Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Jahren der ganze Bezirk vielleicht seinen Bedarf aus 
den gewonnenen Produkten decken. 
Grootfontein mit selner gewaltigen Umgebung 
hat noch Plätze genug, um arbeitsamen Leuten, die 
das richtige Verständniß für kulturfördernde Aufgaben 
besiten, ein weites und lohnendes Feld ihrer Thätig- 
keit zu bieten. . 
Der Viehbestand beläuft sich im ganzen Bezirk 
auf ungefähr 1300 Rinder, 6000 Stück Kleinvieh, 
80 Pferde und 28 Esel. Auf die welße Bevölkerung 
kommen hiervon etwa 400 Rinder, 2000. Kleinvieh, 
11 Pferde und 28 CEsel. 
Daß die Raubthiere sich jetzt noch in genügender 
Anzahl hier aufhalten, geht daraus hervor, daß inner- 
halb eines Jahres durch Wölfe, Tiger, wilde Hunde 
und dergleichen an 30 Stück Großvieh weggefangen 
worden sind. An ansteckenden Krankheiten ist die 
unter dem Großvieh vereinzelt auftretende Geelsiekte 
beobachtet worden, ferner die Lungenseuche, die im 
Ganzen 33 Thiere gefordert, und die unter dem 
Kleinvieh grassirende Geelsiekte, woran etwa 80 ge- 
storben sind. Erwähnenswerth ist ferner noch, daß 
durch die Tulpe, eine nach dem Regen hervor- 
sprießende Giftpflanze, die einen angenehmen süßen 
Geschmack hat und namentlich in der Umgebung von 
Grootfontein selbst stark vorkommt, im Laufe dieses 
Jahres etwa 30 Rinder verendet sind. Macht einen 
Gesammtverlust von ungefähr 100 Rindern — 7 pCt. 
Von irgend welchen mineralischen Funden ist noch 
nichts bekannt oder gehört worden. 
Im Verkehrswesen wird der hier zu Lande 
übliche Ochsenwagen, dessen Zahl sich auf 16 nebst 
sieben Karren beläuft, hauptsächlich angewandt. Die 
Verkehrswege können im Allgemeinen als normale 
bezeichnet werden, verbessern sich aber von Jahr zu 
Jahr, da von Seiten der Negierung viel dazu bei- 
getragen wird, die Transporlwege in möglichst guten 
Zustand zu bringen. 
Das Verhältniß der Eingeborenen zueinander 
und der Weißen und Eingeborenen läßt nichts zu 
wünschen übrig, so daß umherziehende Leute ruhig 
ohne Waffen, Begleilung 2c. reisen können, ohne weiter 
belästigt und angehalten zu werden. Jedenfalls ist 
das schon ein gutes Zeichen, daß von Reisenden bis 
ietzt noch keine Klagen bei der Station eingegangen sind. 
Gottesdlenst wird durchschnittlich vierteljährlich 
einmal durch Missionar Heinrichs von Bethanien 
abgehalten. An den anderen Sonntagen übernimmt 
es der Boer Benade, holländischen Gottesdienst ab- 
zuhalten. Um auch die heranwachsenden Kinder im 
Nothwendigsten zu unterrichten, werden dieselben 
täglich zu regelmäßigem Schulbesuch angehalten. Der 
Unterricht erstreckt sich auf Lesen, Schreiben und 
Rechnen in der holländischen Sprache. Deutscher 
Schulunterricht kann, weil es an den entsprechenden 
Lehrkrästen mangelt, noch nicht abgehalten werden. 
Die deutsche Germanisirung macht aber insoweit Fort- 
schritte, als die Leute wenigstens zum größten Thel 
sich bemühen, die deutsche Sprache verstehen zu lernen. 
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Durch Verpachtung von Grundstücken auf Groot- 
sontein selbst wurde eine Einnahme von 87,50 Mk. 
erzielt. So klein auch diese Summe im Anfang 
erscheinen mag, wird bei später stärkerer Besiedelung 
des Bezirks auch die Einnahme um so größer aus- 
fallen. Weitere 660 Mk. sind durch Wagensteuern 
eingenommen worden. 
An Neubauten wurden auf hiesigem Platze in 
den letzten 12 Monaten 6 aus Lehmziegeln verfertigte 
Mauerhäuser fertiggestellt, so daß mit den vorhan- 
denen zwel alten Häusern (Station und Kirche) die 
Zahl derselben bis auf acht gestlegen ist. 
  
Rus dem PBereiche der Missivnen und 
der Ankishlaverei-Bewegung. 
Missionar E. Schuler von der Baseler Missions- 
gesellschaft hat jetzt die Uebersetzung der vier Evan- 
gelien und der Apostelgeschichte in Duala beendet. 
Die verdienstvolle Arbeit ist unter dem Namen: 
„Kalati inei ya Miango-ma-bwam na Bebolo 
ba bamuloloma“ im Verlag der priv. Württember- 
gischen Bibelanstalt zu Stuttgart erschienen. 
  
Am 15. Mai ist P. Hoffmann in Lome ge- 
storben. Der Verstorbene hat, wie „Kreuz und 
Schwert“ schreibt, für das Aufblühen der Mission 
in Lome sehr viel gethan. Er hatte einen regen 
Geist, eine große Schaffenskraft und ein seltenes 
Sprachentalent. Letteres befähigte ihn, schon ein 
halbes Jahr nach seiner Ankunft in der Mission in 
der schwierigen Evhesprache zu predigen. Mit großem 
Fleiße studirte er dieselbe und verfaßte Gebete und 
Lieder. In kurzer Zeit brachte er eine blblische 
Geschichte mit Bildern in der Evhesprache zum Druck 
und zur Verwendung in den Schulen, ferner schrieb 
er einen Katechismus und ein Gebetbuch in dieser 
Sprache und fügie für die Missionare in einem be- 
sonderen Buche dem Katechismus eine etymologische 
Erklärung sowie kurze grammatische Erläuterungen 
bei, wodurch er ihnen ein wichtiges Mittel an die 
Hand gab, mit größerer Leichtigkeit sich in den Geist 
der Eohesprache hineinzuarbeiten. Zuletzt begann er 
wichtige Vorarbeiten zur Herausgabe eines Wörter- 
buches für die Ephe= und deutsche Sprache, an deren 
Vollendung er aber durch den Tod gestört wurde. 
  
In Tanga haben, wie die „Evangel. Missionen“ 
melden, sich jetzt auch die katholischen „Väter vom 
heiligen Geist“ niedergelassen. 
In der Berliner Mission im Kondelande sind zu 
den drei Täuflingen in Ikombe weitere dreizehn auf 
der Station Muakarerl gekommen, die am Sonntag 
Quasimodogeniti getauft sind, wie die „Evangel. 
Missionen“ melden. Auch in der Brüdermission sind 
auf der Station Rungue die beiden Erstlinge getauft.
	        
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