Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

keit in den Tropen sind neben guter Qualität die 
wichtigsten Vorbedingungen für einen guten Absatz. 
Eisenwaaren. Stab= und Flacheisen wird 
aus Belgien, Spateneisen (Jembe) in besonderer, 
nur in Afrika gebräuchlicher Form aus Deutschland, 
Nägel werden aus England, Klappmesser aus 
Deutschland, Rasirmesser aus Oesterreich importirt. 
Eiserne Kassen kamen früher vielfach aus Oester- 
reich, im Berichtsjahre jedoch, hauptsächlich der 
Frachtverhältnisse wegen, aus England. Maschinen 
werden von den Plantagen= und Eisenbahngesell- 
schaften aus Deutschland und England direkt importirt 
und kommen kaum in den Handel. 
Fez wurden im Berichtsjahre in bedeutenden, 
stets steigenden Mengen ausschließlich von Oesterreich 
importirt. Ausländische Konkurrenz macht sich in 
diesem Artikel, der auch im Innern Afrikas an Be- 
liebtheit gewinnt, nicht geltend. 
Glaswaaren. Fensterglas kommt aus Belgien, 
Trinkgläser und Lampencylinder sind haupt- 
sächlich aus Oesterreich. In neuerer Zeit macht sich 
die deutsche Konkurrenz in diesem Artikel fühlbar. 
Parfümflaschen kommen durchweg aus Oesterreich. 
Nach Glasbijouterien ist kelne besonders starke 
Nachfrage. Die geringen Mengen, die aus Oester- 
reich importirt werden, gehen meist in das Innere 
Afrikas, Spiegel kommen aus Belgien. Importirt 
wurden an Glaswaaren 1896 für 168 618 Rupien, 
gegen 1895 für 161 787 Rupien. 
Glasperlen. Ein nicht unwichtiger Artikel, der 
immer noch in großen Mengen nach dem Innern 
Afrikas geht, obwohl die Nachfrage eher abnimmt, 
da mit der allmählichen Verbreitung von Baargeld 
der Werth der Glasperlen als Scheidemünze aufhört. 
Die meisten gangbaren Sorten kommen aus Venedig, 
Emailperlen (Perls orientales) vielfach aus Deutsch- 
land, Formperlen, die genügende Nachfrage haben, 
aus Oesterreich. Eingeführt wurden an Glasperlen 
1896 für 150776 Rupien, 1895 für 161787 Rupien. 
4 Kartoffeln. Frische Kartoffeln bilden einen nicht 
sie sind ziemlich schlechter Qualität und werden zu 
2¾ bis 4½ Rupien per Kiste von 25 kg verkauft. 
Bessere Bombay-Kartoffeln kommen, wohl der un- 
günstigen Produktionsverhältnisse Indiens wegen, 
nur selten auf den Markt. Gute heimische Kartoffeln 
würden hier zweifellos Käufer finden, waren jedoch 
im Berichtsjahre durch die mangelhafte Seeverbindung 
vom Markte ausgeschlossen. 
Kerzen kommen aus Holland und Frankreich 
auf den Markt in Kisten zu 300, 350 und 400 g 
zum Preise von 2,50 bis 3 Dollar. 
Kohlen für die Dampfer kommen aus England. 
Smith Makenzie & Cie. versorgen die englischen 
und deutschen Kriegsschiffe. Durch den starken Ver- 
kehr mit Südafrika gewinnt Sansibar immer mehr 
an Wichtigkeit als Kohlenstation. Zur Einfuhr ge- 
langten 1896 für 890 238 und 1895 für 665 698 
585 
  
–4 
Rupien. Auch nach den Küstenplätzen werden direkt 
Kohlen eingeführt. 
Lampen werden für Eingeborenen-Gebrauch m 
primitiver Form aus Blech hier erzeugt, bessere 
Qualltäten kommen aus Deutschland und Oesterreich, 
selten aus Italien. 
Mehl. Weizenmehl wird in Säcken aus 
Bombay, in Fässern aus Triest und Ungarn im- 
portirt, vielfach via Hamburg und London. Der 
durchschnittliche Prels für ein Faß beträgt 20 bis 
22 Rupien. Die Zufuhr aus Indien war in diesem 
Jahre der Hungersnoth wegen beschränkt. Importirt 
wurde 1896 indisches Mehl für 141 518 Rupien, 
europäisches Mehl für 50 729 Rupien. Auch na 
der Küste kommt Mehl zur direkten Einfuhr. Nach 
Roggenmehl ist geringe Nachfrage. 
Teigwaaren. Nudeln, Vermicelli und Macca- 
roni kommen in nicht unbedeutenden Mengen aus 
Frankreich auf den Markt. 
Metalldraht. Messing= und Kupferdraht 
kommen hauptsächlich aus Deutschland, weniger aus 
England. Die Preise schwanken. Importirt wurde 
1896 für 41 618 Rupien, 1895 für 43 649 Rupien. 
Mineralwässer. Der früher ziemlich starke 
Verbrauch hat abgenommen, seit man hier und an 
mehreren Küstenplätzen Sodawasser erzeugt. Gieß- 
hübler Sauerbrunn, der früher häufig war, trifft man 
gar nicht mehr, konsumirt wird Harzer Sauerbrunn. 
Musikinstrumente. Mundharmonika, Zieh- 
harmonika und kleine Flöten 2c. kommen aus Oester- 
reich und Deutschland, sind jedoch stark von der 
Mode abhängig, welche die Menge des Absatzes 
beeinflußt. 
Möbel kommen vielfach aus Bombay, Nohrstühle 
mit steigender Nachfrage aus Oesterreich. Die 
billigsten Qualitäten sind hier unbedingt im Vortheil. 
Oelfarben werden aus England und Deutsch- 
land importirt. 
Papier. Fast alle hier gangbaren Sorten 
kommen aus Oesterreich, jedoch vielfach über Bombay. 
Gangbar ist Schreib= und Konzeptpapier, Buntpapier, 
das die Weiber als Ohrschmuck benutzen, und Ciga- 
rettenpapier. Letteres kam bis vor Kurzem aus- 
schlleßlich aus Oesterreich, neuerdings macht sich infolge 
ungünstiger Frachtverhältnisse französische Konkurrenz 
bemerkbar. 
Parfümeriewaaren. Parfüms und wohl- 
riechende Oele im arabischen Geschmack kamen aus 
Deutschland, Frankreich und Oesterreich. 
Petroleum bildet das übliche Beleuchtungs- 
materlal der Küstenbevölkerung. Es kommt in Segel- 
schiffen aus Amerika hierher. Das schlechterc russische 
Petroleum hat hier noch nicht festen Fuß gefaßt. 
Der Preis beträgt 3½ bis 4½ Rupien per Kiste. 
Eingeführt wurde 1896 für 508 642 Rupien, 1895 
für 290 042 Rupien. 
Posamentierwaaren. Gold= und Silberfäden 
(Sari) kommen in meist unbedeutenden Mengen aus 
Deutschland.
	        
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