Plantagenanlagen sind die Thäler des Mambi, die
Nebenflüsse des Rovuma (diesen selbst werde ich bei
der nächsten Dienstreise entlang gehen) und Strecken
am Lukuledi, während auch die sie einschließenden
Höhen meist den in dleser Beziehung zu stellenden
Anforderungen zu genügen scheinen.
Im Schambenbau, auch in dem Züchten von
Hausthieren zeichnen sich die Wamakonde vor den
übrigen Stämmen aus. Insbesondere am Rovuma
und im Mambithale führte der Weg stundenweit
durch gut bestandene, reingehaltene Felder, auf wel-
chen neben Bananen oft Mtama, Mhogo, Mais,
Erdnüsse, Reis, Mawele (Eleusine), Sesam, Strauch-
und andere Bohnen, Bataten, Kürbisarten, Ananas,
Kweme (Tellaira pedata, an einem Orte an Spa-
lieren gezogen), auch Ricinus bald in thunlichster
Mischung, bald in Anpassung an die Bodenverhält-
nisse getrennt standen. Schiroko (Phaseolus mungo)
und Gurken waren schon geerntet, Kürbisse, Mais
und Erdnüsse zum Theil.
Der Ernte der hauptsächlich in Betracht kommen-
den Feldfrucht, des fast allerorten vorzüglich stehen-
den Mtama, werden, da dasselbe bereits blühte, die
ohne bestimmte Flugrichtung umherirrenden verein-
zelten Heuschreckenschwärme nennenswerthen Schaden
kaum mehr thun. Die Leute sagen, die Heuschrecken
haben keine Kraft mehr, und wo letztere gefressen
haben, liegen auch immer viele zu Grunde gegangene
auf dem Boden. Spuren früherer Schädigungen
zeigen sich eigentlich nur im Mambithale, dessen in
Mdumbwe zum Umsat gelangender Ertrag gleichwohl
für das laufende Jahr höher als der vorjährige ver-
anschlagt wird. Neuerdings gelitten hat der kurze
Landstrich zwischen Mtwara= und Muazibucht. Eigen-
thümlicherweise haben die Schädlinge neben unbe-
rührten Mtamafeldern Mhogo bis auf die Rinde,
Ananasblätter halb abgefressen und an der Küste
öfter auf Kokospalmen sich beschränkt.
Ueberall auf den Wegen findet man noch die
zum Fangen der wandernden, jungen Heuschrecken
ausgeworfenen Löcher — dasselbe Mittel, welches bei
uns in Saatkämpen durch Anwendung von Töpfen
gegen die Maulwurfsgrillen üblich ist.
Mangel an Nahrungsmitteln macht sich nur am
Lukuledi fühlbar, von den Leuten den vorjährigen
Heuschrecken zur Last gelegt, in Wirklichkeit aber
hauptsächlich von unzureichender Bestellung herrührend.
Als Aushülfe dient dort die überall wuchernde
„Upupu“, eine wilde Bohne mit eßförmiger brennen-
der Schale.
Erdnüsse werden ungefähr überall angebaut, aber
bisher in geringem Maße. Ich habe Veranlassung
genommen, auf die Vortheile dieser Kultur hinzu-
weisen, indem ich zugleich einiges Saatgut sowie
solches von Reis, der wegen der Heuschrecken selten
geworden ist, ferner Kokosnüsse und Pflänzlinge von
anderen Fruchtbäumen unentgeltlich in Aussicht stellte.
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Bei Kionda in Utimbe und bei Didi in Mbemba
zeigten mehrere junge Kokospalmen ein gutes Wachs-
thum.
Ein großer Uebelstand, der dem Anbau von
Fruchtbäumen entgegenwirkt, ist die Sitte eines
Theiles der Wamakonde, nach ein= bis dreijährigem
Aufenthalte ihren Wohnort mit einem neuen zu ver-
tauschen. Ihre Hütten bauen sie zudem vielfach weit
ab von den Schamben, in den dichten Busch hinein
und in Entfernungen bis zu drei Stunden vom
nächsten Wasserplatze. Die Ursache dieses merkwür-
digen Verfahrens, welches füglich als Sichverkriechen
zu bezeichnen ist, liegt in der noch immer verbreiteten
Angst vor feindlichen Einfällen.
Den fehlenden Schatten muß diesen ephemeren
Ansiedelungen ein mitten in das Dorf gepflanzter
Mhogostrauch nach Abstützung seiner dünn belaubten
Zweige geben, während eine tellerartige, zuweilen
mit Lehm gefestigte Bodenvertiefung zum Auffangen
des Regenwassers dient.
Die Regenzeit, welche an der Küste unbedeutend
war, scheint im Innern stärker aufgetreten zu sein;
so soll am Lukuledi gegen das vorige Jahr erheblich
mehr Regen gefallen sein. Allerdings wurden mir
am Rovuma Felder gezeigt, welche deutlich unter
Trockenheit gelitten hatten.
Die Gummigewinnung anlangend, liegen die
reichsten Waldstrecken bei Matschemba und nähern
sich nördlich dem Lukuledi. Am Rovuma klagen die
Leute über vollständige Ausrottung des Gummis.
Soweit auf Grund der am Wege sichtbaren Lianen
ein Urtheil möglich ist, beruhen diese Klagen auf
Uebertreibung.
Ein gutes, wegen der Magwangwarafurcht noch
nicht genutztes Gummigebiet soll Madyedye sein;
dasselbe würde sonach in absehbarer Zeit den Markt
vergrößern helfen. Für Wachs kommt in erster
Linie die zwischen Novuma und seinem Nebenflusse
Bangala gelegene Landschaft in Betracht. Kopal-
gräbereien habe ich nur wenige auf dem Wege
zum Rovuma angetroffen, obwohl der steigende
Preis zu größerer Produktion anregen sollte.
Ebenholz wird auf dem ganzen zurückgelegten
Wege nirgends zu Handelszwecken geschlagen. In
Sudi sah ich etwa 300 Stammstücke zur Verschiffung
bereit liegen, die aus dem nördlichsten Theile des
Bezirkes stammten.
Der günstige Einfluß der Missionen ist nirgends
zu verkennen und es kann nur mit Freuden begrüßt
werden, daß sowohl die evangelische als die katho-
lische sich weiter auszubreiten beabsichtigen; zugleich
geht hieraus hervor, daß auch die Missionen mit
den Erfolgen ihrer Thätigkeit zufrieden sind.
Die evangelische Station Massassi steht unter der
Leitung des Missionars Porter, der auf eine be-
reits 17jährige Thätigkeit zurückblickt und die Zer-
störung der ursprünglichen, am Mkomahindo be-
legenen Missionsanlage durch die Magwangwara