— 518
im Jahre 1895/96 und auf 241 232 Tonnen im
letzten Jahre gestiegen.
Dereutschland hat im Jahre 1898/94 etwas über
100 Tonnen Kohle nach Bombay verschifft; im fol-
genden Jahre betrug diese Einfuhr nach Bombay
1650 Tonnen und nach ganz Indien 2250 Tonnen;
im Jahre 1895/96 ist keine deutsche Kohle eingeführt
worden und im letzten Jahre wieder etwas über
1000 Tonnen.
In diesen Verschiffungen kann man einen Versuch
sehen, deutsche Kohle in Indien heimisch zu machen.
Die angegebenen Zahlen weisen darauf hin, daß dieser
Versuch so gut wie keinen Erfolg gehabt hat.
Wenn man die Entwickelung der indischen Kohlen-
industrie und den Gang der Einfuhr außerindischer
Kohle verfolgt, so wird dieser Mangel an Erfolg.
nicht überraschend erscheinen.
Die Kohlengewinnung in Indien hat in den letzten
Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen, und
diese Aufwärtsbewegung hat ihr Ende noch nicht
erreicht.
Die Annahme, daß die Tage der Kohleneinfuhr
nach Indien gezählt sind, erscheint nicht allzu gewagt.
Es soll damit nicht behauptet werden, daß nicht
für Zwecke, bei denen die beste britische Kohle uner-
setzlich ist, und bei besonders günstigen Konjunkturen,
z. B. bei einer unvorhergesehenen plötzlichen Zunahme
des Bedarss oder bei besonders niedrigen Seefrachten
von Europa nach Indien britische Kohle und, wenn
deren Ausfuhr durch besondere Umstände, wie Kohlen-
streiks, erschwert ist, auch deutsche Kohle in kleinen
Mengen ihren Weg nach Indien finden wird, sondern
es soll nur gesagt werden, daß nicht daran zu denken
ist, Indien jemals als Absatzgebiet für große Mengen
europäischer oder besonders deutscher Kohle zu gewinnen.
Steinkohle kommt in dem größeren Theil von
Britisch-Indien, nämlich in Bengalen, den Central-=
provinzen, Centralindien, Madras, Punjab, Burma,
Assam, den Nizamsterritorien und Belutschistan vor.
Die östliche Hälfte der Halbinsel ist reichlich be-
dacht, während der Westen keine Kohlenlager von
Bedeutung aufzuweisen hat.
Die für Bombay wichtigsten Kohlenlager waren
bisher die von Warora und Umarin in den Central-
provinzen und Centralindien und bei Singareni in
Hyderabad. Aber auch dle erstgenannten sind schon
so weit von Bombay entfernt und die Eisenbahn-
frachten so hohe, daß von dort nur wenig Kohle nach
Bombay gelangte. In den letzten Jahren ist nun
bengalische Kohle in immer größeren Mengen zur
See nach Bombay befördert worden.
In einzelnen Provinzen und bei einzelnen Gruben
sind Schätzungen des vorhandenen Minerals vorge-
nommen worden. Danach genügen diese Lager, ohne
daß man die noch ungeschöhztten Lager in Rechnung
zieht, allein, um den Kohlenbedarf Indiens auf
Jahrhunderte hinaus zu decken.
Die bisher genauer bekannten Kohlenlager dehnen
sich über eine Fläche von rund 35 000 englischen
Quadratmeilen aus. Die bisher geschähten Lager
sollen über 25 Milliarden Tonnen enihalten. Die
meisten und reichsten Lager finden sich in Bengalen.
An erster Stelle sind die Lager von Raniohanj zu
nennen, die allein 14 Milliarden Tonnen abbaufähiger
Kohle enthalten sollen. Außerhalb Bengalens sind
das Kohlengebiet von Warora in den Centralprovinzen
mit 1.7 Milliarden Tonnen und die Singarenigruben
in Hyderabad hervorzuheben.
Die Kohlenförderung hat sich von Jahr zu Jahr
gehoben, und bei der stetig vermehrten Nachfrage
seitens der Industrie und des sich immer weiter aus-
dehnenden Eisenbahnnetzes sind die Preise immer auf
einer den Abbau lohnenden Höhe geblieben.
Die folgende Tabelle giebt die indische Kohlen-
gewinnung in den Jahren 1878 bis 1894/95 an:
Jahr Tonnen Jahr Tonnen Jahr Tonnen
1878 1015210 1884 1397 818 1890 2168 521
1879 924562 1885 1294221 1891 2328 577
1880 1019793 1886 1388 487 1892 2537 696
1881 997730 1887 1 564 063 1893 2662
1882 1130242 13888 1 708 903 1894 2820 652
1883 1315976 1889 1 946172 1895 4371734
Wenn man berücksichtigt, daß bis 1894/95 die
Einfuhr fremder Kohle nicht sehr bedeutend zurück-
gegangen ist, daß die Ausfuhren nicht wesentlich ge-
stiegen sind und daß in Indien Kohle nicht ein häus-
liches Gebrauchsmittel ist, so giebt die bedeutende
Zunahme der Produktion einen Beweis für den Auf-
schwung, den die Industrie und die Verkehrseinrich-
tungen zu Wasser und zu Lande in Indien genommen
haben.
Die indische Kohle findet in dem Schiffs= und
Eisenbahnverkehr von Jahr zu Jahr ein weiteres
Feld. Wo man bisher die eingeführte Kohle ihrer
größeren Heizkraft wegen vorgezogen hat, wendet man
sich jetzt vielfach der billigeren indischen Kohle zu.
Die Zahl der Kohlengruben, welche im Jahre 1886
68 und im Jahre 1894 123 betrug, ist im Jahre
1895 auf 223 gestiegen. Während im Jahre 1886
etwa 30 000 Arbeiter in der Kohlenindustrie Be-
schäftigung fanden, ist ihre Zahl im Jahre 1895 auf
nahezu das Doppelte angewachsen.
Neben der Entwickelung in Bengalen, die in den
letzten Jahren für Bombay von Bedeutung geworden
ist, interessirt den sonst von Kohlen entblößten Westen
besonders die Ausdehnung des Kohlenabbaues in
Hyderabad. Die Werke in Singareni liegen nicht
so weit von Bombay ab, daß nicht von ihnen aus
wenigstens die südlichen Theile der Präsidentschaft
mit Kohle versorgt werden könnten. Erfüllt sich die
Erwartung, die man in Bombay auf Singareni setzt,
und bleibt Bengalen wie in den letzten Jahren in
der Lage, seine Kohle per Schiff billig nach Bombay
zu legen, so wird auch dort die Nachfrage nach aus-
ländischer Kohle immer weiter zurückgehen.
Singareni hat im Jahre 1893/94 157 421 Tonnen,
im Jahre 1894/95 aber schon 292 915 Tonnen ge-
wonnen. Im Jahre 1895/96 sollen täglich etwa