Leber Ananaskultur
schreibt im „Tropenpflanzer“ Nr. 9 J. P. B. in
Bremen Folgendes:
Da unsere Kolonien bis jetzt sehr wenige Artikel
für die Ausfuhr aufzuweisen haben und selbst von
diesen die meisten auf Eisenbahn und Wagen warten,
um an einen Hafen zu gelangen, ist es fürs Erste
und für noch längere Zeit nöthig, unsere Aufmerk-
samkeit der Kultur solcher Produkte zuzuwenden, die
in ganzer Nähe des Meeres leicht und in großer
Menge gezogen werden können.
Unter diesen steht die Ananas obenan. Sie würde
dort überall gut gedeihen und schöne Ernten liefern
können, die in Deutschland jeder Zeit Nehmer genug
fänden.
Ein kürzlich in den Vereinigten Staaten N.-A.
erschienener Bericht über die Ananaskultur auf den
Keys von Florida zeigt, wie weit die Amerikaner in
wenigen Jahren es darin brachten, und was wir in
unseren Kolonien ebenso gut oder besser sollten fertig
bringen können.
Die Florida-Keys, einige Hundert an Zahl, sind
niedrige, schmale, lange Koralleninseln unter dem
25. Grad nördlich; von den Bahama-Inseln nur
durch den Golfstrom getrennt, ziehen sie sich 200
engl. Meilen lang vom Kap Florida bis zu den
Tortugas (Schildkröteninseln) hin. Nur fünf von
ihnen hat man bis jetzt für Ananaskultur dienend
gefunden: Elliot Key, Old Rhoades, Cayo Largo,
Plantation-Key, Upper-Metacumbe, auf denen schon
über tausend Acres mit Ananas bepflanzt sind, die
mehrere Millionen Früchte tragen von 3 bis 4 Pfund
das Stück (jede Pflanze liefert nur eine). So werden
schon jetzt Millionen von Pfund nach den Nordstaaten
gesandt im Rohzustande; ein anderer Theil geht in
die Konservenfabriken, um in Büchsen verpackt in die
ganze Welt zu gehen, den Rest bekommen die Schweine
als gute Mast.
Ein Mr. Baker verschaffte sich einige Stecklinge
von Kuba, von denen alle Florida-Ananas abstammen.
Verschiedene Behandlung hat verschiedene Sorten
erzeugt.
Die Ananas hat keinen Samen und pflanzt sich
durch die Schößlinge (Suckers), von der Basis des
Stammes ausgehend, durch die Seitensprosse (Slips),
am unteren Ende der Frucht hervorkommend, 6 bis
12 Stück an jeder Frucht, und durch die Krone, die
wie ein Federbusch oben aus der Fruchtspitze heraus-
eht, fort.
Früh in der Regenzeit, auf den Keys im Juli
bis August, werden die Seitensprosse, zehn Tausend
auf den Acre, gepflanzt, und man kann annehmen,
daß zwei Drittel davon, etwa sieben Tausend, Frucht
ansetzen.
Die Pflanze wird 2 bis 2½ Fuß hoch. Die
ganze Arbeit dabei besteht in dem Einsetzen derselben
und dem Reinhalten des Bodens von Unkraut, bis
die Pflanzen sich so stark ausgebreitet haben, daß
sie den Boden beschatten; alsdann kommt kein Un-
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kraut mehr auf. Später kommt dann nur noch der
Schnitt der reifen Frucht. Die ersten Früchte wer-
den mit 40 bis 50 Pfg. unseres Geldes bezahlt.
Die ganze Ernte giebt im Durchschnitt 18 Pfg. das
Stück. Die Produktionskosten 2c. sind 15 Pffg.
Sobald die Ananas zu reif werden, um noch roh
versandt zu werden, kommen sie in die Konserven-
fabrik, die 4 Pfg. für das Stück zahlt. Die beste
Sorte heißt Abbaca und wird in New-ork nicht
selten mit 2 Dollar = 8 Mk. 50 Pfag. bezahlt.
Das ist wohl ohne Zwelfel dieselbe Art, die in
Brasilien unter dem Namen Abbacoxi (Ton auf schi
— Fi) für die feinste gilt, aber hier weit billiger ist.
Die beste aller Ananas soll die Portorico sein, 8 bis
10 Pfund schwer, die roh nicht versandt werden kann,
da sie zu saftig ist.
Natürlich kann keine Rede davon sein, Ananas
im Rohzustande von Afrika nach hier zu bringen,
dafür liegen unsere Kolonien zu fern;#) es kann sich
für uns nur ums Einmachen in Blechdosen und
deren Versand handeln. Es kann keine bessere Thä-
tigkeit für die trägen Neger der Tropen gedacht
werden als die Ananaskultur; denn Frau und Kinder
genügen dafür.
Ueber Maté--Thee.
Der von den Spaniern yerba maté, von den
Portugiesen herva maté, von den Deutschen meist
schlechtweg Mate genannte Thee wird aus den
Blättern und Zweigen eines strauchartigen Baumes,
des Ilox paraguayensis, gebildet, der in Paraguay
in dessen östlichem Theile, in Argentinien im Terri-
torium Misiones und in Brasilien auf dem Hochlande
der drei Südprovinzen in großen Beständen wild
wächst. Die Einsammlung und die Aufbereitung des
Naturproduktes liegt überall in den Händen der
Einheimischen; der Konsum beschränkt sich ausschließlich
auf Südamerika und ist besonders in den südlichen,
spanisch redenden Republiken sehr stark Hier wird
der Maté entweder in der Art genossen, daß die
Blätter in einer in ein Gefäß umgewandelte Kürbis-
schale mit heißem Wasser übergossen werden und der
Aufguß mittelst einer silbernen Röhre der Bombilla
herausgesogen wird oder, was aber viel seltener ge-
schieht, als Thee getrunken.
Nach Argentinien wurde Mate eingeführt:
1895
Tausend Tonnen im Werth Tausend Tonnen im Werth
von 1000 Doll. von 1000 Doll.
Aus Paraguay 11,7 1243,4 13,7 1497,5
Brasilien 11,9 1388,9 20,5 2436,1
*) Kamerun und Togo würden nicht zu fern liegen,
wenn wir direkten Schnelldampferverkehr hätten, am besten
besonders daraufhin gebaute Fruchtbampfer mit Kühlräumen.
r. Preuß, Direktor des botanischen Gartens in Victoria,
theilt mir brieflich mit, daß er von Kamerun aus „mit
dem Einsenden von Ananas, welche in ihrem eigenen Sa
in Gläsern eingemacht wurden, ganz vorzugliche Resultate
erzielt“ habe. - (Wg.)