Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

würde diese Konkurrenz, falls die Nelken in Deutsch- 
Ostafrika gedeihen, eine recht empfindliche sein, da 
die Sansibar-Regierung schwerlich den bisherigen Zoll 
wird aufheben können, welcher einen großen Theil 
ihrer Einkünfte ausmacht. Fiskalische Bedenken dürf- 
ten für uns kaum bestehen, denn der Zoll auf Nelken 
hat sicherlich bisher noch niemals in Deutsch-Ostafrika 
zur Anwendung gebracht werden können. 
  
Perschiedene MWiltheilungen. 
Ueber den Absatz deutscher Waaren in den deutschen 
Schutzgebieten 
liegen folgende sachverständige Aeußerungen vor: 
Aus Bremen: Alle für uns, für den Export 
nach Westafrika in Betracht kommenden Waaren, auch 
Streichhölzer und Stangeneisen, beziehen wir bis auf 
wenige Ausnahmen aus Deutschland. 
Besonders in Manufakturwaaren machen wir ein 
großes Geschäft, die wir jedoch fast ausnahmslos aus 
England bezlehen, weil wir sie in den gewünschten 
Qualitäten und Preislagen nur von dort erhalten 
können. Allerdings haben wir es früher einige Male 
versucht, einen Theil solcher Waaren, namentlich Blau- 
druck, aus deutschen Fabriken zu beziehen, mußten es 
jedesmal aber wieder aufgeben, nachdem die Fabrikanten 
einen Ring gebildet und ihre Preise plötzlich ganz 
bedeutend erhöht hatten, wodurch wir dann gezwungen 
wurden, uns wieder nach England zu wenden, wo- 
selbst die Preise keine Stelgerung erfahren hatten. 
Wir müssen leider bezweifeln, daß es den deut- 
schen Fabrikanten schon sehr bald gelingen wird, das 
Exportgeschäft in Manufakturen ganz nach Deutsch- 
land zu ziehen. Es müßten insbesondere die Waaren 
in den verlangten Qualitäten und zu denselben Preisen, 
wie die Engländer es thun, geboten werden. 
Aus Lübeck: Seit Sansibar unter englisches 
Protektorat gestellt ist, hat sich der Absatz nach Ost- 
afrika im Allgemeinen vermindert. Auch der Handel 
mit Bier nach dort hat abgenommen. Nach dem 
Kongo geht das Bier durch die Hände belgischer 
Firmen. 
Nur bei einer Konservenfabrik hat sich der Absatz 
in Konserven, welcher in früherer Zeit nur von wenig 
Bedeutung war, während der letzten drei Jahre 
wesentlich gehoben und zu der Voraussetzung Ver- 
anlassung gegeben, daß dieser Artikel nicht allein für 
die dort ansässigen Deutschen, sondern auch als 
Handelsarlikel im Kolonialgebiet Verwendung findet. 
Aus Leipzig: Man ist darauf angewiesen, die 
speziell für den Kongodistrikt geeigneten baumwollenen 
uni und gedruckten Fabrikate in England zu bestellen, 
da es bisher nicht gelingt, derartige Gewebe in Deutsch- 
land zu gleich billigen Preisen und dem Geschmack 
der Bevölkerung an der Westküste entsprechend zu 
beziehen. Es werden zwar immer mehr und mehr 
  
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deutsche Artikel nach Afrika eingeführt. Die Haupt- 
sache aber, die billigen baumwollenen Stoffe, wie 
solche seit vielen Jahren in Manchester und Umgegend 
erzeugt werden, sind eine Spezialität der englischen 
Industrie, welche im Laufe langer Jahre entstanden 
ist. Abgesehen von den billigen Geweben, sind es 
auch die Muster, welche von hervorragender Bedeu- 
tung sind, sowohl gedruckte als auch gewebte Dessins, 
und hierin bietet Manchester eine so große Auswahl, 
daß die Konkurrenz nicht leicht dagegen aufkommt. 
Wie die Kultur in jenen Ländern sich mehr und 
mehr Bahr bricht, werden aber auch die Bedürfnisse der 
großen Negerbevölkerung sich mehren, so daß mit der 
Zeit immer neue, bis jetzt noch nicht in den Konsum 
gezogene Artikel sich werden einführen lassen. Es 
sorgen dabei schon die in den deutschen Besitzungen 
ansässigen Landsleute dafür, daß vorwiegend deutsche 
Erzeugnisse zum Verkauf gelangen, soweit solche mit 
denjenigen außerdeutscher Produktion den Wettbewerb 
bestehen können. 
Das beste Mittel, den Absatz deutscher Industrie- 
erzeugnisse an der West= und Ostküste Afrikas zu 
fördern, dürfte in unausgesetzten Mustersendungen 
nach dort liegen, und wenn solche auch nicht sofort 
Bestellungen zur Folge haben, so werden diese 
schließlich nicht ausbleiben in solchen Artikeln, welche 
sich überhaupt für dort eignen und welche mit denen 
anderer Länder konkurriren können. Zu diesem Be- 
hufe sollten deutsche Fabrikanten, welche dorthin liefern 
möchten, sich erst überzeugen, ob ihre Fabrikate über- 
haupt Anklang finden und konkurrenzfähig sind, dann 
aber bereitwilligst davon Muster oder Proben ab- 
geben, und zwar gleich von vornherein zu den 
billigsten Preisen. Ferner soll man sich nicht ab- 
schrecken lassen durch eine anfängliche Erfolglosigkeit 
seiner Bemühungen. - 
Deutschland ist zur Zeit auch an der Einfuhr 
nach dem Kongo stark betheiligt, Rum und sonstige 
geistige Getränke kommen meist von Hamburg, ebenso 
Schießpulver. In Metallwaaren konkurrirt es scharf 
mit England. In Geweben besitzt letzteres die herr- 
schende Stellung. Deutschland könnte sich aber auch 
einen größeren Absatz verschaffen, wenn den Wünschen 
der Eingeborenen bezüglich Qualität und Breite der 
Waare sowie Mustern mehr Rechnung getragen würde. 
Aus Rheinland und Westfalen: Zur Her- 
siellung von ungebleichten und gebleichten weißen Ge- 
weben werden, soweit nicht die Gewebe von Indien in 
Betracht kommen, zumeist feinfädige Baumwollgarne 
benutzt, welche in Deutschland nicht in so ausgedehn- 
tem Maße gesponnen werden, daß sie für die Fabri- 
kation von Exportgeweben in Anwendung kommen. 
Was Indien betrifft, so ist dieses im Absatz von 
Baumwollstoffen nach Ostafrika um die volle Differenz 
des Silberkurses, etwa 50 pCt., gegen uns im Vor- 
sprung und ist eine so erhebliche Differenz zur Zeit 
unbesiegbar. 
Auch bei blaugefärbten Waaren beherrscht Indien 
in den Geweben aus Garnen bis Nr. 20 den Markt,
	        
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