Englische Besitznahme von Inseln der Salomonsgruppe.
Zeitungsnachrichten zufolge hat der Kommandant
des englischen Kriegsschiffes „Wallaroo“ kürzlich auf
folgenden zu dem britischen Schutzgebiete in den
Salomons-Inseln gehörigen Inseln die englische
Flagge gehelßt:
Stewart-Insel (Sikaiana),
Russell-Insel und
Bellona-Insel.
Rautschuk in den portugiestsch= afrikanischen Rolonien.
Der Inspektor des botanischen Gartens zu Coimbra,
A. F. Moller, schreibt hierüber in der „Zeitschrift
für tropische Landwirtschaft“:
Portugiesisch-Ostafrika oder Mozambique exportirt
recht großbe Quantitäten Kautschul, der einzig von
verschiedenen Landolphiaarten abstammt, speziell wohl
von L. Kirkii Th. Dyer, L. Petersiapa (Kl.) Tb.
yer, L. comorensis (Boj.) R Schum., und von
den Varietäten L. Petersiana var. Crassilolia K.
Schum. und L. comorensis var. florida K. Sch.
Im Jahre 1887 war der Kautschukexport Mozam-
biques schon 445567 kg, jetzt ist er jedenfalls größer.
Was das südlich an Senegambien grenzende
portuglesische Guinea- betrifft, so ist der Kautschuk-
erport relativ weniger bedeutend; es wurden 1894
177764 kg Kautschuk exportirt. Er stammt ledig-
lich von Landolphiaarten, und zwar kommen daselbst
solgende Arten dieser Gattung in Betracht: L. sene-
galensis DC., L. Heudelotü DC., L. tomentosa
A. Dew., L. Petersiana (KI.) Sch.
Anm wichtigsten ist der Kautschukexport der Pro-
vinz Angola, im Jahre 1893 wurden für 2 108 937
Milreis (— 6 652 800 Mk.) Kautschuk von dort
exportirt. Der meiste kommt von Benguella, von
wo im Jahre 1895 1 350 356 kg Kautschuk expor-
tirt wurde; aber auch Loanda ist ein großer Export-
platz, der 1895 740 581 16 Kautschuk verschiffte;
sehr unbedeutend sind die übrigen Häfen Angolas,
Novo Redondo, Ambriz, Ambrizette, Santo Antonio
do Zaire an der Mündung des Kongo, sowie Cabinda
in portugiesisch Kongo; auch Mossamedes im südlichen
Angola ist kein sehr bedeutender Kautschukplatz, wäh=
rend 1894 44 586 kg von dort exportirt wurden,
kamen 1895 nur noch 12740 kg daher; ebenfo ist
freiich auch der Kautschukexport von Ambriz bedeu-
gesunken, von 4186 kg i ’
2094k81895. 86 kg im Jahre 1894 auf
In Benguella heißt der Kautschuk bei den Negern
„Quenha“; der gewöhnliche Preis ist dort für das
Kilo erster Qualität 1,1, für das Kilo zweiker Qua-
lität 1,05 Milreis, also etwa 3,30 bis 3,50 Mk:;
in Lissabon ist der Preis für die erste Qualität 1.5
bis 1,6, für die zweite Qualität 1,28 bis 1,3 Mil-
reiz, also 4,70 bis 5,00 und 4,00 bis 4,10 Mk.
der Kautschuk Benguellas stammt von drei ver-
schledenen Gattungen der Familie der Apocyneen,
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Landolphia, Clitandra und Carpodinus. Von
der Lianengattung Landolphia kommt vor Allem
L. owariensis P. de Beauv. in Betracht, da an-
geblich von ihr der meiste Kautschuk Angolas ge-
wonnen wird, ferner L. comorensis (Boj.) var.
florida K. Schum., welche Pflanze aber nach Lecompte
einen schlechten, harten, harzigen und zerbrechlichen
Kautschuk liefern soll (9), endlich wohl auch L. Peter-
siana (Kl.) Th. Dyer. Clitandra Henriquesiana
K. Schum. und Carpodinus lanceolatus K. Schum.
sind kleine Sträucher, ersterer wird von den Einge-
borenen „Biungo“, letzterer „Otarampo“ genannt;
belde sind häufig in den Regionen von Ambuellas
und Ganguellas. Der Kautschuk wird aus den sehr
langen Wurzeln?) dieser Sträucher gewonnen, so daß
man die Pflanzen bei der Gewinnung tödten muß;
übrigens ist der Kautschuk dieser beiden Sträucher
sehr klebrig und inferior. Während der Kautschuk
von Mossamedes angeblich von Landolphia parvi-
flora K. Sch. kommt, finden sich in den nördlichen
Gegenden Angolas die gleichen Landolphien wie in
Benguella, in Cabinda nördlich vom Kongo soll
gleichfalls ein Theil des Kautschuks von einer Cli-
tandraart herstammen.
Von Mossamedes kommt auch eine andere kaut-
schukartige Substanz, „Almeidina“ genannt; sie wird
aus dem Safte einer Euphorbiacee bereitet, wahr-
scheinlich aus Euphorbia rhipsaloides Welw.;
die Eingeborenen nennen sie Cassoneira. Der Preis
dieses Kautschuks ist nur gering, in Mossamedes 60
bis 100 Reis (also 20 bis 30 Pf.) das Kilo. Die
sehr milchsaftreiche Pflanze wächst übrigens auch im
nördlichen Angola, z. B. in der Nähe von Loanda,
Isolo e Bengo und Zenza do Golungo sowie bei
Ambriz.
Es bleiben noch die beiden portugiesischen Inseln
San Thomé# und Principe im Golf von Guinea zu
besprechen, die aber bisher keinen Kautschuk exportiren.
Auf beiden Inseln findet sich die Kickxia africana
sehr häufig lauf San Thomé Pau Cadeira oder
Pau Visco genannt), die aber erst neuerdings an-
fängt, von den Bewohnern der Inseln als Kautschuk
liefernd beachtet zu werden. Außerdem findet sich
auf San Thom noch ein anderer Kautschukbaum,
von den Bewohnern Pau lirio genannt; es ist
Tabernaemontana stenosiphon Stapl, eine Apo-
eynee, die sich zwischen 900 und 1500 m Meeres-
höhe findet. Der Baum giebt einen sehr guten
Kautschuk, leider aber nur in sehr geringen Quanti-
täten, so daß es kaum der Mühe lohnt, ihn anzu-
zapfen. Noch eine zweite Art der Gattung, gleichfalls
Pau lirio genannt, wächst auf derselben Insel zwischen
900 und 1400 m Meereshöhe; sie ist der Taber--
naemontana Crassa Bentb. nahe verwandt.
Etwas mehr Kautschuk giebt auf San Thomé eln
anderer Apocyneenbaum, der zur Gattung Orchipeda
gehört; er wird daselbst „Cata grande“ genannt
*) Lesser Wurzelstöckchen, siehe „Tropenpflanzer“ S. 134.