Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

einfinden und der Adlerfarn in oft dichtem Stande 
ganze Berghänge bedeckt. Der ebenfalls sehr tief- 
gründige und frische anlehmige Boden ist von dunkler 
Beschaffenheit und zum Theil für hiesige Verhältnisse 
auffallend humos. Er dürfte mit dem der dritten 
Zone von einer ganz hervorragend guten Beschaffen- 
heit sein. Der Boden dieser letzteren weist verschie- 
dene Schattirungen auf, ist aber zumeist dunkel und 
anscheinend sehr kräftig. Von den Eingeborenen 
waren vor Allem die Gipfel der Berge bebaut, doch 
ist auch guter schwerer Schwemmboden in den Thä- 
lern vorhanden. 
In dieser dritten und Hauptzone herrscht eine 
üppige Vegetation, Blumen und Sträucher, Farne und 
Bäume wetteifern um den Platz und bilden im Ver- 
ein mit den dazwischen befindlichen dornigen Ranken- 
gewächsen — unter denen die Brombeere an die Heimath 
erinnert — und Lianen eine fast undurchdringliche 
Hecke. Merkwürdig stechen bisweilen ganze Hänge mit 
Bambus bestanden mit ihrem matten Grün von der 
Umgebung ab, ein werthvolles Material für Häuser- 
bauten 2c. liefernd. Waldungen von irgend einer 
Bedeutung waren in diesem bereisten Gebiete nicht 
vorhanden. Alles zeigte mehr den Charakter des 
Niederwaldes. Die vorhandenen Akazien und Baum- 
arten, die noch an der Küste näher zu bestimmen 
sind, überschreiten selten die Höhe von 10 m und 
den Durchmesser von 25 cm. Doch scheinen einzelne 
Arten, bei denen das Holz engringig und hart war, 
für Banzwecke gut verwendbar zu sein. 
Erdproben dieser drel Zonen werden zur näheren 
Untersuchung nach Berlin gesandt werden. 
Nach den allerdings erst kurzen Erfahrungen der 
Station und Mission Iringa müssen die gesammten 
europäischen Getreide= und Gemüsearten hervorragend 
gut gedeihen und sich zwei Ernten im Jahre er- 
zlelen lassen. 
Das Vieh ist von großem, kräftigem Schlage. 
Schon jetzt werden größere Viehherden von Unter- 
nehmern mit geringen Unkosten zur Küste getrieben 
und ein guter Ertrag erzielt, da das hierselbst etwa 
22 Rupien kostende Stück Rindvieh an der Küste zu 
dem doppelten Preise verkauft werden soll. « 
Infolge der Schiffbarkeit des Rufiyi, Ulanga und 
des unteren Theiles des Kikami ist eine Wasserstraße 
vorhanden, die es gestattet, mit Ausnahme einer kurzen 
Strecke bis zu dem südlichsten Theile des in Frage 
kommenden Gebietes, nämlich bis Perondo, zu Schiff 
zu gelangen, sobald nur ein kleiner Dampfer vor 
und einer hinter den Panganifällen des Rufiyi vor- 
handen ist. 
  
Wissenschaftliche Expedition. 
Zur Erforschung einer bösartigen Krankheit unter 
den Eingeborenen im Gebiet von Kisiba, nördlich 
von Bukoba am Viktoria-Nyanza, wird seitens des 
Kaiserlichen Gouvernements eine Expedition unter 
Stabsarzt Dr. Zupißa, der zwei Jahre am Viktoria= 
570 
  
Ahanza stationirt war und während der Anwesenheit 
des Geheimraths Dr. Koch in Dar-zes-Saläm diesem 
bei seinen Arbeiten behülflich gewesen ist, entsandt 
werden. 
  
Geographisches. 
Hauptmann Herrmann hat den Bukumbi-Golf 
am Südende des Nyanza und die Jusel Ukerewe 
triangulirt. 
Die Aufnahmen sind in Berlin eingetroffen und 
werden hier bei der großen Karte von Ostafrika 
Verwendung finden. 
Wissenschaftliche Lammlungen. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde zu 
Berlin ist eine von Dr. Fülleborn in Lindi zu- 
sammengebrachte Naturaliensammlung zugegangen. 
Die Sendung enthielt: - 
6 Säugethiere in Alkohol, 9 Bälge zum Theil 
mit Schädeln, 
7 Vogelbälge, 
150 Laubfrösche, etwa 40 Eidechsen, einige Schlangen 
und Schildkröten, 
31 Orthopteren, 
41 Hemipteren, 
20 Raupen und Puppen, zum Theil in Spiritus, 
zum Theil genadelt und in Düten, 
30 Coleopteren und einige Larven, 
9 Myriapoden in Spiritus, 
2 Ameisen in Spiritus, 
1 Schlupfwespe in Spiritus, Biologie einer 
Belonogaster, 
1 Nest einer Wespe, 
86 trockene Hymenopteren, 
10 Landschnecken in Spiritus, 
etwa 60 Spinnen, 
1 Skorpion, 
eine Anzahl Pentastomum aus Python, 
2 Krebse und 
Nematoden aus Python sp. 
Die Konservirung der Thiere war gut, ihr wissen- 
schaftlicher Werth zum Theil bedeutend; namentlich 
in Betreff der Säugethiere ist durch diese Sendung 
die Kenntniß der Thierwelt von Deutsch-Ostafrika 
wesentlich bereichert worden. Von den Vögeln waren 
zwei Kuckucke ihrer ungewöhnlichen Färbung wegen 
von Werth, während unter den Laubfröschen sich eine 
bisher unbekannte Rappienform befand. Unter den 
Coleopteren war eine kleine Anzahl Arten, dle im 
Museum noch nicht vorhanden und anscheinend neu 
sind, auch unter den Hymenopteren und Myriapoden 
finden sich einige seltenere, vielleicht neue Arten. 
Die Spinnen enthlelten außer bekannten auch 
seltene Attus= und einige neue Arten. Die einge- 
sandten Krebse waren für das Museum neu; der 
wissenschaftliche Werlh der Nematoden ist ein großer.
	        
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