Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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jahre 140 pCt. und ist zurückzuführen auf die große 
Ausfuhr von Wolle nach Hamburg, die von 943 d2 
im Jahre 1895 auf 2396 dz im Jahre 1896 ge- 
stiegen ist. 
Bei der Einfuhr haben Deutschland sowohl als 
auch Großbritannien und Frankreich unter den 
schlechten Geschäftsverhältnissen und dem Mangel an 
Nachfrage zu leiden gehabt. Besonders ist die Ein- 
fuhr von Tuch und Phantasieartikeln (fanch goods) 
zurückgegangen. 
Der Deutsche Schiffsverkehr hat etwas zu- 
genommen. Die Oldenburg-Linie unterhielt eine 
regelmäßige Verbindung mit der Westküste Afrikas, 
einmal monatlich, und im November und Dezember 
des Berichtsjahres nahm auch die Woermann-Linie 
Rabat in ihre Fahrt auf. Ohne Frage wird durch 
diese Verbesserung der Schiffsverbindungen der Handel 
mit Deutschland begünstigt. Gleichzeitig hat sie aber 
auch zur Entwickelung der Einfuhr belgischen Brot- 
zuckers, von welchem beträchtliche Mengen von Ant- 
werpen nach Rabat gekommen sind, beigetragen. Der 
belgische Zucker hat den Wettbewerb mit dem fran- 
zösischen aufgenommen; er ist etwas billiger als dieser 
und gewinnt stetig an Boden. Die Einfuhr deutschen 
Zuckers ist gering geblieben, es soll schwierig sein, 
in Deutschland die kleinen Brote, wie sie in Marokko 
verlangt werden, zu erhalten. 
  
Dandel Angolas im Jahre 1890.) 
(Nach einem britischen Konsulatsbericht.) 
Im Allgemeinen gestaltete sich der Handel Angolas 
im Jahre 1896 nicht zufriedenstellend. Die Einfuhr 
hat gegen die des Jahres 1895 abgenommen infolge 
des Rückganges des Preises von Kaffee, der gegen 
Ende des Jahres 1895 eintrat. Man kann annehmen, 
daß nur drei Fünftel der Waaren erforderlich waren, 
um im Tauschhandel dieselbe Menge Kaffee wie im 
Vorjahre zu erwerben. Auch das anhaltende Fallen 
des Wechselkurses machte sich überall fühlbar. 
Die wichtigsten Artikel der Ein fuhr sind Hemden- 
kattun (domestics), karrirtes Bettzeug (checks,), 
Stripes, bedruckte Baumwollenwaaren, baumwollene 
Tücher, Gewehrpulver, Gewehre, Provisionen und 
Wein. 
Domestics kamen bis vor wenigen Jahren nur 
von Manchester, jetzt werden sie nur noch von Por- 
tugal eingeführt, wo Fabriken, zum Theil von 
britischen Firmen, errichtet worden sind. Dieser 
Stoff wird vorherrschend in den Breiten von 26, 
27 und 28 englischen Zoll in Stücken von 15, 20 
und 30 ards verkauft. 
Der größere Theil von Stripes und Checks 
geht von Manchester ein, aber auch diese Waare 
bringen die portugiesischen Fabrikanten in beständig 
zunehmender Menge an den Martt, besonders in 
Benguela. Die Stoffe werden in Breite von 22, 
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiov 1897, S. 618 ff. 
  
  
*26, 27 und 28 englischen Zoll und in Stücken von 
6, 7½⅛½, 10½, 11, 12, 15 und 18 Yards verkauft. 
An der Einfuhr von Gewehrpulver ist Deutsch- 
land erheblich betheiligt, besonders an der nach Ambris. 
Der Tarif im dortigen Hafen ist für fremde Schiffe 
günstig, und Pulver kommt dorthin vornehmlich in 
deutschen Schiffen. Pulver aus Großbritannien wird 
nach Loanda, Benguela und Mossamedes von Liverpool 
in portugiesischen Dampfschiffen eingeführt. 
Die eingeführten Gewehre sind zumeist ganz 
geringwerthig, sie sind unter dem Namen „Lazarinas“ 
bekannt, haben Steinschlösser und sind in Belgien 
angefertigt, in den Verkehrsübersichten sind sie aller- 
dings als britischer Herkunft ausgeführt. 
Seife wird fast nur noch von Portugal einge- 
führt, zwei oder drei bedeutende Seifenfabriken sind 
in Lissabon errichtet worden. 
Die bessere Sorte Lichte wird noch von Groß- 
britannien eingeführt, die geringeren Sorten kommen 
zumeist von Portugal. 
Konserven in Büchsen gehen zum größten 
Theil aus Portugal ein, sie sind nicht besonders gut. 
Viel rother portugiesischer Wein wird in Angola 
verbraucht, nach besseren Sorten deutschen und fran- 
zösischen Weines ist keine Nachfrage. 
Außer diesen hauptsächlichen Artikeln wird eine 
Menge billiger Waaren für den Handel mit den 
Eingeborenen eingeführt, deren Herkunft in den 
Verkehrsübersichten nicht immer genau angegeben ist. 
So werden z. B. Perlen als von Großbritannien 
kommend bezeichnet, während sie in Wirklichkeit aus 
Italien, Deutschland und Oesterreich eingehen. 
Wellblech zu Bauten finden guten Absatz, die 
gangbarste Größe ist 9 Fuß englisch lang und 
26 Zoll breit. 
Die Einfuhr von Rum (aguardente) ist infolge 
der Schutzzölle sehr zurückgegangen, nur die nach 
Ambris nicht, wohin Deutschland Branntwein aus- 
geführt hat. Dort sind die Abgaben geringer als 
in den anderen Häfen Angolas. In der ganzen 
Kolonie wurden im Jahre 1896 etwa 1 800 000 
Gallonen Rum erzeugt, die dort auch fast gänzlich 
verbraucht worden sind. Der Werth dieser Produktion 
betrug 1 300 000 Milreis — etwa 203 125 Pfd. 
Sterl. In den Verkehrsübersichten sind 184 002 
und 72 604 Liter aufgeführt, die in den Jahren 
1895 und 1896 von Großbritannien eingeführt sein 
sollen, wahrscheinlich aber von Deutschland gekommen 
sind. Von den eingeführten Streichhölzern ist 
der größte Theil deutsches Fabrikat. 
In Zuckerrohrpressen, Dampfmaschinen 
und Turbinen ist ein ziemlich großer Bedarf. Der 
Vertreter einer amerikanischen Firma ist in vier 
Jahren dreimal in Angola gewesen und hat ein 
gutes Geschäft gemacht. Es würde sich lohnen, wenn 
mehrere Firmen zusammen einen Vertreter ausschickten, 
der Principe, St. Thomé, sodann Loanda, Benguela 
und Mossomedes besuchte und den Bedarf in den 
verschiedenen Maschinen kennen lernte.
	        
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