Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Mischlich in Adele die Gründung einer Hauptstation 
für Deutsch-Togo in Bosm mit einer mehrklassigen 
Volksschule und einer Anstalt zur Heranbildung von 
Gehülfen für Deutsch-Togo beschlossen und Missionar 
Pfisterer mit Vorbereitung dieser Stationsgründung 
beauftragt worden. Neben dem in Basel gebildeten 
eingeborenen Missionar Clerk in Worawora stehen 
nun also noch die beiden europäischen Missionare 
Mischlich und Pfisterer in Deutsch-Togo, und 
auch der in Anum wohnende Missionar Martin 
hat einen Theil seines Arbeitsfeldes im deutschen 
Gebiet. Unterstützt werden diese Brüder durch eine 
Anzahl an verschiedenen Orten stationirter eingebo- 
rener Mitarbeiter, unter denen der tüchtige Pfarrer 
Hall in Ntschumuru ist. 
Was Kamerum betrifft, so hat die von Busa aus 
betriebene Arbeit unter den Bakwiri im Gebirge zwar 
noch keine großen Erfolge aufzuweisen, ist aber doch 
im Gange. Erschwert ist sie dadurch, daß die Leute 
im Gebirge sehr zerstreut in den Wäldern verborgen 
leben. Missionar Bizer hat bis jetzt 12 Städte in 
elner Entsernung von ein bis sechs Stunden besucht. 
In Busa selbst ist der Gottesdienst noch wenig be- 
sucht, Schule wird regelmäßig gehalten, aber mit 
erst 12 Schülern, meistens Kostschülern. 
Steigt man von Bucza den Ostabhang des Ka- 
merungebirges hinab, so gelangt man in das Thal 
des Mungo. Einige Tagerelsen oberhalb seiner 
Mündung liegt in der Nähe des Flusses Bombe; 
dort hat die Mission von Bonaberl aus Fuß gefaßt. 
Missionar Lauffer bereitet daselbst die Errichtung 
einer Hauptstation vor, hauptsächlich für die Arbeit 
unter dem empfänglichen Stamm der Balong. Unter 
diesem Stamm sieht sich der Missionar, wohin er 
kommt, von einer zahlreichen Zuhörerschaft umgeben; 
in kurzer Zeit entstanden sechs Außenstationen, meh- 
rere Orte bitten um Lehrer, über 50 Heiden sind 
schon getauft, und 92 Taufbewerber und 175 Schüler 
stehen in der Pflege der Mission. Doch sucht der 
vorsichtige Häuptling es mit den Losangoleuten nicht 
zu verderben und wenigstens die älteren Leute bei 
dem Losangodienst festzuhalten. · 
Sehr rasch ging es mit der Ausbreitung der 
Mission im Gebiet von Edie. Kaum hat sich auf 
Jürshöhe daselbst das in Europa gezimmerte Mis- 
sionshaus unter den Händen des Br. Walker er- 
hoben, so lesen wir schon von acht Außenstationen, 
die zu Edie gehören. Gleich rasch breitet sich das 
Werk in der Gegend von Nyasuku und Klein-Batanga, 
einem im Süden ziemlich entfernt von Lobethal lie- 
genden Landstrich, aus, wo wir sieben Arbeitsplätze 
und auch schon eine Anzahl Christen haben. Ueber 
den entfernteren Unternehmungen in Edie und Klein- 
Batanga hat Lobethal die nähere Umgebung nicht 
versäumt; dabei hat Lobethal die größte Zahl von 
Heldentaufen, nämlich 136. 
Gehen wir von Lobethal in das Gebiet des 
Kamerunflusses, wo die beiden benachbarten Stationen 
Bonaku und Bonaberi das Centrum unserer Mission 
  
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bilden, so finden wir auch da manche Fortschritte. 
Bonaku hat in Ndobokong ein neues Gemeindleln 
bekommen. Leider waren in Bonaduma und Bona- 
bele viele Ausschließungen nöthig, doch hat gerade 
Bonabele recht wackere Christen, die sich durch nettes 
Familienleben und eifrige Mithülse bei Gemeinde- 
arbeiten auszeichnen. Recht regsam ist die Gemeinde 
Yapoma, wo Alt und Jung zur Schule kommt und 
den Katechismus und die biblischen Geschichten lernt. 
In dem zu Bonaberi gehörigen Pongoländchen haben 
einige Häuptlinge die Sonntagsarbeit verboten, sie 
begünstigen den Besuch des Gottesdienstes und haben 
durch die Verordnung, daß, wer ohne Erlaubniß die 
Schule versäume, am nächsten Tag Gras hauen 
müsse, eine Art Schulzwang zur sichtlichen Förderung 
des Schulbesuchs eingeführt. In diesem Ländchen 
sind auch zwei neue Gemeinden, Mbanye und Bo- 
nambwase, entstanden. Auch in dem gegenüber dem 
Aboland zurückstehenden Wurigebiet greift die Sache 
Gottes weiter um sich. Als die selbständigen Mis- 
sionsunternehmungen der Abochristen ins Stocken zu 
gerathen drohten, gelang es dem Eifer des Lehrers 
Koto von Mangamba, die Christen wieder anzu- 
feuern, so daß sie zu den beiden von ihnen gegrün- 
deten und unterhaltenen Außenstationen Bonakwasi 
und Nkom noch eine dritte Mpopo am Mabombe 
zu übernehmen und in Mangamba einen Lehrer an- 
zustellen beschlossen. 
Das Ergebniß des nun abgeschlossenen ersten 
Jahrzehnts unserer Kamerunmission sind 9 Haupt- 
stationen mit 91 Außenstationen, also gerade 100 
besetzte Orte mit fast 1500 Christen und über 
1900 Schülern. 
Der kürzlich ernannte apostolische Vikar von 
Unyanyembe, Bischof Gerboin, schreibt im „Afrika- 
Boten“ über die christlichen Ehen in seiner Mission: 
„Unser christliches Dorf hat sich wieder um zehn 
neue Haushaltungen vermehrt, so daß es deren jetzt 
25 zählt. Sechs andere haben sich in den übrigen 
Missionsstationen niedergelassen. Ihre Zahl wäre 
noch viel größer, wenn wir über reichlichere Mittel 
verfügen könnten. Unsere Waisenknaben wählen in 
der Regel ihre Lebensgefährtinnen unter den Mädchen 
des Waisenhauses. Alsdann sind die Kosten für die 
Gründung eines Haushaltes nicht so bedeutend.“ 
  
Nach einer Angabe des P. J. Prendergast aus 
der Genossenschaft der Väter vom hl. Josef in Mill 
Hill zählt Britisch-Uganda rund 450 000 Einwohner, 
davon sind 88000 Katholiken (Neophyten und Ka- 
techumenen), 20 000 Protestanten, 25 000 Moham- 
medaner und 322 000 Heiden. Außerdem finden 
sich dort zahlreiche Nubier und Suaheli, meist Han- 
delsleute. Der materielle Aufschwung, den die bri- 
tische Herrschaft begründet, sei erstounlich, und der 
begabte Volksstamm zur Aufnahme höherer Kultur 
sehr. befähigt. Die im Bau begriffene Bahn, die 
Uganda mit Mombassa an der Küste verbinden wird,
	        
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