geführt, den Klimawechsel bis Deutsch-Ostafrika und
dann in den verschiedenen Gebieten zwischen Küste
und Uhehe aushalten können. Immerhin ist in
Deutsch-Ostafrika für Ochsenwagen eine Zukunft
wahrscheinlich.
Das Nächstliegende für Uhehe wäre die
Benutzung der Wasserstraße Rufiji — Ulanga, um
so mehr, als Uhehe Aehnlichkeit hat mit dem briti-
schen Schirehochland und dieses Gebiet an dem
oberen und unteren Schire und dem Sambesi eine
Wasserstraße besitzt, welche der für Uhehe in Vor-
schlag gebrachten durchaus analog ist. Abgesehen
von der größeren Breite des Sambesi stellt derselbe
mit seiner knappen Wassertiese und veränderlichen
Sandbankbildung für Schifffahrt ziemlich dasselbe
dar wie der Rufiji; noch größer ist die Aehnlichkeit
zwischen unterem Schire und Rufiji, indem hier
auch die Breite beiderseits annähernd dieselbe ist.
Der obere Schire ist vollends genau dasselbe wie
die Ulanga: beide Flüsse sind gleichmäßig schnell,
tief und ausgezeichnet fahrbar. Bei der Ulanga
haben wir sogar noch ganz erhebliche Vortheile, indem
deren Zuflüsse mehr oder minder zu gebrauchen sind
und bei ihr eine große Unannehmlichkeit fortfällt,
die bei dem oberen Schire störend wirkt — das ist
die Thatsache, daß der Pomolombosee, durch welchen
der obere Schire fließt, in den trockensten Zeiten eine
Schlickfläche darstellt. Auch im Uebrigen findet sich
Analoges zwischen der für Uhehe projektirten und
der bei unseren südlichen Nachbarn längst in
ausgedehnter Benutzung stehenden Wasserstraße:
hier haben wir als Verkehrshinderniß die Schu-
guli= und Panganistromschnellen, dort zwischen
oberem und unterem Schire die Murchisanfälle.
Dort ist die Strecke, die zu Land zurückgelegt
werden muß, 16 Wegstunden lang, hier würde sie
an 90 bis 100 km in der Luftlinie betragen, also
in Wirklichkeit kaum viel über 20 Wegstunden.
Wägen wir die Vor= und Nachtheile auf beiden
Wasserstraßen ab, so können wir sie als beide ein-
ander gleichwerthig konstatiren, und da die dortige
Straße längst als völlig brauchbar gilt, kann die
biesige unbedingt auch als brauchbar hingestellt werden.
Ich will durchaus nicht sagen, daß die Fahrt auf
dem Rufiji ganz leicht und hindernißlos von statten
gehen würde — durchaus nicht! Es kommt aber
nicht darauf an, wenn der Dampfer auch so und so
viele Male auf Sandbänken aufsetzt und dadurch
Verspätung erleidet, sondern es kommt darauf an,
daß er überhaupt und in vernünftigem Zeitraum
ankommt. Im Sambesi habe ich verschiedentlich, im
unteren Schire in drei Tagen viele Male mit dem
Dampfer auf Sandbänken gelegen, darunter einmal
mehrere Stunden lang. Alle Mannschaften und
schwarzen Passagiere mußten über Bord und den
Sand unter dem Dampfer wegkratzen. Das that
aber der Thatsache keinen Abbruch, daß die Fracht
faktisch befördert worden war, und daß eine Reihe
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von europäischen Passagieren, darunter eine junge,
alleinstehende deutsche Missionsdame unter ziemlich
geringen Kosten in bequemer Weise eine Strecke
zurückgelegt hatten, die ihnen zu Lande, mit einer
Trägerkolonne geplagt, viel Geld gekostet und große
Anstrengungen bereitet hätte. Die Landstrecke
zwischen oberem und unterem Schire wurde bei jener
Gelegenheit mittelst Träger und Machilla auf einer
sehr passablen Straße zurückgelegt, die zum großen
Theile durch ziemlich schwieriges Hügelland geführt
war. Einen solchen Weg zwischen Rufiji und
Ulanga herzustellen, würde auch für uns keine be-
sonderen Schwierigkeiten bieten und würde für
Ochsenwagen und sonstiges Fuhrwesen durchaus ver-
wendbar sein. Dabei mache ich darauf aufmerksam,
daß trotz des bedeutenden Verkehrs zwischen oberem
und unterem Schire doch noch kein Fuhrwesen üblich
ist, daß also Einführung von Ochsenwagen oder der-
gleichen auf unserer Strecke ein Uebriges wäre. Der
Transport würde sich von der Rufijimündung an
folgendermaßen gestalten:
Auf dem Rufiji vermittelst möglichst flachgehender
Heckraddampfer und Leichter; vom Rufiji bis zur
Ulanga über Land mit Ochsemwagen und dergleichen;
auf der Ulanga mit tiefgehenden größeren Dampfern
und Leichtern; auf dem Kihansi mit flachgehenden
schmalen Dampfbooten; auf den übrigen verwendbaren
linken Nebenflüssen der Ulanga mit leichten flachen,
schmalen Booten. Eine Kostenberechnung steht noch
außer meiner Macht; da aber Hauptmann v. Kleist
berechnet hat, daß z. Zt. auf Rufiji, Ulanga, Kihansi
eine Last mit Boot bis Perondo 6 Rupien kosten
würde, so ist anzunehmen, daß der Dampfertransport
erheblich billiger sein würde.
Eins steht fest: Die Wasserstraße Rufiji—
Ulanga ist verwendbar; die Ulanga mit ihren
Nebenflüssen erschließt ein weites Gebiet, dessen
großer Theil für tropische Kulturen sehr fruchtbar
ist und schon jetzt durch Gummireichthum erheb-
lichen Handelswerth besitzt; dies grenzt direkt an
das Besiedelungsland Uhehe an, welches, an sich von
großer Ausdehnung und sehr zahlreichen Farmen
Raum bietend, in direktem Anschluß steht an die
ebenfalls durchaus besiedelungsfähigen weiten Gebiete,
die längs des östlichen und nördlichen Nyassarandes
laufen und von da ununterbrochen bis zum Rikwa
und Tanganyika sich erstrecken. Hierzu tritt, daß
hier die einzige nennenswerthe Wasserstraße unserer
Kolonie zu finden ist. Um so mehr drängt sich die
Ueberzeugung auf, daß es am meisten lohnt, gerade
hier mit ganzer Kraft und mit allen Mitteln an das
Werk heranzugehen.