Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

nach der Stadt Sansibar gebracht werden und hier 
wurden nun eingeliefert: 
im Jahre 1892 357 609 Frasilah 
1893 367 457 
. 1894 511 6600 
" 1895. 537919 
= 1896. 356 911 
Diese Ziffern, die der Zollstatistik entnommen sind, 
zeigen, daß in den Jahren 1892 und 1893 die Pro- 
duktion sich ungefähr gleich geblieben ist. Die Jahre 
1894 und 1895 weisen eine starke Zunahme auf, 
die aber 1896 nicht angehalten hat. 
Um den Gründen der Zunahme und Abnahme 
nachzugehen, ist es zunächst nöthig, die Zahlen anders 
zu gruppiren. In der obigen Tabelle sind nämlich 
die halben Ernten von je zwei Jahren zusammen- 
gezählt. Da die Ernte in die Zeit vom September 
bis März fällt, und die Restbestände dann bis zur 
nächsten Ernte allmählich auf den Markt gebracht 
werden, so ergiebt sich nur dann ein richtiges Bild, 
wenn die Zahlen für die Periode vom 1. September 
bis zum 31. August des nächsten Jahres gegeben 
werden. . 
Für die Jahre 1894/95 und 1895/96 wurden 
nun eingebracht an Sansibarnelken 101 309, an 
Pembanelken 298880 bezw. 164510 und 410 449 
Frasilah. Die gesammte Einfuhr von Sansibar und 
Pemba nach der Stadt Sansibar betrug also in den 
Jahren 1894/95 400 189 und 1895/96 574949 
Frasilah. 
Während das Jahr 1894/95 sich nur um etwa 
23 000 Frasilah über den Durchschnitt der vorher- 
gehenden Jahre erhebt, zeigt das Jahr 1895/96 eine 
Zunahme von beinahe 200 000 Frasilah. Sie erklärt 
sich aus einer besonders günstigen Ernte. Die An- 
nahme, daß Vorräthe aus früheren Jahren 1895/96 
auf den Markt geworfen seien, ist nicht wahrscheinlich, 
weil diese Periode zugleich den niedrigsten bisher 
dagewesenen Marktpreis zeigt. Er betrug im Sep- 
tember 1895 1 Dollar 95 Cent und ging im August 
1896 bis auf 1 Dollar 47 Cent zurück. Außerdem 
haben die Besitzer der Pflanzungen, fast ausschließlich 
Araber, nicht die Näume auf ihren Schamben, um 
die Nelken dort trocken aufbewahren zu können. 
Gegen das Jahr 1895/96 zeigt nun das Jahr 
1896/97 einen ganz erheblichen Abfall. Zwar ist das 
ganze Jahr 1896/97 noch nicht abgeschlossen, immer- 
hin aber liegen die Ergebnisse der Erniemonate vor, 
in denen naturgemäß die Hauptmenge auf den Markt 
gebracht wird. Die acht Monate vom September 
bis April 1896/97, mit denen der beiden Vorjahre 
verglichen, zeigen folgendes Bild: 
1894/95 1895/96 1896/97 
348375 518 467 259 7 42 Frasilah. 
Die acht ersten Monate des diesmaligen Ernte- 
jahres bleiben also beinahe um 260 000 Frasilah 
hinter der entsprechenden Zeit des Vorjahres und um 
beinahe 90 000 Frasilah hinter der gleichen Zeit des 
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nux wenig über eine Durchschnittsernte hinausge- 
kommenen Jahres 1894/95 zurück. 
Dieser auf die Flnanzen Sansibars stark einwir- 
kende Rückgang hat naturgemäß die Aufmerksamkeit 
der leitenden Kreise erregt und die verschiedensten 
Erklärungsversuche gezeitigt. Die Hauptursache ist 
in der Natur des Baumes zu suchen. Nach der 
überreichlich ausgefallenen Ernte des Vorjahres ruht 
er aus und bringt nicht einmal eine Durchschnitts- 
ernte hervor. Neben dieser Hauptursache aber scheint 
es, als ob eine andere, lange vorausgesehene That- 
sache angefangen hat einzuwirken, nämlich die Be- 
schränkung der Sklaverei. Es braucht nicht hervor- 
gehoben zu werden, daß die Bewirthschaftung der 
Nelkenpflanzung Sansibars und Pembas mit der 
Sklaverel auf das Engste zusammenhängt. Sie erfolgt 
bisher ausschließlich durch Sklaven. Ein Versuch 
der Sansibarregierung, eine Pflanzung mit befreiten 
Sklaven zu bewirkhschaften, ist gänzlich fehlgeschlagen. 
Versuche, andere Arbeiter, etwa Inder oder Chinesen, 
einzuführen, sind bisher noch nicht gemacht und ihr 
Gelingen ist zweifelhaft, da der fremde Arbeiter nicht 
so billig wie der Sklave arbelten wird und mehr 
unter dem Klima zu leiden hat. 
Die Zahl der Sklaven hat in den letzten Jahren 
abgenommen. Die Zufuhr ist geringer geworden 
oder hat fast ganz ausgehört, da bei der wachsenden 
Beunruhigung der Sklavenbesitzer der Preis der Sklaven 
gesunken ist und den an der Küste üblichen nicht mehr 
übersteigt. Fehlende Zufuhr bedeutet aber Abnahme, 
da die Vermehrung der Sklavenbevölkerung sehr ge- 
ring ist und zu ihrer Verminderung außer der ziem- 
lich hohen Sterblichkeit die zur Zeit des Südwest- 
monsuns immer noch nicht ganz zu verhindernde 
Ausfuhr nach Oman und die Flucht mancher Sklaven 
nach der deutschen Küste mitwirken. Es ist auch 
bereits thatsächlich ein Arbeitermangel eingetreten, 
besonders wenn man berücksichtigt, daß die noch vor- 
handenen Sklaven von ihren Herren aus Furcht, daß 
sie entlaufen möchten, milder behandelt werden und 
die Sklaven dies benutzen, um weniger zu arbeiten. 
Doch ist der Arbeitermangel jetzt noch nicht so be- 
deutend, daß ein großer Theil der Ernte 1896/97 
nicht hätte vom Baum genommen werden können; 
er äußert sich vielmehr in anderer Weise. Unter der 
Nelke wächst Gras, das bei dem feuchtheißen Tropen- 
klima in einem Jahre zu Mannshöhe üppig empor- 
schießt und vor dem der Nelkenbaum durch Jäten 
sorgfältig geschützt werden muß. Wird nicht geiätet, 
so trägt der Baum bald nur noch an seiner Spitze 
und nach wenigen Jahren gar nicht mehr. In der 
That wird nun aber zur Zeit aus Arbeitermangel 
der Boden schon vielfach nicht mehr genügend be- 
arbeitet und die durch das emporgeschossene Gras 
hervorgerufene Beeinträchtigung des Baumes kann 
zur Erklärung des schlechten Ausfalls der diesjährigen 
Ernte mit herbeigezogen werden. 
Schließlich mag auch noch erwähnt werden, daß 
bis gegen Ende der achtziger Jahre noch viele Neu-
	        
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