Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Die Abnahme der Ausfuhr von Farbholz nach 
Deutschland entspricht der Gesammtabnahme der Aus- 
fuhr. Dagegen sind die hinsichtlich des Bezuges von 
Jacarand eingetretenen Verschiebungen wohl haupt- 
sächlich darauf zurückzuführen, daß dies Holz im ver- 
gangenen Jahre in Frankreich und den Vereinigten 
Staaten höhere Preise erzielte als in Deutschland. 
Das Gewicht der Farbholzblöcke schwankt, sofern 
diese von Alcobaga oder von Rio de Prado stammen, 
zwischen 40 und 200 kg, während Blöcke vom Rio 
de Contas nur 13 bis 15 kg wiegen. Bezahlt 
wurden im Jahre 1896 für Farbholz je nach 
Qualität 500 bis 800 Reis für 1 Arroba. 
Jacarandäblöcke kommen im Gewichte von 120 
bis 1400 kg vor; doch sind die großen Stämme 
schon selten, und als Durchschnittsgewicht dürften 
300 kg zu rechnen sein. Der Preis stellte sich im 
letzten Jahre je nach der Größe und Schönheit der 
Blöcke auf 2,000 bis 3,500 Milreis für 1 Arroba. 
Eine Zunahme ist in der Ausfuhr von Gummi 
(Borracha de Mangabeira) festzustellen. Im Jahre 
1895 kamen 2263 Säcke, im Gewichte von etwa je 
4 Arroben, zur Verschiffung, im letzten Jahr dagegen 
  
3297 Säcke. Hiervon gingen: 
Nach: 1895 1896 
Deutschland . 271 983 
Großbritannien 53 613 
Frankreich 100 211 
den Vereinigten Staaten 1839 1490 
Es ist zu befürchten, daß die Ausfuhr dieses 
Artikels keine große Zukunft hat. Denn in den 
fernen Wäldern am Rio Sao Francisco, von wo 
der Gummi vornehmlich kommt, wird die Gewinnung 
desselben ohne jede Rücksicht auf Erhaltung des 
Stammes betrieben, und ein Anpflanzen oder auch 
nur Nachpflanzen von Bäumen kommt nicht vor. 
Die Versuchung zu solchem unwirthschaftlichen System 
ist um so größer, als im vergangenen Jahre für 
1 Arroba Gummi 45 bis 50 Milreis bezahlt wurden. 
Auch gegen die Piassavapalme ist im Innern 
schon seit Langem ein wahrer Vernichtungskrieg ge- 
führt worden. Anstatt nur den bei der Blüthe der 
Palme sich entwickelnden Piassavabüschel abzunehmen, 
hat man lieber Jahre lang einfach die ganze Palme 
umgeschlagen. Infolge dessen existirt jetzt in der 
Nähe der Küste überhaupt kaum noch eine ertrags- 
fähige Piassavapalme. Die Wurzeln der gefällten 
Stämme schlagen zwar wieder aus, aber Jahre ver- 
gehen, ehe die neuen Schüsse wieder Plassava liefern. 
Die Folgen dieses Systems haben sich jetzt schon 
bemerkbar gemacht; während nämlich im Jahre 1890 
noch 279 134 Bündel und 43 615 Ballen Piassava 
ausgeführt wurden, gestaltete sich in den letzten beiden 
Jahren die Ausfuhr, wie folgt. Es erhielten: 
497 
Dr. K. Heilmann. 
  
  
1895 1896 
Bündel Ballen Bündel Ballen 
Deutschland. 31 1 63 2870 944 
Großbritannien 426682 13 732 48 126 16 091 
Frankreich 245 76 2053 683 
Portugal. 827 2757 *- 1873 
d. Ver. Staaten 463 179 98 32 
La Platoa 2914 969 21 647 
zusammen 57738 19 350 60931 20270 
Dabei ist zu bemerken, daß ein Bündel Piassava 
meist nur 20 bis 30 kg enthält, ein Ballen da- 
hegen, der unter der Presse zusammengeschnürt ist, 
oft bis zu 70 kg wiegt. 
Die Abnahme der Ausfuhr nach Deutschland 
findet ihre Erklärung in der Konkurrenz der Afrika- 
nischen Piassava, die zwar an Qualität der guten 
Bahiapiassava weit nachsteht, im Preise jedoch sich 
wesentlich billiger stellt. 
Daß Großbritannien der Hauptabnehmer der 
Piassava ist, dürfte seinen Grund darin haben, daß 
die beiden, in Bahia bestehenden Englischen Häuser 
dem Piassavageschäft besondere Aufmerksamkeit widmen. 
Bezahlt wurden im Jahre 1896 je nach Qualität 
8 bis 10 Milreis für 1 Arroba. 
Außer den aufgeführten Landesprodukten werden 
noch ausgeführt: Diamanten, Straußenfedern, Kopal, 
Harz, Coquilhos (kleine Kokosnüsse zur Knopffabri- 
kation), Ticum (eine wergartige Pflanzenfaser), Baum- 
wolle und Baumwollensamen, Copaivaöl, Walfisch- 
thran und Monazitsand, Alles jedoch nur unregel- 
mäßig und in unbedeutenden Mengen. 
  
VVVVYVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVUVD 
Titteratur. 
H. Seidel: Krankheit, Tod und Begräbniß bei den 
Togonegern. Globus, Band LXXII. Nr. 2 
und 3. 
—.—i: Instruktion für ethnographische Beobachtungen 
und Sammlungen in Togo. 
Der Verfasser liefert in den beiden vorliegenden 
Arbelten einen neuen Beweis für den aufopfernden 
Fleiß, welchen er dem Studium der Volkskunde von 
Togo widmet. 
Graf Carl Kinsky: Vade mecum für diplo- 
matische Arbeit auf dem afrikanischen Kontinent. 
II. revidirte und erweiterte Auflage. Wien 1897. 
Gerold & Co. 
Die Schrift liefert in Tabellenform eine kurze 
Geschichte der verschiedenen unabhängigen Staaten 
und Schutzgebiete Afrikas. Die auf die deutschen 
Kolonien bezüglichen Kapitel sind leider etwas gar 
zu knapp gehalten. 
  
Missionskarte der Erde nebst 
Begleitwort, mit besonderer Berücksichtigung der 
deutschen Kolonien. III. verbesserte Auflage. 
Gütersloh 1897. Bertelsmann.
	        
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