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Nichtamtlicher Theil.
Personal · Nachrichten.
Am 13. Juni verschied nach längerem Leiden im
Alter von 40 Jahren der vortragende Rath im Aus-
wärtigen Amt, Wirkliche Legationsrath Sonnenschein.
Der Verstorbene trat nach bestandener großer juristi-
scher Staatsprüfung 1885 in das Auswärtige Amt
ein und wurde 1886 als Vizekonsul nach Apia und
1888 als Kommissar nach den Marshall-Inseln ent-
sandt. 1890 in das Auswärtige Amt zurückberufen,
wurde ihm im Februar 1891 die Stelle eines stän-
digen Hülfsarbeiters im Auswärtigen Amt und im
Mai desselben Jahres der Charakter als Legations-
rath verliehen. Kurz darauf erfolgte seine Ernennung
zum Oberrichter bei dem Gonvernement für Deutsch-
Ostafrika und im April 1894 seine Beförderung zum
Wirklichen Legationsrath und vortragenden Rath im
Auswärtigen Amt.
In selner zwölfiährigen Thätigkeit im Dienste
des Auswärtigen Amts hat sich der so früh Heim-
gegangene sowohl im Inlande wie im Auslande durch
stete Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit sowie gute
Leistungen wohl bewährt. Als vortragender Rath,
wie vorher als ständiger Hülfsarbeiter, gehörte er
der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amts an,
wo er infolge seiner in der Südsee und in Ostafrika
gesammelten Erfahrungen ersprießliche Dienste geleistet
at. Ein ehrendes Andenken wird ihm im Aus-
wärtigen Amt stets bewahrt bleiben.
Machrichten
Deutsch-stafrika.
Nach einer telegraphischen Anzeige des Postamts
in Dar-es-Saläm ist der Postsekretär Amram in
Pangani am 17. Juni, als er in einem Boote zur
Abholung der Postladung an Bord des Dampfers
„Wissmann“" fahren wollte, durch Kentern des Bootes
in starker Brandung ertrunken. Als Ersatz ist
der Postpraktikant Felix Ortlepp aus Berlin be-
stimmt worden, der die Ausreise am 7. Juli mit dem
Dampfer der deutschen Ostafrika-Linie von Neapel
aus antreten wird.
Ramerun.
Der als Vorsteher des Kaiserlichen Postamts in
Kamerun beschäftigte Postsekretär Schmidt ist aus
Gesundheitsrücksichten von seinem Posten abgelöst
worden und wird durch den Postpraktikanten Heinrich
Völker aus Mannheim ersetzt werden.
Der Direktor des botanischen Gartens in Kamerun
Dr. Preuß ist mit Urlaub in Berlin eingetroffen.
Cogo.
Der als Ersatz für den verstorbenen Zollassistenten
Joop der Kaiserlichen Landeshauptmannschaft über-
wiesene Hauptsteueramtsassistent Schlapoczek hat
die Reise nach dem Schutzgebiet angetreten.
Der Lehrer Lederbogen ist am 1. April in
Klein-Popo eingetroffen und durch den Lehrer
Walter in die Dienstgeschäfte eingeführt worden.
aus den deulschken Schuhgebietken.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deufsch-Plkafrika.
Bericht des Raiserlichen Gouverneurs über eine
Inspektionsreise.
Der Kaiserliche Gouverneur für Ostafrika Oberst
Liebert hat inzwischen Gelegenheit gehabt, auch die
südliche Küste des Schutzgebietes zu besuchen. Seinem
Berichte über diese Inspektionsreise entnehmen wir
Folgendes:
Die im äußersten Süden gelegene Kiongabucht
hat die Hoffnungen, die man in handelspolitischer
Beziehung auf sie setzte, nicht erfüllt. Die Einfuhr
aus dem benachbarten portuglesischen Gebiet geht
nicht nach Kionga, sondern über den mittleren Ro-
vuma, wo sie sich nach Mikindani und Lindi ver-
zweigt. Dazu beitragen mag die ungünstige Lage
des Ortes Kionga; selbst kleine Schiffe müssen weit 1
draußen vor Anker gehen, was um so unangenehmer
ist, als hier meist eine ziemlich kräftige See einsteht.
So bewegt sich denn der Umsatz hier in sehr beschei-
denen Grenzen.
Der Rovuma, dessen Wassermassen das Meer
weithin gelb färben, könnte für das Land von ein-
schneidender Bedeutung sein, als natürlichste Ver-
bindung mit dem Nyassagebiet. Bekanntlich ist er
mit Bänken und Riffen leider dermaßen durchsetzt,
daß, selost wenn die durchschnittliche Tiefe erheb-
licher wäre, jede Schifffahrt ausgeschlossen wäre.
Nördlich folgt nunmehr eine Reihe von Buchten,
die als ganz vorzügliche Häfen gelten dürfen.
Allerdings verliert die Mnazibai, welche auf den
Karten so außerordentlich groß erscheint, bei näherer
Prüfung an Bedeutung, da sie zahlreiche flache
Stellen und recht schwierige Landungsverhälknisse
zeigt. Ortschaften sind am Ufer kaum zu entdecken.
Vorzüglich dagegen ist die Mto-Mtwara genannte