auf einer Anhöhe am Sanaga gelegenen Dorf, von
dem uns entgegengekommenen Häuptling selbst ge-
leitet. Ein schmaler Waldstreisen trennt den Ort
vom Fluß, der dort in reißenden Kaskaden durch ein
enges Felsenbekt hindurchstürzt. Die Bevölkerung
war mitten in der Durrhaernte; lange Reihen von
Männern, Weibern und Kindern durchschnitten unter
eintönigem Gesang und Paukenschlag die Felder, die
langen Durrhahalme ausreißend und in Schwaden
zusammenlegend. Die kreisrunden Hütten mit spitzem
Strohdach, Schild und Speer der reichliche Anban
von Durrha, das Durrhabier, die unbedingte Auto-
rität des Häuptlings, dem alles Eigenthum gehört,
alles das zeigt, daß hier der Bantu aufhört und
ein freilich noch gemischtes, aber doch schon stark dem
Sudan zuneigendes Grenzvolk an seine Stelle tritt.
Während ich den nächsten Tag schriftlichen Ar-
beiten und Besprechungen mit den Häuptlingen wid-
mete, schoß Zimmermann des Morgens im Sanaga
einen starken Elefanten, was große Freude und abends
ein Tanzfest der Eingeborenen zur Folge hatte.
Am folgenden Tage marschirte ich mit meiner
Kolonne nach dem sechs Stunden entfernten Dorfe
des Dandugu Mango, eines Oheims des Nna Dinati.
Der junge bildschöne Häuptling begrüßte mich etwa
½/ Stunde vor seinem Dorf zu Pferde und legte
mir als Willkommen einen 80 Pfund schweren Elfen-
beinzahn zu Füßen. Er machte einen intelligenten,
günstigen und zuverlässigen Eindruck und betheuerte
wiederholt, daß er ein ergebener Diener der deutschen
Regierung sei und bleiben wolle.
Ich habe von diesen beiden jungen und unab-
hängigen Wutehäuptlingen den allerbesten Eindruck
empfangen und glaube, daß sie zur Station und zur
Regierung halten werden. Meine Gastfreunde waren
entzückt über Ngilas Niederlage und haben die feste
Absicht, die Wege von Yaunde nach Adamaua offen
zu halten bezw. zu öffnen. In Mango traf ich zwei
Fullahhändler, welche dort bereits seit mehreren
Monaten Handel treiben und in Tibati, Ngundere,
Kunde und Gasa gewesen waren. Die Versuchung
war für mich groß, von dem östlichen Sanagabogen,
wo ich mich befand, quer durchs Land nach Gasa
zu gehen und so endlich einen in Kolonialkreisen und
von mir selbst lang gehegten Wunsch zu erfüllen,
diese wichtige Strecke deutschen Gebietes persönlich
zu erforschen. Die Gründe, welche mich schließlich
bewogen, meine Absicht aufzugeben, waren indessen
zwingend: ich hätte die Dauer der Reise verlängert
und glaubte, mich eine derartig lange Periode nicht
vom Sitz der Regierung entfernen zu sollen, während
meine baldige Anwesenheit besonders im Victoriabezirk
der neuen Plantagenunternehmungen halber noth-
wendig erschien. Auch wären die Kosten der Reise
nicht unerheblich vermehrt worden. So bleibt denn
die Erforschung dieses noch völlig unbekannten Ge-
bietes dem Stationschef von Yaunde vorbehalten.
Am 1. Februar machte ich mit wenigen Begleitern
einen Jagdausflug auf das nördliche Sanagaufer.
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Unterwegs durchschritten wir die im Fluß liegende
sehr große Insel, auf der früher die Mangostadt
gelegen hat. Noch sieht man Hausfundamente und
Feuerstellen, vor Allem aber den mächtigen Wall-
graben mit Wall und thurmartigen Befestigungen,
welche die Einwohner gegen Ngilas Raubzüge schützen
sollten. Der Fluß wimmelt von Flußpferden und
Wasservögeln; auf der Insel trafen wir einen Flug
von etwa 40 Perlhühnern, in den Galeriewäldern
hausen zahlreiche Elefanten und die weite Gras-
savanne am jenseitigen Ufer ist belebt von zahlreichen
Büffel= und Antilopenherden. Es sind weitaus die
ergiebigsten Jagdgründe, die mir bis jetzt in Afrika
vorgekommen sind.
Am 2. zog ich in langem Palaver Erkundigungen
über den möglichen Weitermarsch nach Osten ein.
Dandugu erklärte, er könne mich noch bis Dabene,
der östlichsten Wutestadt, führen; von dort fehle den
Wute jede weitere Verbindung nach Osten; jedenfalls
müsse man über Ngulebijoa, ein großes Mwelle-
dorf, dessen lang dahingestreckte bewaldete Hügel man
von Mango aus am Horizont liegen sieht. Von
Gasa selbst wußten die Wute nichts. Nachdem
Dandugu mir zum Abschied noch fünf stattliche Elfen-
beinzähne geschenkt, trat ich den Rückmarsch an und
besuchte unterwegs noch das in sehr hübscher Lage,
festungsähnlich auf einem Hügel dicht am Sanaga-
ufer nen erbaute Dorf des Häuptlings Wemba, eines
Bruders Dandugus.
Am 3. und 4. abermaliger Aufenthalt bei Nna
Dinati; Letzterer führte uns mit seinem Volk sehr
interessante Kampfspiele vor, bei welchen besonders
die freien Wute mit Büffelschild und Speeren eine
Rolle spielten, während unsererseits ein Gefechts-
exerziren gezeigt wurde. Hier hatten wir den ersten
Tornado.
Am 5. marschirte ich über Kuli, durch die Ben-
jatu, über Elandi nach der Yaundestation, die am
7. erreicht wurde.
Am 8. und 9. wurden die Vorbereltungen zum
Rückmarsch getroffen. Koffer gepackt, Lasten vertheilt,
das erbeutete und geschenkte Elfenbein gewogen, die
Uebergabe der Station an Lieutenant v. Carnap-
Quernheimb bewirkt, die Ablösung geregelt, Träger
gemustert und dergleichen. Die Firma Karl Maas
aus Kribi hatte inzwischen einen europälschen Agenten,
Herrn Wilke, nach Yaunde entsandt, um in der
Nähe der Station eine Faktorei anzulegen. Viele
Hunderte von Yandeleuten befanden sich auf dem
Wege zur Küste mit Elfenbein und Gummi, um
dort selbst Waaren einzuhandeln, so daß wir Träger
von weiterliegenden Stämmen, Bati, Bane und
Jambassa, nehmen mußten. So brach ich denn am
10. Februar mit Lieutenant Dominik, Büchsen-
macher Zimmermann und der abgelösten Mann-
schaft der Truppe auf und erreichte auf demselben
Wege ohne Zwischenfall am 24. Kribi, von wo uns
am 26. „Nachtigal“ abholte.
In Kamerun traf ich am 27. früh ein. Das