Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

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Golf ausgeführt würden. Was die Haussklaverei 
betriftt, sei keine große Veränderung vor sich ge- 
gangen. Während der sechs Monate zwischen dem 
Inkrafttreten des Abschaffungsdekrets und der Ab- 
fassung des Berichtes hätten etwas über ein Dutzend 
Sklaven die Freiheit erlangt. Die Ursache hiervon 
liege in der Unwissenheit und in der Indolenz der 
dortigen Sklaven. Uebrigens habe das Abschaffungs- 
dekret in Bezug auf die Behandlung der Sklaven 
günstig gewirkt. 
Der kürzlich verstorbene englische Philanthrop 
John Thomas Morton hat in seinem Testamente 
den größten Theil seines gewaltigen Vermögens 
der Mission vermacht. Um wie große Summen 
ch sich dabei handelt, läßt sich noch nicht über- 
sehen. Von Sachverständigen wird die Erbschafts- 
masse auf 14 bis 15 Millionen Mark geschätzt, 
wovon für die Mission acht bis zehn Millionen übrig 
bleiben dürften. Den Löwenantheil dieser Summe, 
sost zwei Drittel dovon, erhält die Brüdergemeinde. 
Dieser Mission, der er von Geburt ganz fern stand, 
näherte er sich zuerst im Jahre 1894, und in den 
dier Jahren seither hat er ihr nicht weniger als 
271 300 Mark geschenkt, ohne das anfangs erwähnte 
Vermächtniß. 
Ueber die Thätigkeit der Pallotiner-Mission in 
Kamerun während des Jahres 1897 berichtet der 
opostolische Präfekt P. Vieter in Kribi (gleichfalls 
in Kreuz und Schwert“): 
Aus Kribi ist vor Allem die erfreuliche Thatsache 
zu bemerken, daß dort 36 Yaundekinder seit einem 
Johr zur Erziehung sich befinden, ferner 26 Knaben 
aus den Mabea= und Ngumbastämmen und 13 von 
der Batangaküste, also im Ganzen 75 Knaben. Außer 
diesen 75, von der Mission gänzlich unterhaltenen 
Knaben wird unsere Schule in Kribi von 30 Knaben 
aus Kribi besucht. Mehrere der älteren Knaben 
  
erlernen dann die Schreinerei, Schusterei oder Schnei- 
berei, während andere als Hülfslehrer sich ausbilden, 
um in den Nebenschulen ihre Kräfte der Mission zu 
widmen. Zehn solche Hülfslehrer leisten der Mission 
Kiii bereits gute Dienste in den zehn zu Kribi ge- 
hörenden Nebenschulen. Der größte Theil der Knaben 
wird außer der Schulzeit mit Feldarbeit beschäftigt. 
Unsere drei Schwestern in Kribi haben 15 Mädchen, 
denen sie vollständigen Unterhalt und angemessene 
Eriehung geben. Außerdem wird die Schwestern- 
shule hier von etwa 25 Mädchen aus Kribt besucht. 
Die Zahl der Getauften in Kribi beträgt jetzt 600. 
In Marienberg wird die Schule von 70 Kindern 
besucht, die alle von der Mission völlig unterhalten 
werden. Die Zahl der Taufen ist dort auf 1050 
gestiegen, gewiß eine schöne Zahl. Marienberg ist 
di älteste Station. Die zu Marienberg gehörenden 
Nebenschulen, etwa 19 bis 20, zählen eine sehr große 
Anzahl Schüler. Wenn sich alle täglich einfinden, 
àerfte die Zahl derselben wohl 750 bis 800 be- 
kagen. Leider ist das bei den Marienberger Neben- 
  
schulen ebenso wenig der Fall als bei den Neben- 
schulen Kribis, Edeas und Engelbergs. Die Schwestern 
in Marienberg, drei, widmen sich der Erziehung der 
weiblichen Jugend in derselben Weise wie die 
Schwestern in Kribi. Die Zahl ihrer Zöglinge ist 
17 bis 18, die alle ihren Unterhalt von der Mission 
erhalten. Die Schwestern haben in mancher Hinsicht 
mehr Schwierigkeiten mit den Mädchen als die 
Patres mit den Knaben, auch ist es für dieselben viel 
schwieriger, Mädchen zur Erziehung zu erhalten, als 
es für die Patres ist, Knaben zu bekommen. 
In Edea wurde im Mai d. Is. durch P. Müller 
und zwei Brüder die dem heiligen Herzen Jesu ge- 
weihte Station wieder eröffnet; wegen Priester- 
mangels war sie über zwei Jahre verwaist. Die 
Schule in der Station selbst zählt zwar nur 30 
Schüler, aber 17 bis 18 Nebenschulen, die P. Müller 
errichtete, arbeiten mit und sichern der Mission eine 
gute Zukunft. Die Zahl der Getauften in Edea 
beträgt zwar zur Zeit nur 225, wird aber im näch- 
sten Jahre eine erfreuliche Zunahme auszuweisen haben. 
Engelberg, unsere Erholungsstation im Kamerun- 
gebirge, wurde im letzten Jahre sehr stark in Anspruch 
genommen, dafür fanden aber in diesem Jahre gar 
keine Heimreisen nach Europa statt. Die Station 
erweist sich als eine wahre Wohlthat für uns. Die 
Schülerzahl beträgt 30, getauft wurden etwa 110. 
In Mapanja, /4 Stunden von Engelberg, 700 m 
hoch, wurde in diesem Monat von drei Schwestern 
eine Station eröffnet. Auf Engelberg befindet sich 
auch eine Erholungsstation für Schwestern. Neben- 
schulen wurden im Gebirge acht errichtet. 
Die Kaffeefarm Engelbergs gedeiht sehr gut, doch 
hat sich ein großer Feind der Pflanzungen gefunden, 
nämlich die Kühe der Eingeborenen, die die Zweige, 
Blätter und Früchte abreißen und verschlingen. 
In Victoria kaufte ich von einem Schwarzen ein 
passend gelegenes, noch gut erhaltenes Wellblechhaus 
zu 1000 Mark, das unseren erholungsbedürftigen 
Mitbrüdern und Schwestern als Absteigequartier 
dienen soll. Der Platz, auf dem das Haus steht, 
war von der Regierung gepachtet, wurde aber auf 
eine Eingabe meinerseits der Mission vom Kaiser- 
lichen Gounverneur v. Puttkamer als Eigenthum 
zugesprochen. 
Im Juni starb in Marienberg Schwester Chri- 
stine am Schwarzwasserfieber nach etwa 15 Monaten 
aufopfernder Thätigkeit in unserer Mission. Alle 
Patres, vielleicht mit Ausnahme eines einzigen, litten 
im letzten Jahre weniger am Fieber, als es früher 
der Fall war. 
Großen Vortheil bringt uns die in diesem Jahre 
erfolgte Drucklegung des Duallakatechismus und der 
biblischen Geschichte in derselben Sprache. (Vergl. 
den Bericht desselben Verfassers auf S. 58 ff. des 
als Beilage zur vor. Nr. des Kol. Bl. erschienenen 
„Jahresberichts über die Entwickelung der deutschen 
Schutzgebiete im Jahre 1896/97“.) 
 
	        
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