Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Ueberzeugung nach nur Furcht die Veranlassung. 
Ich habe ihnen einen längeren Termin stellen lassen. 
Am 7. Januar traf die gesammte Expedition in 
Lolodorf ein, und nöthigte hier die Neubeschaffung 
von Trägern und Erledigung von Stationsangelegen- 
heiten zu mehrtögigem Aufenthalt. 
Am 12. d. Mts. ist die Expedition in der Stärke 
von 3 Offizieren, 1 Arzt, 3 weißen Unteroffizieren, 
1 Lazarethgehülfen, 162 farbigen Chargen und Sol- 
daten, in zwei Kompagnien formirt, und 145 Trä- 
gern aufgebrochen, um über Tungadorf in das Buly- 
gebiet zu gehen. 
Ich beabsichtige zuerst den großen Sakoistamm 
für seine in kurzer Zeit erfolgten vielfachen Räubereien 
am Gouvernementsweg zu bestrasen und dann im 
Hinterlande von Groß-Batanga und Campo Ordnung 
zu schaffen. 
Aus dem Widerstande, den die Truppe im Bane- 
gebiet gefunden hat, läßt sich erkennen, daß auch hier 
der Widerstand ein erheblicher sein wird. 
Nur die Bulys unmittelbar südlich des Bane- 
gebietes (Mfong) haben sich friedlich gezeigt. Des- 
gleichen soll auch die unmittelbare Umgebung der 
Missionsstation ruhig geblieben sein. Morgen, am 
15. d. Mts., will ich von hier aufbrechen. 
(gez.) v. Kamptz, 
Hauptmann und Kommandeur. 
Ngulemakong, den 19. Dezember 1897. 
Dem Kaiserlichen Gouvernement berichte ich ganz 
gehorsamst, daß gestern die West-Wogamug, etwa 
400 bis 500 Mann stark, unter Führung von Amo- 
gubane, denen ich freies Geleit hatte versprechen lassen, 
zu Friedensverhandlungen hier eingetroffen sind, und 
es ist mir gelungen, einen Friedensvertrag mit ihnen 
abzuschließen. 1 
Die Aussichten auf Beendigung der Expedition 
im Banegebiet sind im Uebrigen derartige, daß ich 
in etwa 14 Tagen hoffe, den Ost-Wogamugfrieden 
ebenfalls in entsprechender Form schließen zu können. 
Kleine militärische Aktionen zu diesem Zweck sind 
vorher jedenfalls aber noch erforderlich. Vorläufig 
erwarte ich die Rückkehr von Unterhändlern Balin- 
korres aus Sambongsa (Jamböng). Die Expedition 
wird jedenfalls bei ihrer Rückkehr noch eine Ver- 
zögerung erleiden, da dem Vernehmen nach Genaas, 
also zwischen hier und Lolodorf, auf dem Gouverne= 
mentsweg und der Baneroute, neuerdings bedeutende 
Uebergriffe sich haben zu Schulden kommen lassen. 
Ich habe alle Genoahäuptlinge auf dem Rückwege 
zu mir bestellt und werde gegen nichterscheinende, 
eine hohe Genehmigung vorausgesetzt, zur endlichen 
gründlichen Sicherung der Straßen rücksichtslos vor- 
gehen. Eventuell werde ich einen Theil der Lolodorf- 
besatzung an den Gouvernementsweg, eltwa 10 Stunden 
östlich Lolodorfs, vorläufig ständig Quartier beziehen 
lassen, und bitte ich deshalb gehorsamst um Geneh- 
migung, vorläufig die mir von Yaunde zur Verfü- 
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gung gestellten zehn Soldaten in Lolodorf behalten 
zu dürfen, zumal iederzeit eine stärkere Patrouille 
nach Bane—Genoa oder Buli dort verfügbar sein muß. 
(gez.) Freiherr v. Stein, 
Premierlieutenant und Expeditionsführer. 
Ngulemakong, den 27. Dezember 1897. 
Dem Kaiserlichen Gouvernement berichte ich ganz 
gehorsamst, daß am 25. d. Mts. sich die Ost-Wogamugs 
unter Führung des Häuptlings Balansäna, Sohnes 
des Sambosä (Jamböng), hier eingefunden haben, 
um Frieden zu erbitten. Politisch wichtiger, weil 
bedeutend intelligenter und energischer, ist der jüngere 
Bruder des Erwähnten, Ndi, der noch weiter östlich 
sitzt und sehr großen Anhang hat. Es ist derselbe, 
der seinerzeit den Ueberfall in Yanda, im Atagane- 
busch, in Scene setzte. Gerade diesen glaube ich im 
Anschluß an die Friedensverhandlungen völlig davon 
überzeugt zu haben, daß sein Vortheil auf Seiten 
der Europäer liegt, und hat er ebenso wie der in- 
telligenteste Sohn des alten Balinkorre, Balingtsche, 
mir bereits den Wunsch geäußert, zur Erweiterung 
seines Gesichtskreises einen Besuch in Kamerun ab- 
zustatten, der ihm ein noch erhöhtes Ansehen bei 
seinen Landsleuten eintragen, der Kaiserlichen Re- 
gierung aber für die Zukunft wohl auch bedeutend 
von Nutzen sein würde. Balansäna und ein großer 
Theil der übrigen Ost-Wogamughäuptlinge haben 
übrigens nachweislich sich am Kriege nicht betheiligt, 
im Gegentheil stets zum Frieden geredet. Doch ist 
ein Theil ihrer Leute ohne ihre Genehmigung den 
West-Wogamugs zugelaufen. Ich glaubte, die Frie- 
densbedingungen auch dementsprechend niedriger an- 
setzen zu können, zumal Kund seinerzeit lange Zeit 
in Sambosa (Jamböng) vorzügliche Aufnahme und 
jede Unterstützung fand. Verschiedene Zeitungen aus 
dem Jahre 1886, eine große deutsche Flagge, Zeuge rc. 
wurden mir als Erinnerung an Kund mitgebracht. 
Der Weg über Sambosaä (Jamböng) hinaus an den 
Nyong, 2½ Tagemärsche ostnordöstlich von hier, 
dürfte also in zwei Monaten in seiner ganzen Länge 
von Lolodorf aus sicher und gut wie die Gouverne- 
mentsroute sein. Die östlich der Ost-Wogamugs 
sitzenden, sehr bedeutenden Jengone, die zu passiren 
Kund seinerzeit nicht glückte, würden unter dem Druck 
der Ereignisse jetzt ebenfalls friedlich sein, und dürfte 
in Rücksicht auf die mir allerseits bestätigte Schifs- 
barkeit des oberen Nyong auf große Strecken in 
Verbindung mit der neugeschaffenen Wegeverbindung 
Lolodorf— Bambam — Kubana—Amogubane—Jene- 
balla—Ngulemakong—Sambosä zu genanntem Flusse 
(zusammen etwa 70 Stunden) ein bedeutender Auf- 
schwung des Handels von Lolodorf aus direkt nach 
Osten zu erwarten sein. So liegen allein in der 
hiesigen Faktorei 700 Pfund Jengone-Elfenbein und 
sind jetzt 150 eingeborene Träger zur Küste gegangen, 
ohne 40 Eingeborene, die für mich ohne Soldaten 
nach Lolodorf marschirt sind. Wenn irgend möglich,
	        
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