Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

miterlebt hat. Mit ihm wirkt dort ein jüngerer 
Missionar. Der Platz — auf dem Südsüdostfuße 
des Ntandiberges — ist glücklich gewählt. Ein 
naher Bergquell giebt klares gutes Wasser. In- 
solge der Tieflage der Landschaft bleiben freilich 
Fieberfälle nicht aus, sind aber, wie es scheint, 
nicht bösartiger Natur. Bemerkenswerth ist die 
bis in alle Einzelheiten genaue und saubere Aus- 
führung der luftigen Baulichkeiten, wie sie bei 
den beschränkten Hülfsmitteln nur jahrelange Praxis 
ermöglicht. Die Zahl der männlichen Zöglinge 
betrug 140, die der weiblichen 70; letztere werden 
von der Frau eines farbigen Lehrers unterrichtet, 
welche ihre Ausbildung in Sansibar erhalten hat. 
Drei Nebenstationen — Kiwata, Mwiti und 
Miwa — werden von farbigen Missionaren geleitet, 
ohne hier den zum Unterricht kommenden Kindern 
Wohnung zu gewähren. Die vor etwa 20 Monaten 
aufgegebene Nebenstation Kitangari ist als heute 
unbewohnte hüttenlose Stätte ein Bild afrikanischer 
Vergänglichkeit; die Eingeborenen sind theils nach 
Klwata, theils nach Mwiti der Mission gefolgt. 
Newala ist mit einem Missionar und einem Bruder 
besetzt; die Ankunft eines zweiten Missionars 
steht demnächst bevor. Die Oberleitung der katho- 
lischen Lukuledistationen liegt in der Hand des 
P. Antonius. 
Ein breiter Weg sowie ein von den Zöglingen 
bearbeitetes Feldgrundstück liegen zwischen dem Männer- 
kloster und dem der Schwestern. Ersteres wird von 
dem genannten Pater und einem Bruder, letzteres 
von drei Schwestern bewohnt. Hervorgehoben sei 
hier gleich, daß die Mission dem Wegebau ein 
großes Interesse widmet, welchem unter Anderem 
ein breiter, gereinigter Weg bis über das drei 
Stunden entfernte Tschikukwe hinaus zu danken 
ist. In den beiden Klöstern befinden sich 30 bezw. 
25 Zöglinge. Zu Ostern sind nach zweijährigem 
Unterricht die ersten 28 Erwachsenen getauft worden, 
während im nächsten Jahre etwa 300 der Taufe 
entgegensehen. Hier sowohl als in Massassi, wo ich 
den Frühmessen beiwohnte, war die Zahl der 
Kirchenbesucher beiderlei Geschlechts eine ansehnliche. 
Die mit einem Pater und drei Brüdern besetzte 
Station Nyangau ist noch im Bau begriffen; gegen- 
wärtig wird an der geräumigen Kirche mit großem 
Fleiße gearbeitet. 
Die von den Missionaren überall in reichem Maße 
geübte Gastfreundschaft berührt im Innern doppelt 
angenehm. Ihre auf der Grundlage bielseitiger 
Beobachtung sowie genauer Kenntniß von Land und 
Lenten gesammelten und gern mitgetheilten Erfah- 
rungen sind für die Verwaltung von nicht zu unter- 
schätzendem Werthe, da sie ebenso sehr den Einblick 
in die Verhältnisse jener entfernteren Distrikte er- 
leichtern, als sie die Missionsmitglieder in den Stand 
setzen, der Bevölkerung in ihren mannigfachen An- 
liegen mit Rath und That wirlsam beizustehen alle 
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die kleineren und größeren Streitigkeiten im Entstehen 
beizulegen und damit einer ungestörten Weiter- 
entwickelung die Wege zu ebnen. 
Als Kuriosum möchte ich erwähnen, daß kürzlich 
das unweit Kiwata gelegene Dorf Mapale von seinen 
etwa 40 Einwohnern (Wahyao) infolge einer Schlange 
vollständig verlassen worden ist. Nach den Angaben 
des christlichen Wahyaohäuptlings Barnaba Nakaam 
aus Kiwata, eines durchaus verständigen Mannes, 
handelt es sich um eine große Schlange, welche am 
Wege von einem Baume aus unter Ausstoßung eines 
krähenden Tones stets auf den Kopf des Vorüber- 
gehenden niederstoße, der an dem Biß in kürzester 
Zeit sterbe. Dieselbe sel auf dem Kopfe roth ge- 
zeichnet und werde Songo genannt. Auch die Ein- 
geborenen behaupten, die Schlange zu kennen, welche 
auf Kimakonde „Kikomi“ heiße. Auf der Mission 
in Massassi wollte man sich erinnern, Livingstone 
erzähle von einem derartigen Reptil. 
Lendung von Laturalien. 
Der zoologischen Sammlung des Königlichen 
Museums für Naturkunde ist am 24. Mai d. Js. 
eine Sammlung zoologischer Objekte zugegangen, 
welche von dem Obersten v. Trotha in Deutsch- 
Ostafrila zusammengebracht wurde. 
Die Sendung enthielt: 
4 Säugethierbälge, 
172 Vogelbälge und 
2 Reptilien. 
Die Konservirung der Thiere war eine gute, der 
wissenschaftliche Werth derselben ein bedeutender. 
Unter den Vögeln besonders befindet sich eine größere 
Anzahl von Arten, welche im Museum noch nicht 
vorhanden, und auch solcher, welche bisher für das 
deutsche Schutzgebiet noch nicht nachgewiesen waren. 
Von den Säugethieren war eine seltene Wühlratte 
(Rhizomys splendeus Rüpp.) der Sammlung 
höchst willkommen. 
Tabakernte in Mohorro. 
Nach dem Bericht des Kaiserlichen Gouverneurs 
ist die Ernte auf der Plantage Mohorro am 
25. April mit 158 150 Tabakpflanzen abgeschlossen 
und befindet sich der Tabak nunmehr in der Fermen- 
tation, die normal zu verlaufen scheint.
	        
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