Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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hergestellt ist und sich in vorzüglichem Zustande be- 
findet. Wie dieser Weg beuutzt wird, zeigten die 
zahlreichen, mit Elfenbein und Gummi beladenen, 
vielfach 50 bis 60 Mann starken Karawanen, denen 
ich begegnete. Ich habe mit besonderer Genugthuung 
feststellen können, daß der zur Bestrafung der auf- 
ständischen Maunde unternommene und von Haupt= 
mann v. Kamptz mit Erfolg durchgeführte Feldzug 
der Truppe nicht nur das militärische Uebergewicht 
und die Autorität der Regierung wieder hergestellt, 
sondern auch gleichzeitig einen schönen kulturellen 
Erfolg aufzuweisen hat. Bemerken möchte ich noch, 
daß Wild auf der ganzen Strecke recht selten ist; im 
Urwald vereinzelte Elefantenspuren, Affen, Papageien, 
außerdem waren Antilopen in spärlicher Anzahl und 
Raubvögel (Adler und Milane) zu beobachten. 
Schon vor der Station empfing mich der der- 
zeitige Stationschef Lieutenant Dominik, machte die 
erforderlichen Meldungen und überreichte den Stations- 
rapport. 
Auf dem Hofe vor dem Stationsgebäude stand 
die Garnison in Paradeaufstellung, während das 
3.7 cm Schnellladegeschütz einen Salut feuerte. Die 
Nachricht, daß zum ersten Mal der Gouverneur per- 
sönlich die Station und das Vaundeland besuchte, 
war weithin verbreitet. Sehr bald nach der ersten 
kurzen Begrüßung mit Lieutenant Dominik er- 
schienen daher die benachbarten Yaundehäuptlinge, 
voran der alte Zonu, der Freund Kunds und Tappen- 
becks, auf dessen Gebiet die Station liegt; sein Sohn 
Amba, eine Art Faktotum der Station, hatte mich 
schon vom letzten Nachtquartier (Mesenti) abgeholt. 
Es erschien Mbazamsoko nebst Gefolge, ein alter 
durchtriebener Berghäuptling, in dessen Dorf das 
Zerwürfniß zwischen Premierlieutenant Bartsch und 
den MYaunde begonnen hatte. Es erschien endlich 
auch der größte der umliegenden Häuptlinge, der 
Oberhäuptling des großen Banéstammes Banemekuno, 
Alle mit reichen Geschenken an Kleinvieh und Lebens- 
mitteln. Ersteres wurde dem Viehbestand der Station 
überwiesen, letztere zur Verpflegung der Expedition 
verwendet. 
Die Station liegt auf einem Hügel an der 
Grenze von Urwald und Grasland in jeder Hinsicht 
sehr günstig. In der Mitte des engeren Stations- 
hofes befindet sich das massiv aus dort gebrannten 
Ziegeln erbaute zweistöckige Wohnhaus; der untere 
Stock enthält Vorrathsräume und Gelasse für Diener- 
schaft, der obere Stock sechs geräumige luftigs Wohn- 
und Schlafräume für Europäer. Es ist ein ganz 
mit dortigen Mitteln hergestellter vorzüglicher Bau. 
Im Hofe liegen außerdem in regelmäßigen Abständen 
das Wachlokal mit Gefängniß, mehrere massive 
Schuppen und Scheunen, Kasernen, Arbeiter- 
wohnungen. · 
Der Stationshof ist von einer massiven Lehm- 
mauer mit Schießscharten und Wallgraben umgeben, 
welche mit ihren Bastionen eine für innerafrikanische 
Verhältnisse gewichtige Befestigung darstellt. Auf 
  
der erhöhtesten Bastion steht unter einem Schutzdach 
das 3,7 cm Schnellladegeschütz, die Gegend rings- 
herum beherrschend. Noch etwas höher befindet sich 
die große Palavertrommel, mittelst deren der Stations- 
chef dem Lande seine Wünsche und Befehle kund- 
giebt. Jedes durch diese Trommel ausgegebene Wort 
wird von den nächsten Dörfern sofort ausgenommen 
und durch das ganze Land weiter getrommelt. Die 
Trommelsprache ist hier vollkommen ebenso ausge- 
bildet wie im Duallagebiet. Weit um den Stations- 
hof herum ist das nach allen Seiten hin abfallende 
Gelände vom Waldbestande gereinigt. Es liegen hier 
blühende Gärten mit Ananas= und Gemüsekulturen, 
ausgedehnte Felder, mit Reis, Pisangs, Makabo und 
vor Allem mit europäischen Kartoffeln bestanden; 
letztere gedeihen ganz ausgezeichnet. Auch Arbeiter- 
siedelungen sowie Vieh= und Pferdeställe befinden sich 
außerhalb des engeren Hofes. Der Bestand an 
lebendem Inventar war zur Zeit meiner Anwesenheit 
außer Geflügel fünf Pferde und über 300 Stück 
Schafe und Ziegen. Die Pferde werden sowohl zum 
Reiten als auch zum Steinfahren und Pflügen ver- 
wendet. Rindvieh fehlt noch, steht aber von Ngutte 
und Tibati her in Aussicht; mehrere Milchziegen 
liefern täglich frische Milch. 
An dem am Juße des Stationsberges fließenden 
Bache liegt eine schwunghaft betriebene Feldziegelei, 
welche Steine für die Bauten liefert; es können 
10 000 Stück auf einmal gebrannt werden. Neue 
Rodungen sind bereit zur Aufnahme frischer Aussaat. 
Der gesammte landwirthschaftliche Betrieb ist intensiv 
und erfolgreich. 
Die Besatzung besteht aus 1 Offizier, 1 Unter- 
offizier und 1 Stationsassistenten, 1 farbigen Feld- 
webel und 60 Mann der Schutztruppe, verschiedenen 
Handwerkern und Aussehern und etwa 30 Arbeitern 
und Weibern. 
Die Zeit vom 17. bis 20. diente theils der 
Ruhe, theils einer gründlichen Besichtigung der 
Station und schriftlichen Arbeiten sowie der Fest- 
legung eines geregelten Stationsetats. 
Am 21. Januar brach ich dann in der Richtung 
zum Sanaga auf. In meiner Begleitung befanden 
sich Premierlieutenant v. Carnap-Quernheimb, 
Lieutenant Dominik, Büchsenmacher Zimmermann, 
die farbigen Feldwebel Andu und Paul Zampa, 
76 Mann der Truppe und etwa 100 Yaundeträger. 
Sämmtliche Weißen waren auf Pferden der Station 
beritten. Durch die Yaündestämme der Yetute, 
Vogebela und Ntoni gelangten wir nach Ueberschreiten 
der Flüsse Mfule und Mfamba in das Gebiet der 
Benjata, eines weit nach Osten vorgeschobenen Ba- 
kokostammes, der in letzter Zeit verschiedene Reibereien 
und Streitigkeiten mit seinen Nachbarn gehabt. Die 
Leute hatten offenbar ein schlechtes Gewissen; denn 
die Dörser wurden bei unserem Anmarsch verlassen. 
Während bis hierher der Weg mit einer breiten 
europäischen Landstraße jeden Vergleich aushalten 
konnte, war er hier zwar gut passirbar, aber doch
	        
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