erste große Gastgeschenk, bestehend aus vier Schafen,
50 Bund Bananen, zehn Hühnern, acht Eiern und
einem Korb Makabo, woraus sich ein Festtag für
meine Leute entwickelte, die bis dahin von den mit-
genommenen Vorräthen — Reis und getrocknete
Fische — hatten leben müssen. Die Internirung
Tungas in Kamerun hat wahrhaft wunderbare Früchte
getragen. Nicht nur gehört der früher verrufene
Weg zu den besten und sichersten im Schutgebiet,
sondern er arbeitet auch emsig an der Verbesserung
seines Dorfes; ein sehr großer luftiger Marktplaß
ist angelegt, überall sieht man neue Rodungen im
Urwald zum Bau von neuen größeren Häusern und
Anlage von Farmen. In dem großen Palaver,
welches ich nachmittags mit Tunga abhielt, versicherte
er mich wiederholt seiner Treue und Botmäßigkeit.
Da Tunga der größte und einflußreichste Häuptling
des Ngumbalandes ist, so ist seine Haltung von be-
sonderer Wichtigkeit. Hier traten die sich nun noch
immer weiter wiederholenden ersten Klagen gegen
räuberische und vom Süden her gegen die Handels-
straße vordrängenden Bulistämme auf.
In zwei Tagemärschen wurde von Tunga aus
die Station Lolodorf am 6. Januar 1 Uhr nach-
mittags erreicht. Der Weg, wo irgend möglich, gut
gereinigt, führt über sehr steile, bis zu 700 m hohe
Berge und ermüdet durch fortwährendes Auf= und
Abklettern. In dem hoch gelegenen Dorf Epussi
schlugen wir Nachtquartier auf. Bald hinter Epussi
kamen wir an der eingefriedigten, sauber gehaltenen
und mit Kreuz und Aufschrift versehenen Grabstätte
des dort auf dem Marsch nach Lolodorf verstorbenen
Premierlieutenants a. D. Lübke vorbei.
Die Station Lolodorf liegt auf einem isolirten
Bergkegel im Waldthal des Lukonje, der tief unten
an dem Stationsberge vorbeifließt; ringsum ist der
Bergwald niedergeschlagen, so daß die militärische
Lage vorzüglich ist. Nach allen Richtungen hin
erblickt man bis zum fernsten Horizont bewaldete
Bergketten. Unten am Fluß liegen Faktoreien der
Firmen Karl Maas, Randad & Stein, Lübke & Co.,
C. Woermann & Co., alle bis jetzt von Farbigen
(Gabunesen)geleitet, sowie verschiedene Ngumbadörfer;
endlich etwas weiter auf halber Bergeshöhe das erste
Yaundedorf unter dem alten Häuptling Ebuda.
Ueber den Lokundje führt eine solide mit Pferden
gut passirbare Holzbrücke.
Die Station ist besetzt mit einem europäischen
Unteroffizier (zur Zeit Sergeant Bauch) und 22 Mann
der Truppe. Wohnhaus, Kaserne, Arbeiterwohnungen
und Ställe sind in primitiver Weise ganz aus ein-
heimischem Material hergestellt.
Nach Inspizirung der Station, die sich in vor-
trefflicher Verfassung befand, erschienen am 7. d. Mts.
die mächtigeren Häuptlinge zum Empfang, reiche
Geschenke an Schafen, Ziegen und Hühnern bringend.
Die bedeutendsten sind Banjol und Deng von Lolo-
dorf (Mlole), Bambam, ein Bruder Tungas, etwa
zwei Stunden von der Station ansässig, Ebuda, der
380
alte Yaundehäuptling vom Berge. Alle klagten über-
einstimmend über Vergewaltigungen durch die Buli.
Abends wurde die Station durch Magnesiumfackeln
erleuchtet.
Am 8. wurden die zur Weiterreise erforderlichen
Vorkehrungen getroffen, insbesondere die Lasten um-
gepackt und Hülfsträger (Ngumba) angenommen.
Am 9. um 6 Uhr morgens Abmarsch von Lolo-
dorf. Trotzdem die Eingeborenen nach Kräften am
Wege gearbeitet hatten, war derselbe doch stellenweise
recht beschwerlich, Felspartien mit Sumpf abwechselnd,
auch unbequeme Flußübergänge. Unterwegs begrüßte
mich am Wege noch einmal Häuptling Bambam mit
seiner ganzen Familie. Die bisher als besonders
schwer passirbar berüchtigte „YMakafarm“, in der
wild übereinander gestürzte Baumstämme den Weg
versperrt hatten, war vollständig gereinigt. Das
Nachtquartier, das hochgelegene Gebirgsdorf Ngene,
wurde erst um 2 Uhr nachmittags erreicht. Die
Bevölkerung ist hier schon halb Yaunde; die Nacht
war sehr kühl und nebelig. Im kalten Morgennebel
um 6 Uhr morgens von Ngene aufbrechend, erreichte
die Expedition nach Ueberschreiten des Mbengeberges
und des Akieflusses, durch Akatta—Mtshalla durch-
marschirend, gegen Mittag das Bergdorf Esumba,
welches bereits ziemlich reine YMaundebevölkerung auf-
weist. Zwar sieht man überall die Rindenhütten
der Ngumba, da die Oel= und Raphiapalmen hier
noch zu selten vorkommen; doch tragen die Weiber
schon die eigenthümliche Yaundetracht, den pferde-
schwanzähnlichen Blätterbüschel hinten, und zu den
bisher ausschließlich vorkommenden Pisangs und
Kassova treten als Feldfrüchte Zuckerrohr, Tabak
und Erdnüsse.
Am folgenden Tage passirten wir den Mbenga-
sumpf; obwohl die Kolonne schon 5 Uhr 50 Min.
morgens abmarschirte, kamen wir erst lange nach
1 Uhr nachmittags ins Biwak, da der Weg unerhört
schlecht war. Es liegen hier keine Dörfer am Wege
und die Terrainverhältnisse sind ganz besonders
schwierig; Sumpfstellen, Wasserläufe wechseln mit
steilen, umwegsamen und verwachsenen Berghängen ab.
Am 14. wurde auf einem im ersten Theil noch
schlechten, dann vorzüglich gereinigten Wege um
9 Uhr vormittags das Dorf Elama am Niong er-
reicht und nach Uebersetzen der Expedition in Kanus
in dem Yaundedorf Wöna Lager bezogen.
Von hier aus führt ein 4 bis 6 m breiter Fahr-
weg bis zur Station Yaunde, welche über die als
Nachtquartiere dienenden Dörfer Abega-Rsana und
Mesenti am Sonntag den 17., vormittags 9 Uhr,
erreicht wurde. Die Herstellung dieses Weges ist
ein Verdienst der Station und ihres derzeitigen
Leiters, des Lieutenants Dominik; sie wäre aller-
dings wohl ohne den Druck des Kamptzschen Feld-
zuges nicht möglich gewesen. Durch das Yaündeland
vom Njong bis an den Sanaga heran führt eine
etwa 150 km lange Straße, welche auf Betreiben
der Station von den anwohnenden Eingeborenen