miterlebt hat. Mit ihm wirkt dort ein jüngerer
Missionar. Der Platz — auf dem Südsüdostfuße
des Ntandiberges — ist glücklich gewählt. Ein
naher Bergquell giebt klares gutes Wasser. In-
solge der Tieflage der Landschaft bleiben freilich
Fieberfälle nicht aus, sind aber, wie es scheint,
nicht bösartiger Natur. Bemerkenswerth ist die
bis in alle Einzelheiten genaue und saubere Aus-
führung der luftigen Baulichkeiten, wie sie bei
den beschränkten Hülfsmitteln nur jahrelange Praxis
ermöglicht. Die Zahl der männlichen Zöglinge
betrug 140, die der weiblichen 70; letztere werden
von der Frau eines farbigen Lehrers unterrichtet,
welche ihre Ausbildung in Sansibar erhalten hat.
Drei Nebenstationen — Kiwata, Mwiti und
Miwa — werden von farbigen Missionaren geleitet,
ohne hier den zum Unterricht kommenden Kindern
Wohnung zu gewähren. Die vor etwa 20 Monaten
aufgegebene Nebenstation Kitangari ist als heute
unbewohnte hüttenlose Stätte ein Bild afrikanischer
Vergänglichkeit; die Eingeborenen sind theils nach
Klwata, theils nach Mwiti der Mission gefolgt.
Newala ist mit einem Missionar und einem Bruder
besetzt; die Ankunft eines zweiten Missionars
steht demnächst bevor. Die Oberleitung der katho-
lischen Lukuledistationen liegt in der Hand des
P. Antonius.
Ein breiter Weg sowie ein von den Zöglingen
bearbeitetes Feldgrundstück liegen zwischen dem Männer-
kloster und dem der Schwestern. Ersteres wird von
dem genannten Pater und einem Bruder, letzteres
von drei Schwestern bewohnt. Hervorgehoben sei
hier gleich, daß die Mission dem Wegebau ein
großes Interesse widmet, welchem unter Anderem
ein breiter, gereinigter Weg bis über das drei
Stunden entfernte Tschikukwe hinaus zu danken
ist. In den beiden Klöstern befinden sich 30 bezw.
25 Zöglinge. Zu Ostern sind nach zweijährigem
Unterricht die ersten 28 Erwachsenen getauft worden,
während im nächsten Jahre etwa 300 der Taufe
entgegensehen. Hier sowohl als in Massassi, wo ich
den Frühmessen beiwohnte, war die Zahl der
Kirchenbesucher beiderlei Geschlechts eine ansehnliche.
Die mit einem Pater und drei Brüdern besetzte
Station Nyangau ist noch im Bau begriffen; gegen-
wärtig wird an der geräumigen Kirche mit großem
Fleiße gearbeitet.
Die von den Missionaren überall in reichem Maße
geübte Gastfreundschaft berührt im Innern doppelt
angenehm. Ihre auf der Grundlage bielseitiger
Beobachtung sowie genauer Kenntniß von Land und
Lenten gesammelten und gern mitgetheilten Erfah-
rungen sind für die Verwaltung von nicht zu unter-
schätzendem Werthe, da sie ebenso sehr den Einblick
in die Verhältnisse jener entfernteren Distrikte er-
leichtern, als sie die Missionsmitglieder in den Stand
setzen, der Bevölkerung in ihren mannigfachen An-
liegen mit Rath und That wirlsam beizustehen alle
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die kleineren und größeren Streitigkeiten im Entstehen
beizulegen und damit einer ungestörten Weiter-
entwickelung die Wege zu ebnen.
Als Kuriosum möchte ich erwähnen, daß kürzlich
das unweit Kiwata gelegene Dorf Mapale von seinen
etwa 40 Einwohnern (Wahyao) infolge einer Schlange
vollständig verlassen worden ist. Nach den Angaben
des christlichen Wahyaohäuptlings Barnaba Nakaam
aus Kiwata, eines durchaus verständigen Mannes,
handelt es sich um eine große Schlange, welche am
Wege von einem Baume aus unter Ausstoßung eines
krähenden Tones stets auf den Kopf des Vorüber-
gehenden niederstoße, der an dem Biß in kürzester
Zeit sterbe. Dieselbe sel auf dem Kopfe roth ge-
zeichnet und werde Songo genannt. Auch die Ein-
geborenen behaupten, die Schlange zu kennen, welche
auf Kimakonde „Kikomi“ heiße. Auf der Mission
in Massassi wollte man sich erinnern, Livingstone
erzähle von einem derartigen Reptil.
Lendung von Laturalien.
Der zoologischen Sammlung des Königlichen
Museums für Naturkunde ist am 24. Mai d. Js.
eine Sammlung zoologischer Objekte zugegangen,
welche von dem Obersten v. Trotha in Deutsch-
Ostafrila zusammengebracht wurde.
Die Sendung enthielt:
4 Säugethierbälge,
172 Vogelbälge und
2 Reptilien.
Die Konservirung der Thiere war eine gute, der
wissenschaftliche Werth derselben ein bedeutender.
Unter den Vögeln besonders befindet sich eine größere
Anzahl von Arten, welche im Museum noch nicht
vorhanden, und auch solcher, welche bisher für das
deutsche Schutzgebiet noch nicht nachgewiesen waren.
Von den Säugethieren war eine seltene Wühlratte
(Rhizomys splendeus Rüpp.) der Sammlung
höchst willkommen.
Tabakernte in Mohorro.
Nach dem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs
ist die Ernte auf der Plantage Mohorro am
25. April mit 158 150 Tabakpflanzen abgeschlossen
und befindet sich der Tabak nunmehr in der Fermen-
tation, die normal zu verlaufen scheint.