Schafen, Ziegen und Hühnern bringend. 
Die bedeutendsten sind Banjol und Deng von Lolo- 
dorf (Mlole), Bambam, ein Bruder Tungas, etwa 
zwei Stunden von der Station ansässig, Ebuda, der 
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alte Yaundehäuptling vom Berge. Alle klagten über- 
einstimmend über Vergewaltigungen durch die Buli. 
Abends wurde die Station durch Magnesiumfackeln 
erleuchtet. 
Am 8. wurden die zur Weiterreise erforderlichen 
Vorkehrungen getroffen, insbesondere die Lasten um- 
gepackt und Hülfsträger (Ngumba) angenommen. 
Am 9. um 6 Uhr morgens Abmarsch von Lolo- 
dorf. Trotzdem die Eingeborenen nach Kräften am 
Wege gearbeitet hatten, war derselbe doch stellenweise 
recht beschwerlich, Felspartien mit Sumpf abwechselnd, 
auch unbequeme Flußübergänge. Unterwegs begrüßte 
mich am Wege noch einmal Häuptling Bambam mit 
seiner ganzen Familie. Die bisher als besonders 
schwer passirbar berüchtigte „YMakafarm“, in der 
wild übereinander gestürzte Baumstämme den Weg 
versperrt hatten, war vollständig gereinigt. Das 
Nachtquartier, das hochgelegene Gebirgsdorf Ngene, 
wurde erst um 2 Uhr nachmittags erreicht. Die 
Bevölkerung ist hier schon halb Yaunde; die Nacht 
war sehr kühl und nebelig. Im kalten Morgennebel 
um 6 Uhr morgens von Ngene aufbrechend, erreichte 
die Expedition nach Ueberschreiten des Mbengeberges 
und des Akieflusses, durch Akatta—Mtshalla durch- 
marschirend, gegen Mittag das Bergdorf Esumba, 
welches bereits ziemlich reine YMaundebevölkerung auf- 
weist. Zwar sieht man überall die Rindenhütten 
der Ngumba, da die Oel= und Raphiapalmen hier 
noch zu selten vorkommen; doch tragen die Weiber 
schon die eigenthümliche Yaundetracht, den pferde- 
schwanzähnlichen Blätterbüschel hinten, und zu den 
bisher ausschließlich vorkommenden Pisangs und 
Kassova treten als Feldfrüchte Zuckerrohr, Tabak 
und Erdnüsse. 
Am folgenden Tage passirten wir den Mbenga- 
sumpf; obwohl die Kolonne schon 5 Uhr 50 Min. 
morgens abmarschirte, kamen wir erst lange nach 
1 Uhr nachmittags ins Biwak, da der Weg unerhört 
schlecht war. Es liegen hier keine Dörfer am Wege 
und die Terrainverhältnisse sind ganz besonders 
schwierig; Sumpfstellen, Wasserläufe wechseln mit 
steilen, umwegsamen und verwachsenen Berghängen ab. 
Am 14. wurde auf einem im ersten Theil noch 
schlechten, dann vorzüglich gereinigten Wege um 
9 Uhr vormittags das Dorf Elama am Niong er- 
reicht und nach Uebersetzen der Expedition in Kanus 
in dem Yaundedorf Wöna Lager bezogen. 
Von hier aus führt ein 4 bis 6 m breiter Fahr- 
weg bis zur Station Yaunde, welche über die als 
Nachtquartiere dienenden Dörfer Abega-Rsana und 
Mesenti am Sonntag den 17., vormittags 9 Uhr, 
erreicht wurde. Die Herstellung dieses Weges ist 
ein Verdienst der Station und ihres derzeitigen 
Leiters, des Lieutenants Dominik; sie wäre aller- 
dings wohl ohne den Druck des Kamptzschen Feld- 
zuges nicht möglich gewesen. Durch das Yaündeland 
vom Njong bis an den Sanaga heran führt eine 
etwa 150 km lange Straße, welche auf Betreiben 
der Station von den anwohnenden Eingeborenen
	        
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