Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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und von Kirikri ebenso über Tschambaa, Blitta, 
Pessi. Die Bevölkerung war überall entgegenkommend. 
Ein tieferes Verständniß für die endlichen Absichten 
der Weißen ist nur vereinzelt zu finden. Trotzdem 
nimmt man mit einem gewissen Interesse Partei. 
Der Weiße ist zur Zeit im Allgemeinen gern gesehen; 
er ist noch der Gebende. 
Die Ernährung einer Karawane macht auf unserer 
Route in Togo, anders als sonst gewöhnlich in 
Afrika, nicht die geringsten Schwierigkeiten. Deutsches 
Silber ist in allen größeren Plätzen gangbar. Es 
wird zu Schmucksachen verarbeitet. Stoffe werden 
vorgezogen. Auch Tabak ist geschätzt. 
Loandschaftlich bietet Togo im Ganzen sehr wenig. 
Berg und Ebene, Alles überzieht dieselbe Busch- 
sabanne. Seltene Ausnahmen bieten kleine Wald- 
parthien an Bächen und Thälern, Sümpfe und 
Steppen fehlen fast ganz. Mehr oder weniger mit 
Humus gemischter Laterit deckt den größten Theil 
dieses Gebietes, die Gebirge sind im Allgemeinen zu- 
sammengesetzt aus Quarzit, Quarz und Glimmer= 
schiefer, nördlich von Paratau auch gelegentlich Gneiß 
und sehr viel Raseneisenstein. 
An Wild habe ich außer einigen Affen, einer 
großen Antilope nur Frankolinen, Perlhühner und 
andere Vögel gesehen. 
An Nutzpflanzungen im Busch fällt die große 
Menge von Schea-(Schi-hbutterbäumen nördlich von 
Kete auf. Die möglicherweise hier in den ausge- 
dehnten, buschbestandenen Grasflächen auch vor- 
kommenden, kürzlich im „Tropenpflanzer" beschriebenen 
Kautschukpflanzen werde ich aufzusuchen bemüht sein. 
Kautschuklianen sollen im Sokodé häufig sein. 
Deutsch-Hüdwelkafrika. 
Südwestafrikanische Baiwegbahn. 
Das Kaiserliche Feldbahnbaukommando — Vor- 
streckungskommando — berichtet am 23. Oktober 
d. Is., wie folgt: 
Das Kommando besteht zur Zeit aus: 1 Offizier, 
1 Rechnungsbeamten, 5 Unteroffizieren, 1 Ober- 
Lazarethgehülfen, 2 Reitern der Schuttruppe, 
51 weißen Arbeitern, 1 Vormann des Manasse, 
1 Polizisten des Manasse, 127 farbigen Arbeitern, 
7 Pferden, 28 Mauleseln. 
Es wurden verlegt: 
am 19. Oktober 450 m Gleis 
= 20. - .. 620- - 
1 - 660 - - 
22. - 760 - - 
-28. - 400 = 
zusammen 2870 m Gleis. 
Der Bahnhof enthält sieben Weichen und 
. 5150 
Nebengleis. 
  
Inzwischen hat sich das Landen der Zwillings- 
zmaschine so weit vollzogen, daß zur Zeit die Bestand- 
theile einer Einzelmaschine, außerdem der zweite 
Kessel und zwei Tender geborgen sind. 
Bezüglich der Einzelheiten der Landung berichte 
ich ganz gehorsamst: 
Als erstes Stück wurde eine rund zwei Tons 
schwere Kiste in dem gleichzeitig gesandten großen 
Boot gelandet. Es gelang nicht, sie aus dem 
glücklich bei Hochwasser auf den Strand gesetzten 
Boot herauszubringen. Da für mich die Frage, 
ob eine zwei Tons schwere Kiste gelöscht werden 
könnte, deswegen von prinzipieller Bedeutung war, 
weil sich an Bord noch sehr viel schwerere, darunter 
eine von fünf Gewichts= und sieben Maßtonnen, 
befanden, so gab ich erst, als die Gefahr größer 
wurde, daß das Boot versinke, meine Zustimmung 
dazu, daß die Kiste im Boote geöffnet und ihr 
Gehalt, bestehend aus vier Tenderunterwagen einzeln 
ans Land geschafft werde. Die Löschung der vier 
Unterwagen vollzog sich nunmehr mit Leichtigkeit. 
Für das Landen der Kessel wurden besondere 
Vorkehrungen getroffen. Bei Hochwasser und 
milder Brandung wurde das einen Kessel tragende 
Boot gelandet und am Strande verankert. Nach- 
dem nach einigen Stunden die See zurückgegangen 
war, wurde rechts und links längsseits des Bootes 
je ein besonders angefertigter starker und hoher Bock 
aufgestellt. Ueber beide Böcke wurde als Träger 
ein aus Hochkant gestellten und mit einander ver- 
bolzten Bohlen gebildeter Balken gelegt, an den ein 
vom Schiff gelieferter Differentialflaschenzug gehängt 
wurde. Der Kessel wurde hochgeschoben und blieb 
in der Schwebe, bis das Boot von etwa 50 Farbigen 
wieder zu Wasser gebracht, ein Feldbahngleis unter- 
halb des Kessels verlegt und nunmehr der Kessel 
auf einen unter ihm stehenden Unterwagen herab- 
Velassen war- 
Die Landung des zweiten Kessels vollzog sich in 
gleicher Weise. Die beiden gelandeten Tender wurden 
geflößt, d. h. sie wurden an Bord wasserdicht ge- 
macht, ins Meer herabgelassen, von der Dampfbar= 
kasse des Schiffes bis nahe der Brandung geschleppt, 
hier von einem Kruboot übernommen, auf den 
Strand gesetzt und auf Rollen eingeholt. 
Ich habe auf Grund der beim Landen der zwei 
Tons schweren Kolli gemachten Erfahrungen jeden 
Versuch, die oben erwähnte Sieben-Tonskiste zu landen, 
unterlassen, und die Kiste auseinandernehmen lassen. 
Die Landung des Inhalts ist noch nicht beendet 
und zur Zeit wegen hoher Brandung unterbrochen. 
Das Tracirkommando hat über seine 
Thätigkeit in der Zeit vom 28. September bis 
21. Oktober d. Is. folgenden Bericht erstattet: 
Es wurde vom 28. September bis 1. Oktober 
vom Tracirkommando die Höhenlage des Bahnhofs 
Swakopmund über dem Meeresspiegel festgestellt 
und ein Längsnivellement des Bahnhofs aufge-
	        
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