tragen wird, dem deutschen Leser wesentliche Gesichts-
punkte bei der Beurtheilung moderner Probleme
näher zu rücken.
Eln diesem Werke vorangegangenes Buch desselben
Verfassers, in dem er den Einfluß der Seemacht in
den Zeiten nach dem 30 jährigen Kriege und insbe-
sondere während des spanischen Erbfolgekrieges und
des siebenjährigen Krieges nachweist, ferner den Zu-
sammenhang der welthistorischen Ereignisse vom Aus-
gang der englischen Revolution bis zum nordameri-
kanischen Freiheitskriege entrollt, erscheint berelts in
zweiter deutscher Auflage; das neue, diese Darstellung
fortsetzende Werk, das die große weltgeschichtliche Krisis
der französischen Revolutionszeit von 1783 bis zum
Verfall der Napoleonischen Herrschaft im Jahre 1812
behandelt, gelangt jetzt in 12 Lieferungen zur Aus-
gabe. Die vorliegende erste Lieferung bietet außer
der Einleitung eine Uebersicht der Ereignisse in Europa
für die Zeit von 1788 bis 1793 und eine Schilde-
rung der Flotten im Jahre 1798. Das reichhaltige
Werk verdient mithin nicht nur in seemännischen oder
militärischen Fachkreisen, sondern seiner Ergebnisse
wegen von allen Gebildeten, die an den großen Fragen
unserer Zeit Antheil nehmen und ihr Urtheil über
sie bereichern wollen, beachtet zu werden.
Georg Schweitzer: Emin Pascha. Eine Dar-
stellung seines Lebens und Wirkens mit Benutzung
seiner Tagebücher, Briefe und wissenschaftlichen
Aufzeichnungen. Mit einer Karte, acht Porträts
und einer Anzahl Autographien. Berlin 1898.
Hermann Walther.
Der vorliegende statkliche Band besißt ein großes
Interesse. Bietet er doch nicht allein die authentische
Biographie des mit den Anfängen der deutschen
Kolonialpolitik so eng verknüpften Dr. Schnitzer,
sondern er gewährt auch Einblick in das Leben eines
der merkwürdigsten Menschen unserer Zeit. An der
Hand seiner Brlefe und Außzeichnungen begleiten wir
Schnitzers Lebensgang auf der Untiversität, in tür-
kischen Diensten als Militärarzt und Vertrauter eines
hochgestellten türkischen Beamten, dann endlich in
Aegypten, im Mahdireiche und in deutschen Diensten.
Vieles in dem Mitgetheilten ist ganz neu, anderes
schon Bekannte überrascht in neuem Zusammenhang.
Sollte indessen der Herausgeber geglaubt haben,
durch die Veröffentlichung auch die Sympathien für
die Persönlichkeit seines Helden zu steigern, so dürfte
das irrig gewesen sein. Bei aller Bewunderung für
die große Begabung, Gewandtheit und Zähigkeit
Dr. Schnitzers kann man doch nicht umhin, ihn
vom rein menschlichen Standpunkt schärfstens zu ver-
urtheilen. Wie seine Briefe ergeben und der Heraus-
geber bestätigt, sind die Nachrichten über Schnitzers
Verhällniß zur Frau und Wittwe seines Gönners
Hakki Ismail Pascha durchaus richtig gewesen. Er
hat mit ihr in Italien und Deutschland lange ge-
wohnt, sie als seine Frau ausgegeben und dann
hülflos in der Fremde verlassen! Nur daß er mit
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ihr wirklich verheirathet war, wird als unrichtig
erklärt. Ueber die Beschuldigung der Frau, daß
Schnitzer ihre Werthgegenstände und anderen Besitz
unterschlagen habe, geht der Herausgeber mit Sttll-
schweigen hinweg! Auch andere Züge aus Schnitzers
Leben, welche das vorliegende Werk meldet, sind nicht
geeignet, ihn besonders liebenswerth erscheinen zu
lassen. Der jetzt Verblichene mag in mancher Hin-
sicht ein Genie gewesen sein, ein Charakter war er
zweifellos nicht.
Prof. Dr. E. Sadebeck: Die wichtigeren Nutzpflanzen
und deren Erzeugnisse aus den deutschen Kolonien.
Hamburg 1897. Lucas Gräfe & Sillem.
Die von dem Direktor des botanischen Museums
in Hamburg, einem der besten Kenner kolonialer
Gewächse, verfaßte Schrift ist von hervorragendem
Werth für die deutschen Schutzgebiete. Leider fehlen
ihr, um sie ganz brauchbar zu machen, Abbildungen.
Es ist zu hoffen, daß der verdiente Verfasser eine
Sammlung von guten Bildern aller kolonialen Nutz-
pflanzen recht bald folgen lassen wird.
A. Frhr. v. Siebold: Die Flottenfrage in ihrer Be-
ziehung zu Deutschlands Weltpolitik. Würzburg
und Leipzig 1897. Woerl.
Die Broschüre bietet eine übersichtliche Dar-
stellung der deutschen Interessen in überseeischen
Ländern.
Rudolf Fitzner: Die Pflanzungen in Deutsch-
Ostafrika. Berlin 1897. H. Peetel.
Die kleine Arbeit, welche als Nr. 10 der vom
Verfasser herausgegebenen Sammlung geographischer
und kolonialpolitischer Schriften erschienen ist, stellt
einen Nachtrag zu dem bewährten „Deutschen Kolonial-
Handbuch“ dar.
Egon Kunhardt: „Wanderjahre eines jungen
Hamburger Kaufmanns“. Zweiter Theil: Eine
Reise um die Erde. Berlin 1897. Dietrich
Reimer. "6
Nachdem der erste Theil der Wanderjahre eines
jungen Hamburger Kaufmanns, der vor Jahresfrist
an dieser Stelle angezeigt wurde, eine so freundliche
Aufnahme in der Lesewelt gefunden hat, daß schon
jetzt eine zweite Auflage nöthig wurde, hat die
Verlagshandlung sich entschlossen, gleichzeitig auch
die Erfahrungen des Bruders des Verfassers als
zweiten Theil zu veröffentlichen.
Das Werk ist nicht minder reich und vornehm
ausgestatiet wie der erste Theil. Es handelt sich
dabei um eine geschickt durchgeführte Ergänzung, die
das mit vereinten Kräften geschaffene Werk erst zum
eigentlichen Abschluß bringt.
Wenn das Buch von Ozwald Kunhardt
speziell die südliche Halbkugel behandelt, so schildert
Egon Kunhardt seine Erlebnisse und Eindrücke in
den Vereinigten Staaten, in Honduras, Japan,