die Kinder nicht arbeiten wollen und wir von dieser
Forderung nicht abgehen. Man wies immer und
immer wieder auf das Beispiel der nächsten englischen
Mission hin, wo die Kinder nicht zu arbeiten, son-
dern nur zu lernen brauchen, um uns diese Methode
aufdrängen zu können. Die Missionare waren aber
der Ueberzeugung, daß bei der Negermission das
Plaborare“ (Arbeiten) die unbedingte Grundlage für
das „orare“ (Beten) sein müsse, und fest entschlossen,
in diesem Punkte nicht nachzugeben und sich für den
Anfang lieber mit weniger Kindern zu begnügen;
ja, es gab eine Zelt, wo nur zwei freie Knaben in
der Mission waren. Durch dieses Verfahren erzielte
man, daß fast nur ausgesucht lerneifrige Kinder
kamen, die sich bald eingewöhnten und an dem Bei-
spiel der Missionare, die wochenlang täglich mit Hacke
und Buschmesser die Kinder auf die Schambe be-
gleiteten, um mit ihnen zu arbeiten, ihre Auffassung
von der Arbeit korrigirten. In den letzten Monaten
war der Zugang zur Schule slärker, und es wird der
mit Festigkeit durchgeführten Methode in einigen
Jahren gelingen, eine zahlreich besuchte und gut ge-
leitete Schule zu erhalten. Die Erstlinge sollen im
nächsten Jahre in die Katechetenschule zu Kollasini
übertreten.
Der Anschluß der Erwachsenen an die Mission
und die besonders starke Betheiligung der jungen
Männer am Unterrichte war von Anfang an auf-
fallend groß. Trotzdem die Bedingungen zum Ein-
trilt ins Katechumenat ziemlich hart sind, und auch
die Besten volle zwei Jahre auf den Empfang der
Taufe warten müssen, wenn nicht eine schwere Krank-
beit die frühere Spendung derselben nöthig macht,
zählte die Mission bis Ende Juni 1896 an christ-
lichen Erwachsenen und Kindern 36; von den Kate-
chumenen der ersten Klasse werden am nächsten Oster-
feste 26 zur hl. Taufe zugelassen; Katechumenen der
zweiten Klasse gab es 386. Alle diese sind einge-
schrieben und werden im Unterrichtsbesuche kontrolirt;
viele andere kommen noch, scheuen aber die Kontrole.
Die Mission hat in ihrem Bezirke großen Einfluß
erlangt, namentlich seit der Hungersnoth, während
welcher die Leute fast ganz auf die direkte oder in-
direkte Unterstützung der Mission angewiesen waren.
Sonntagsruhe wird fast allgemein beobachtet. Streit-
fälle werden häufig vor die Missionare gebracht, und
der ertheilte Bescheid immer dankbar angenommen,
wodurch schon manchmal unnützes Blutvergleseen,
Gottesurtheile oder zu hohe Geldbußen, die den
Schuldner zum Sklaven gemacht hätlen, verhindert
wurden. Es bürgert sich allmählich der Grundsatz
ein, daß der Mensch keine Waare sei. Die besseren
atechumenen würden sich scheuen, Sklaven zu haben.
Es wurden auch schon einige Sklavenkinder in die
Mlssion abgegeben und Kriegsgefangenen zugesichert,
daß sie nicht welterverkauft würden.
Das Belspiel der Missionare hat auch anregend
gewirkt in Bezug auf Häuserbau und Felderbestellung.
Eingeführte Samen von Gemüsen und Früchten wer-
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den häufig verlangt, zum Anpflanzen don Bäumen
und Herrichten von kleinen Gärten werden die Kate-
chumenen angehalten. Von Garten und Schambe der
Mission läßt sich noch nicht viel sagen. Européische
Gemüse gediehen zum Theil gut, zum Theil gingen
die Samen nicht auf. Straßen, zu beiden Seiten
mit Alleebäumen bepflanzt, sind etwa 4 km angelegt
und ein anderer den ganzen Distrikt durchziehender
Weg ist in Arbelt. Für die Bedürfnisse der Kinder
sorgt theilweise die eigene Schambe, welche von ihnen
selbst bearbeitet wird. Die Eingeborenen werden
nachhaltigst angeregt, den Tabak, welchen sie bisher
von fremden Stämmen bezogen, selbst zu bauen.
Viele ferner Wohnende haben sich in der Nähe der
Mission angesiedelt.
Die Thätigkeit der Schwestern begreift nebst der
Erziehung der Mädchen in Schule, Haushalt und
Schambe vornehmlich die Krankenpflege durch Auf-
nahme Schwerkranker ins Haus, durch tägliche Arznei-
abgabe und Verbände und dann auch durch regel-
mäßige außerordentliche Krankenbesuche.
Zu Lukuledi gehören noch zwei Außenstationen,
die regelmäßig von der Station aus pastorirt wer-
den: Chuckukwe und die Dörfer der Häuptlinge Tu-
Kutua und Mwanamchekenje, letzteres in einem sehr
fruchtbaren Thale gelegen. Zwischen dlesen Stationen
befindet sich unbenutztes, anbaufähiges Land, das
voraussichtlich bald besiedelt wird. Das Einvernehmen
mit den Kaiserlichen Behörden war durchweg ein
ausgezeichnetes, und die Missionare sämmtlicher Sta-
tionen haben allseits freundliches Entgegenkommen
und bereitwillige Förderung aller Missionsinteressen
erfahren. —
In „Die katholischen Missionen“ wird über das
Wirken der St. Benediktus-Missionsgesellschaft
im ostafrikanischen Schutzgebiete berichtet:
„Im September 1896 begannen zwel unserer
Missionare die Gründung einer Missionsstation am
Nyangao, einem Nebenflusse des Lukuledi. Diese
Mission hat zum Patron den heiligen Franz Kaver.
Sie liegt in der Mitte zwischen Lindi und Lukuledi,
von beiden Plätzen etwa drei Tagereisen entfernt,
und soll ermöglichen, daß von der Küste bis nach
Lukuledi eine fortgesetzte Kette von Missionsposten
errichtet und die gesammte Bevölkerung allmählich in
den Bereich der Missionsthätigkeit gezogen werden
kann. Eingeborene Lehrer und Katecheten sollen die
Erreichung dieses Zieles ermöglichen, weshalb in der
Katechetenschule zu Kollasini mit großem Eifer an der
Ausbildung solcher Hülfskräfte gearbeitet wird.
Die Nyangaostation liegt in elner romantischen,
fruchibaren und gut bevölkerten Gegend. Der Nyangao-
fluß spendet auch in der trockensten und regenärmsten
Zeit reichlich klares Wasser, so daß die Station für
alle Zeit vor dem unheimlichsten Gespenste in Afrika,
der Wassernoth, gesichert sein dürfte. Das Flußthal
dürfte später die Anlage jeglicher Art von Plantage
ermöglichen und das Flüßchen mit seinem starken