Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Plantagenanlagen sind die Thäler des Mambi, die 
Nebenflüsse des Rovuma (diesen selbst werde ich bei 
der nächsten Dienstreise entlang gehen) und Strecken 
am Lukuledi, während auch die sie einschließenden 
Höhen meist den in dleser Beziehung zu stellenden 
Anforderungen zu genügen scheinen. 
Im Schambenbau, auch in dem Züchten von 
Hausthieren zeichnen sich die Wamakonde vor den 
übrigen Stämmen aus. Insbesondere am Rovuma 
und im Mambithale führte der Weg stundenweit 
durch gut bestandene, reingehaltene Felder, auf wel- 
chen neben Bananen oft Mtama, Mhogo, Mais, 
Erdnüsse, Reis, Mawele (Eleusine), Sesam, Strauch- 
und andere Bohnen, Bataten, Kürbisarten, Ananas, 
Kweme (Tellaira pedata, an einem Orte an Spa- 
lieren gezogen), auch Ricinus bald in thunlichster 
Mischung, bald in Anpassung an die Bodenverhält- 
nisse getrennt standen. Schiroko (Phaseolus mungo) 
und Gurken waren schon geerntet, Kürbisse, Mais 
und Erdnüsse zum Theil. 
Der Ernte der hauptsächlich in Betracht kommen- 
den Feldfrucht, des fast allerorten vorzüglich stehen- 
den Mtama, werden, da dasselbe bereits blühte, die 
ohne bestimmte Flugrichtung umherirrenden verein- 
zelten Heuschreckenschwärme nennenswerthen Schaden 
kaum mehr thun. Die Leute sagen, die Heuschrecken 
haben keine Kraft mehr, und wo letztere gefressen 
haben, liegen auch immer viele zu Grunde gegangene 
auf dem Boden. Spuren früherer Schädigungen 
zeigen sich eigentlich nur im Mambithale, dessen in 
Mdumbwe zum Umsat gelangender Ertrag gleichwohl 
für das laufende Jahr höher als der vorjährige ver- 
anschlagt wird. Neuerdings gelitten hat der kurze 
Landstrich zwischen Mtwara= und Muazibucht. Eigen- 
thümlicherweise haben die Schädlinge neben unbe- 
rührten Mtamafeldern Mhogo bis auf die Rinde, 
Ananasblätter halb abgefressen und an der Küste 
öfter auf Kokospalmen sich beschränkt. 
Ueberall auf den Wegen findet man noch die 
zum Fangen der wandernden, jungen Heuschrecken 
ausgeworfenen Löcher — dasselbe Mittel, welches bei 
uns in Saatkämpen durch Anwendung von Töpfen 
gegen die Maulwurfsgrillen üblich ist. 
Mangel an Nahrungsmitteln macht sich nur am 
Lukuledi fühlbar, von den Leuten den vorjährigen 
Heuschrecken zur Last gelegt, in Wirklichkeit aber 
hauptsächlich von unzureichender Bestellung herrührend. 
Als Aushülfe dient dort die überall wuchernde 
„Upupu“, eine wilde Bohne mit eßförmiger brennen- 
der Schale. 
Erdnüsse werden ungefähr überall angebaut, aber 
bisher in geringem Maße. Ich habe Veranlassung 
genommen, auf die Vortheile dieser Kultur hinzu- 
weisen, indem ich zugleich einiges Saatgut sowie 
solches von Reis, der wegen der Heuschrecken selten 
geworden ist, ferner Kokosnüsse und Pflänzlinge von 
anderen Fruchtbäumen unentgeltlich in Aussicht stellte. 
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Bei Kionda in Utimbe und bei Didi in Mbemba 
zeigten mehrere junge Kokospalmen ein gutes Wachs- 
thum. 
Ein großer Uebelstand, der dem Anbau von 
Fruchtbäumen entgegenwirkt, ist die Sitte eines 
Theiles der Wamakonde, nach ein= bis dreijährigem 
Aufenthalte ihren Wohnort mit einem neuen zu ver- 
tauschen. Ihre Hütten bauen sie zudem vielfach weit 
ab von den Schamben, in den dichten Busch hinein 
und in Entfernungen bis zu drei Stunden vom 
nächsten Wasserplatze. Die Ursache dieses merkwür- 
digen Verfahrens, welches füglich als Sichverkriechen 
zu bezeichnen ist, liegt in der noch immer verbreiteten 
Angst vor feindlichen Einfällen. 
Den fehlenden Schatten muß diesen ephemeren 
Ansiedelungen ein mitten in das Dorf gepflanzter 
Mhogostrauch nach Abstützung seiner dünn belaubten 
Zweige geben, während eine tellerartige, zuweilen 
mit Lehm gefestigte Bodenvertiefung zum Auffangen 
des Regenwassers dient. 
Die Regenzeit, welche an der Küste unbedeutend 
war, scheint im Innern stärker aufgetreten zu sein; 
so soll am Lukuledi gegen das vorige Jahr erheblich 
mehr Regen gefallen sein. Allerdings wurden mir 
am Rovuma Felder gezeigt, welche deutlich unter 
Trockenheit gelitten hatten. 
Die Gummigewinnung anlangend, liegen die 
reichsten Waldstrecken bei Matschemba und nähern 
sich nördlich dem Lukuledi. Am Rovuma klagen die 
Leute über vollständige Ausrottung des Gummis. 
Soweit auf Grund der am Wege sichtbaren Lianen 
ein Urtheil möglich ist, beruhen diese Klagen auf 
Uebertreibung. 
Ein gutes, wegen der Magwangwarafurcht noch 
nicht genutztes Gummigebiet soll Madyedye sein; 
dasselbe würde sonach in absehbarer Zeit den Markt 
vergrößern helfen. Für Wachs kommt in erster 
Linie die zwischen Novuma und seinem Nebenflusse 
Bangala gelegene Landschaft in Betracht. Kopal- 
gräbereien habe ich nur wenige auf dem Wege 
zum Rovuma angetroffen, obwohl der steigende 
Preis zu größerer Produktion anregen sollte. 
Ebenholz wird auf dem ganzen zurückgelegten 
Wege nirgends zu Handelszwecken geschlagen. In 
Sudi sah ich etwa 300 Stammstücke zur Verschiffung 
bereit liegen, die aus dem nördlichsten Theile des 
Bezirkes stammten. 
Der günstige Einfluß der Missionen ist nirgends 
zu verkennen und es kann nur mit Freuden begrüßt 
werden, daß sowohl die evangelische als die katho- 
lische sich weiter auszubreiten beabsichtigen; zugleich 
geht hieraus hervor, daß auch die Missionen mit 
den Erfolgen ihrer Thätigkeit zufrieden sind. 
Die evangelische Station Massassi steht unter der 
Leitung des Missionars Porter, der auf eine be- 
reits 17jährige Thätigkeit zurückblickt und die Zer- 
störung der ursprünglichen, am Mkomahindo be- 
legenen Missionsanlage durch die Magwangwara
	        
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